Jahrzehntelang waren die G8/G7-Staaten Nabel der Welt und vermeintliche ökonomische Spitzenliga. Dieses westlich dominierte Wirtschaftsbündnis fühlt sich zwar immer noch so – doch seine Zeit läuft langsam, aber stetig ab: Die BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) erfahren derzeit einen massiven Zulauf. Selbst der US-Dollar als globale Leitwährung könnte wackeln.
Nicht weniger als 19 Anwärterstaaten zeigen sich an einem BRICS-Beitritt interessiert, 13 weitere haben bereits einen entsprechenden Antrag gestellt. Das Zeitalter der westlichen, von den USA geführte pseudomoralischen Hegemonie geht endgültig und unwiderruflich zu Ende.
Pseudomoralische Amokläufe
Der Rest der Welt hat offensichtlich übergenug von den pseudomoralischen Amokläufen, mit denen UNO, NATO, EU, Weltbank und andere westlich dominierte Organisationen der Staatengemeinschaft ihre eigenen Wertvorstellungen aufzwingen will – während eben jene Staaten daran zugrunde gehen.
Sei es wirtschaftliche oder kulturelle Bevormundung: Immer weniger Länder wollen diesen ökonomischen und moralischen Imperialismus weiter erdulden. Der Ukraine-Krieg hat diesen schon lange anhaltenden Prozess noch einmal erheblich beschleunigt.
Neue Währung in den Startlöchern
Hier entsteht auch wirtschaftlich ein gigantisches Potential, das dem Dollar den Rang als Weltwährung ablaufen könnte: Bereits 2014 gründeten die BRICS-Staaten die New Development Bank, um sich von Weltbank und Weltwährungsfonds unabhängig zu machen. Vor zwei Jahren wurden die Vereinigten Arabischen Emirate, Bangladesch, Uruguay und Ägypten aufgenommen. Saudi-Arabien steht ebenfalls kurz vor dem Beitritt.
Im März kündigte der russische Präsident Wladimir Putin an, zukünftig alle Öl- und Gasgeschäfte mit China in Yuan abwickeln zu wollen. Zur gleichen Zeit erklärte Alexander Babakow, der Vizevorsitzende der russischen Staatsduma, die BRICS-Staaten würden an der Entwicklung einer neuen Währung arbeiten, die auf dem BRICS-Gipfel im August in Südafrika vorgestellt werden soll.
Ist das Zeitalter des US-Dollars vorbei?
Pakistan will russisches Öl gegen Yuan erwerben. Russland und der Iran wollen eine gemeinsame, goldgedeckte Kryptowährung einführen, um den Dollar bei ihrem Handelsverkehr zu ersetzen. Während des Weltwirtschaftsgipfels in Davos im Januar, gab der Außenhandelsminister der Vereinigten Arabischen Emirate bekannt, dass der grenzüberschreitende Handel mit Indien in Rupien abgerechnet werden soll.
Der auch und gerade von den deutschen und europäischen Linken hofierte brasilianische Staatspräsident Lula da Silva treibt gemeinsam mit seinem argentinischen Amtskollegen Alberto Fernandez die Einführung einer gemeinsamen südamerikanischen Währung voran, um den Dollar abzulösen. Brasilien und China haben bereits ein Abkommen unterzeichnet, wonach anstelle des Dollars die nationalen Währungen Real und Yuan beim Handel akzeptiert werden sollen.
Deutliche Zeichen
Lula – der gerade die außenministrierende Annalena Baerbock beim Staatsbesuch in Brasilia abblitzen ließ und nicht einmal empfing, erklärte selbstbewusst: „Warum sollte jedes Land im Handel an den Dollar gebunden sein? Wer hat entschieden, dass der Dollar die Währung sein soll? Warum kann eine Bank wie die BRICS-Bank keine Währung haben, um den Handel zwischen Brasilien und China, zwischen Brasilien und anderen BRICS-Ländern zu finanzieren? Heute müssen die Länder dem Dollar hinterherjagen, um zu exportieren, obwohl sie in ihren eigenen Währungen exportieren könnten.“
Die Zeichen sind wahrlich überdeutlich: Die Zeit des Dollar als globale Leitwährung neigt sich dem Ende zu. Damit verliert er mittelfristig auch dramatisch an Wert.
Taumelnder Hegemon USA
Dies wirkt sich wiederum auf US-Staatsanleihen aus. Wenn diese massenhaft abgestoßen würden, könnte schlimmstenfalls die Bonität der USA herabgestuft werden und diese die gestiegenen Zinsen bei Neuverschuldung nicht mehr bezahlen können.
Dies hätte natürlich auch politisch unabsehbare Folgen. Ein taumelnder Hegemon, der bereits jetzt um seine schwindende Macht kämpft, wird auch die europäischen Verbündeten mit sich reißen, die ihm derzeit im Ukraine-Krieg noch bedingungslos folgen. Mit seiner verlogenen Bevormundungspolitik schaufelt der „Wertewesten“, so hat es den Anschein, sein eigenes Grab.
Zum Autor: Daniel Matissek ist Journalist mit pfälzischen Wurzeln, arbeitet neben für AUF1 auch für diverse deutschsprachige freie Medien (unter anderem „Journalistenwatch.com“). Gründungsherausgeber des Blogs „Ansage.org“. Schwerpunktthemen: Migrationspolitik, politischer Extremismus, Demokratie und Medienlandschaft. Freund differenzierter Zwischentöne, aber gerne auch leidenschaftlicher Polemiker. Devise: „Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos; es könnte aber auch umgekehrt sein.“
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