Horst D. Deckert

Berner Regierung verlangt von Gastrobetrieben eigene App-Lösungen für das Contact-Tracing

Gäste von Restaurants im Kanton Bern sollen bereits ab dem 10. Mai sämtliche Kontaktdaten für ein «effizienteres Contact-Tracing» angeben müssen. Eingelesen werden sollen die Daten durch die Gastrobetriebe in eine zentrale Datenbank des Kantons. Im vergangenen Jahr habe es beim Einholen von Kontaktdaten bei Restaurationsbetrieben oft Schwierigkeiten gegeben, schreibt der Regierungsrat in einer Medienmitteilung vom 28. April 2021.

Dies sei deshalb nötig, weil die für den Betrieb verantwortlichen Personen oft nicht erreichbar seien, oder die Angaben der Gäste nicht stimmten. Epidemiologische Abklärungen hätten deshalb nicht zeitnah angeordnet werden können, obschon dies notwendig gewesen wäre.

Brisant: Mit welcher Applikation die Daten übermittelt werden, überlässt der Kanton kurzerhand den Restaurants: «Bitte informieren Sie sich bei ihrem Anbieter der Registrierungsappliakation (SIC!), ob dieser die technischen Anpassungen bereits umgesetzt hat», schreibt der Regierungsrat auf seiner Website. Man könne ein «Gästeerfassungs-Formular» auch händisch übermitteln, heisst es.

In jedem Fall müssten die Daten mindestens einmal innerhalb 24 Stunden übermittelt werden. Wer eine Lösung zur Erfassung von Restaurantgästen selber entwickeln will, findet auf derselben Webseite die Dokumentation der Programmierschnittstelle. Sämtliche bestehende Lösungen müssten damit in den nächsten Tagen angepasst werden.

Pläne stossen auf Unmut

Die Pläne aus Bern würden bei vielen NutzerInnen für Unmut sorgen, schreibt das Online-IT-Fachmagazin Netzwoche am 29. April 2021. Sie fragten sich, wieso der Kanton nicht selbst eine einheitliche App zur Verfügung stelle.

Unlängst lancierte die «Arbeitsgruppe Gastgewerbe Luzern» gar eine Petition, in der sie die Schaffung einer einheitlichen und landesweiten Lösung zur Kontaktverfolgung fordert. Die Gruppe wird von GastroSuisse und dem Schweizerischen Gewerbeverband unterstützt. Andere hingegen würden von Datenschutzproblemen und vom «gläsernen Bürger» sprechen.

Man habe die kantonale Datenschutzaufsichtsstelle beim Ausarbeiten der Vorlage einbezogen, und die Behörde sei damit einverstanden, heisst es beim Kanton weiter.

Anfrage bislang unbeantwortet

Netzwoche schreibt dazu: «Eine Anfrage, wie der Kanton Bern die Datenbank auf Sicherheitsmängel überprüft und mit wem er dafür zusammenarbeitet, blieb bislang unbeantwortet.»

Wie sicher solche Apps sind, zeigte die Erfahrung mit der «SwissCovidApp», von der man kaum noch etwas hört. Der Informatik-Professor Serge Vaudenay sagte nach seiner Analyse, die Applikation sei ein eklatanter Betrug (Corona-Transition berichtete.)

Im Kanton Bern werden die Kosten und die Verantwortung für das «Contact-Tracing» abgeschoben. Ausgerechnet an diejenige Branche, die wegen den Corona-Massnahmen schon jetzt am meisten leidet.

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