Horst D. Deckert

Biden „phantasiert“ – aus derzeitigen Weltordnung sei „die Luft raus“

Als 1991 US-Präsident George H. W. Bush in einer Rede zur Lage der Nation den Beginn einer neuen Weltordnung verkündete, galt dies als historisch.

Joe Biden erklärte nun am 21. Oktober in einer Wahlkampfrede, diese Weltordnung habe „ausgedient“, die Luft sei „irgendwie raus“.

USA will jedoch weiterhin „gestalten“

Anlässlich eines Wahlkampfempfangs am 21. Oktober in Washington, D.C., hatte US-Präsident Joe Biden seine Anhänger wissen lassen, dass die derzeitige von den USA geführte Weltordnung „sozusagen ausgedient“ habe.

Die USA würden das System, das an ihre Stelle trete, dennoch gestalten.

Biden wies weiter darauf hin, wie er Japan und Südkorea davon überzeugt habe, der Ukraine finanzielle Hilfen zukommen zu lassen, und wie er auf dem G20-Gipfel in Neu-Delhi im vergangenen Monat ein Eisenbahn- und Hafenabkommen mit der EU, Indien und Saudi-Arabien unterzeichnet hatte.

„Ich denke, wir haben die Möglichkeit, wenn wir mutig genug sind und genügend Vertrauen in uns selbst haben, die Welt in einer Weise zu vereinen, wie es noch nie der Fall war“, erklärte Biden.

„Wir befanden uns 50 Jahre lang in einer Nachkriegszeit, in der es verdammt gut funktioniert hat, aber jetzt ist die Luft irgendwie raus. Die Luft ist irgendwie raus. Wir brauchen in gewisser Weise eine neue, neue Weltordnung.“

Die Weltordnung, die nach dem Zweiten Weltkrieg entstand, war ihrem Wesen nach bipolar, da die USA und die Sowjetunion um Einfluss und geopolitische Vorherrschaft rangen.

Als sich die Sowjetunion auflöste, verkündete der damalige US-Präsident George H. W. Bush in seiner Rede zur Lage der Nation im Jahr 1991 den Sieg im Kalten Krieg und den Beginn einer „neuen Weltordnung“. Der Zusammenbruch der Sowjetunion leitete eine unipolare Weltordnung ein, in der die USA zur einzigen Supermacht wurden.

Westen klar am absteigenden Ast

Drei Jahrzehnte später und angesichts der Tatsache, dass Washington um die Mittel für zwei Kriege im Ausland ringt, ist die amerikanische Vorherrschaft alles andere als sicher.

Chinas Wirtschaft war 1991 die elftgrößte der Welt, ist aber jetzt nach jener der USA die zweitgrößte. Während Peking sein Atomwaffenarsenal ausbaut und sein Militär modernisiert, bezeichnete Präsident Xi Jinping den von den USA angeführten Westen mehrfach als „absteigend“ und begrüßte die Entstehung einer „multipolaren Welt“, in der die internationalen Beziehungen durch Gesetze und Verträge und nicht durch die von den USA erzwungene „Regeln“ organisiert werden.

Auch der russische Präsident Wladimir Putin äußerte sich ausführlich über den Aufbau einer multipolaren Welt und beschrieb eine solche Ordnung als eine, in der die einzelnen „Zivilisationsstaaten“ frei sein würden, ihre eigenen Interessen unabhängig vom Diktat einer Hegemonialmacht wie den USA zu verfolgen.

Russland, China und ihre Partner in der BRICS-Gruppe und im Globalen Süden teilen dieses Ziel, sagte Putin letzte Woche gegenüber dem chinesischen Zentralfernsehen (CCTV).

„Wir gehen davon aus, dass alle Menschen gleich sind, dass alle die gleichen Rechte haben, dass die Rechte und Freiheiten eines Landes und eines Volkes dort enden, wo die Rechte und Freiheiten eines anderen Menschen oder eines ganzen Staates beginnen. Auf diese Weise sollte allmählich eine multipolare Welt entstehen“, erklärte Putin gegenüber dem chinesischen Sender.


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