Horst D. Deckert

Brisanter WSJ-Bericht: Nord Stream-Sabotage durch die Ukraine – Wusste Berlin Bescheid?

Ukrainische Geschäftsleute und einige Militärs hätten den Plan zur Sprengung der Nord Stream-Pipelines während eines Gelages ausgeheckt, behauptet das WSJ in einem neuen Bericht: Präsident Selenskyj soll informiert worden sein und die Aktion zunächst abgesegnet haben. Die CIA wusste demnach ebenfalls Bescheid und hätte versucht, die Operation zu stoppen. Und: Auch Berlin soll lange im Voraus informiert worden sein.

Die mysteriöse Sabotage der Nord Stream-Pipelines im September 2022 hat zu wilden Spekulationen geführt. Nun enthüllt ein Bericht des Wall Street Journal (welches als Sprachrohr der US-Geheimdienste gilt) überraschende Details über den nun angeblich wahren Hergang der Ereignisse. Bislang gab es verschiedene Theorien darüber, wer für die Explosionen an den Gaspipelines in der Ostsee verantwortlich sein könnte. Der bekannte Investigativjournalist Seymour Hersh beschuldigte in einem Artikel die CIA, den Anschlag im Auftrag der US-Regierung durchgeführt zu haben. Andere Spekulationen deuteten auf ukrainische Spezialeinheiten hin, die von einer Jacht aus operiert haben sollen. Inzwischen wurde Haftbefehl gegen einen untergetauchten ukrainischen „Tauchlehrer“ gestellt. Sogar Russland selbst wurde verdächtigt, die eigenen Pipelines gesprengt zu haben, um den Westen zu destabilisieren.

Doch nun zeichnet der WSJ-Bericht ein ganz anderes Bild: Demnach soll die Idee für die Sabotage während eines Trinkgelages von ukrainischen Militärs und Geschäftsleuten im Frühjahr 2022 entstanden sein. Ein General soll den Oberbefehlshaber der Streitkräfte, Walerij Saluschnyj, und der dann wiederum Präsident Selenskyj davon in Kenntnis gesetzt haben. Laut den Recherchen des Wall Street Journal wurde die gesamte Operation von einem ukrainischen Geschäftsmann finanziert. Es soll sich um eine improvisierte Aktion mit begrenzten Mitteln gehandelt haben, die von hochrangigen Militärs unter der Führung von Saluschnyj beaufsichtigt wurde. Präsident Selenskyj habe den Plan zunächst abgesegnet. Als der US-Geheimdienst CIA Wind von dem Vorhaben bekam, soll er Selenskyj eindringlich aufgefordert haben, die Aktion abzubrechen. Der wollte dann auch zurückrudern – aber Saluschnyj ignorierte angeblich seinen Befehl. Ein Schlag ins Gesicht der Bevölkerung: Auch Deutschland soll über den Plan informiert worden sein – lange vor seiner Durchführung.

Der Bericht wirft ein neues Licht auf die Rolle der Ukraine in dem Vorfall. Bislang hatte Kiew jegliche Beteiligung an der Sabotage vehement bestritten. Nun sieht sich die ukrainische Führung mit schwerwiegenden Vorwürfen konfrontiert. Die deutschen Ermittlungsbehörden hatten kürzlich einen Durchbruch in dem Fall vermeldet und einen europäischen Haftbefehl gegen einen ukrainischen Tauchlehrer erlassen. Dieser soll an der Sprengung der Pipelines beteiligt gewesen sein. Der Verdächtige konnte jedoch aus Polen fliehen, bevor er festgenommen werden konnte.

Die neuen Enthüllungen dürften die Beziehungen zwischen der Ukraine und ihren westlichen Verbündeten belasten. Insbesondere für Deutschland, das durch die Zerstörung der Pipelines massiv betroffen war, aber weiterhin den Krieg in der Ukraine mitfinanziert, sind sie brisant. Milliarden von Steuergeldern wurden und werden in die Ukraine gepumpt. Sind Anschläge der Dank?

Gleichzeitig werfen die Erkenntnisse Fragen zur Kontrolle der ukrainischen Führung über ihre Sicherheitskräfte auf. Dass eine derart brisante Operation offenbar aus einer Schnapsidee heraus geplant und durchgeführt werden konnte, lässt Zweifel an den Entscheidungsstrukturen in Kiew aufkommen.

Auch stellt sich die Frage, ob das Ganze jetzt lanciert wurde, um Selenskyj aus dem Präsidentenamt zu hieven und durch einen „geeigneteren“ Kandidaten zu ersetzen. Eigentlich hätten bereits Präsidentschaftswahlen durchgeführt werden müssen, doch wegen des anhaltenden Krieges wurden diese auf unbestimmte Zeit verschoben. Immerhin sollte man nicht bedenken, dass dieser Angriff auf die Energieinfrastruktur schwerwiegend genug ist, um einen kollektiven Beistand der NATO einzufordern – und das durch ein Land, welches von den Mitgliedern der westlichen Militärallianz mit Unsummen an Geldern und Unmengen an Waffen unterstützt wird.

Mehr noch stellt sich die Frage, wie viel die deutsche Bundesregierung tatsächlich darüber wusste (und vor der Öffentlichkeit geheim hielt). Sollte Berlin darüber informiert gewesen sein, wäre dies faktisch Landesverrat. Die deutsche Bundesregierung muss diesbezüglich die Karten auf den Tisch legen. Denn hierbei geht es um einen potenziellen Skandal, über den die Öffentlichkeit Bescheid wissen muss. Weitere Hilfen für die Ukraine dürften der Bevölkerung kaum vermittelbar sein, wenn der WSJ-Bericht den Tatsachen entspricht.

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