Horst D. Deckert

Berset-Walder-Gate: «Blick»-Verantwortliche flüchten sich in billige Ausreden

Für Riniger-CEO Marc Walder könnte es eng werden. Durch seine Nähe zu Bundesrat Alain Berset und dessen Kommunikationschef Marc Lauener bringt er den Ruf des Blicks weiter in Schieflage (wir berichteten).

Schon Ende 2021 kam raus, dass er die Ringier-Redaktionen anwies, in der Pandemie den Regierungskurs zu stützen. Am vergangenen Samstag platzte nun die nächste Bombe: Während der Krise schickte Lauener wiederholt hochvertrauliche Infos an Walder, das kurz darauf im Blick erschien.

Am Dienstag, 10. November 2020, liess Lauener Walder von einem 100 Millionen-Impfdeal wissen. «Wir unterzeichnen nächstens einen Vertrag mit Pfizer, die den angeblich sehr wirksamen Impfstoff entwickelt haben», schrieb Lauener Walder.

Weiter: «Das kommt zu zwei anderen bereits reservierten Impfstoffen, die vielversprechend sind.» Einen Tag später, am Mittwoch, 11. November, titelte der Blick auf der Frontseite: «Schweiz bekommt den Impfstoff!»

Und am Dienstag, 2. März 2021, schrieb Lauener beispielsweise an Walder: «Sehr unter uns: Wir bringen am Freitag ein umfangreiches Testpaket in den Bundesrat, das hoffentlich als Gamechanger hilft. Details kann ich Ihnen zirka am Mittwochabend geben. Es wird geklotzt, nicht gekleckert.» Auch darüber berichtete der Blick kurze Zeit später.

Stets war der Blick schon vor den Bundesratssitzungen über mögliche Entscheide orientiert. Der ausserordentliche Staatsanwalt Peter Marti, der Berset, Lauener und Walder einvernommen hat, hält eine «Beeinflussung des Bundesrats» durch Bersets Departement für möglich.

Ringier CEO Walder betonte in der Vergangenheit immer, dass er keinen Einfluss auf die Redaktion genommen. Eine Aussage, an der er nach wie vor festhält. In einer internen E-Mail haben sich Ladina Heimgartner, Head of Global Media und CEO Blick-Gruppe, und Christian Dorer, Chefredaktor Blick-Gruppe, heute Vormittag an die Mitarbeitenden gewandt, wie persoenlich.com berichtet. Heimgartner und Dorer schreiben:

«Blick wird unterstellt, dass wir zwei exklusive Beiträge durch die Kommunikation zwischen dem EDI und unserem CEO, Marc Walder, publizieren konnten. Dies ist falsch. Wir haben das Zustandekommen der beiden Beiträge über das Wochenende akribisch rekonstruiert.»

Das Resultat zeige, so die Blick-Verantwortlichen, dass der

Laut den Blick-Verantwortlichen stamme der Primeur über die Impfstoff-Beschaffung vom 11. November 2020 von Quellen von Politikchefin Sermîn Faki. Den Primeur über die Lockerungen der Massnahmen vom 11. März 2021 hätten der stellvertretende Politikchef Pascal Tischhauser und Bundeshausredaktor Ruedi Studer recherchiert. Bei beiden Beiträgen sei CEO Walder in keiner Weise involviert gewesen.

«Die Schweiz am Wochenende hat weder Ringier noch die Blick-Gruppe mit diesem Vorwurf konfrontiert, was wir bedauern», so Heimgartner und Dorer weiter in ihrer internen E-Mail. Am Schluss schreiben die beiden:

«Diese Klarstellung ist uns wichtig. Die Blick-Gruppe arbeitet unabhängig. Dass der CEO eines Medienunternehmens Kontakte zu Entscheidungsträgern aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft, Forschung und Kultur pflegt, ist ein üblicher Vorgang. Dies hat jedoch keinen Einfluss auf unsere Berichterstattung, wie auch der §8 ‹Blick arbeitet unabhängig› im Redaktions-Manifest regelt.»

Gegenüber der Schweiz am Wochenene hatte der Ringier-Verlag folgende Stellungnahme abgegeben: «Weder die Ringier AG, Tochtergesellschaften, Organe, noch Mitarbeitende sind Beschuldigte in diesem Verfahren. Ringier AG kooperiert mit den zuständigen Behörden, unter Wahrung des Quellenschutzes.»

Kommentar Transition News

Die Stellungnahme von Heimgartner und Dorer kommt daher wie ein schlechter Witz und ist äusserst unglaubwürdig. Wie wahrscheinlich ist es, dass Walder die «heissen» Infos nicht in die Redaktion getragen ist? Wir lassen die Frage für den Moment offen. Interessant wäre zu wissen, was Walders Mobiltelefon Ende 2020 und im Frühling 2021 zu finden wäre.

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