Horst D. Deckert

China verbündet sich mit den Taliban

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China ist offensichtlich dazu bereit, die Taliban als legitime Herrscher Afghanistans anzuerkennen, wenn es ihnen gelingt, die vom Westen unterstützte Regierung in Kabul zu stürzen.

Laut US- und ausländischen Geheimdienstquellen, die von U.S.news zitiert werden, bereiten sich die Führer der Kommunistischen Partei Chinas darauf vor, ihre Beziehung zu den Taliban zu formalisieren.

Die islamgläubigen Taliban kontrollieren nun fast zwei Drittel Afghanistans, darunter die Hälfte der 34 Provinzhauptstädte. Kandahar, die zweitgrößte Stadt des Landes und Herat, die drittgrößte Stadt, sind gefallen.

China pflegt laut MailOnliine seit langem enge Beziehungen zu Pakistan, das eine lange bergige Grenze mit Afghanistan teilt. Viele Afghanen glauben, dass Pakistan den Taliban stillschweigend hilft, indem es sichere Zufluchtsorte für Trainingslager und medizinische Hilfe für verwundete Kämpfer bereitstellt.

China teilt sich mit Afghanistan eine nur 75 Kilometer lange Grenze und bereitet sich auf eine Zusammenarbeit mit den gefürchteten Taliban vor. Der chinesischen Außenminister Wang Yi soll sich Anfang August mit einer Delegation der radikalislamischen Taliban getroffen haben.

„Peking hat sich Berichten zufolge aktiv mit Kabul beim Bau der Autobahn Peshawar-Kabul zusammengetan, die Pakistan mit Afghanistan verbinden und Kabul zu einem Teilnehmer an Chinas massivem Infrastruktur- und Investitionsplan, der Belt and Road Initiative, machen würde“, so der RAND-Verteidigungsanalytiker Derek Grossman.

„Peking baut auch eine Hauptstraße durch den Wakhan-Korridor – einen schmalen Streifen Berggebiet, der Chinas westlichste Provinz Xinjiang mit Afghanistan verbindet – und weiter nach Pakistan und Zentralasien, um das bestehende Straßennetz durch die Region zu ergänzen“, so Grossmann weiter.

Nach ihrer Fertigstellung sollten diese neuen Durchgangsstraßen Peking in die Lage versetzen, seine Ziele des verstärkten Handels mit der Region und der Rohstoffgewinnung in Afghanistan zu verfolgen: „Peking wird deutlich davon profitieren, wenn die Taliban in Afghanistan wieder an die Macht kommen.“

Im vergangenen Monat sagte Taliban-Sprecher Suhail Shaheen in einem Interview, dass „China ein freundliches Land ist und wir es für den Wiederaufbau und die Entwicklung Afghanistans begrüßen … wenn [die Chinesen] Investitionen haben, werden wir natürlich für ihre Sicherheit sorgen.“

Die Taliban-Kämpfer nähern sich inzwischen Kabul. Die USA und Großbritannien entsendeten Tausende Soldaten für die Evakuierung ihrer Bürger aus der Hauptstadt.

Statt seine Botschaftsangehörigen zu evakuieren, will Deutschland das Personal laut SPD-Außenminister Heiko Maas auf das „absolute Minimum“ zu reduzieren. (MS)

 

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