Horst D. Deckert

Chinas Autobauer sollen EU-Investments stoppen: Eskalation im E-Auto-Streit

Die chinesische Marktmacht in Sachen Elektromobilität sorgt für Verstimmungen. Mit dem Handelskrieg zwischen Brüssel und Peking kommt nun ein von der kommunistischen Führung angeordneter Investitionsstopp für chinesische Autobauer in Europa. Erste Auswirkungen sind bereits zu spüren. Auch in Deutschland.

Im schwelenden Handelskonflikt zwischen China und der Europäischen Union zeichnet sich eine neue Dimension des Wirtschaftskampfes ab. Peking hat seinen Automobilherstellern nun einen klaren Wink mit dem Zaunpfahl gegeben: Investitionen in EU-Länder, die sich für höhere Zölle auf chinesische Elektrofahrzeuge starkmachen, sollen auf Eis gelegt werden. Die Anweisung erfolgte während eines durchaus delikaten Treffens im chinesischen Handelsministerium am 10. Oktober. Dort wurden Branchengrößen wie BYD, SAIC und Geely unmissverständlich nahegelegt, ihre Expansionspläne in bestimmten europäischen Märkten zu überdenken. Eine geschickte Schachzugfolge Pekings, die als direkte Reaktion auf die jüngst verhängten EU-Strafzölle von bis zu 45,3 Prozent zu verstehen ist.

Besonders pikant: Ausländischen Autoherstellern wurde während desselben Treffens subtil signalisiert, ihre Investitionen bevorzugt in jene EU-Staaten zu lenken, die sich gegen die Zollerhöhungen positioniert haben. Eine klassische Strategie des Teilens und Herrschens, die die ohnehin vorhandenen Risse in der europäischen Einheit weiter vertiefen könnte. Die ersten Auswirkungen dieser verschärften Gangart sind bereits sichtbar. Der chinesische Batteriehersteller SVOLT Energy hat angekündigt, seine europäischen Aktivitäten bis Januar 2025 komplett einzustellen. Ein Schritt, der nicht nur die deutschen Tochtergesellschaften betrifft, sondern auch zahlreiche Arbeitsplätze kostet.

Während die EU-Delegation bereits auf dem Weg nach Peking ist, um Alternativen zu den Strafzöllen auszuloten, kristallisiert sich ein möglicher Ausweg in Form eines „Price Undertakings“-Abkommens heraus. Dieses würde Exportpreise und -mengen regulieren, statt auf pauschale Zölle zu setzen. Nach acht Verhandlungsrunden bleiben die Vorschläge jedoch hinter den EU-Standards zurück, besonders was WTO-Konformität und Durchsetzbarkeit betrifft. Ein besonderer Knackpunkt: China besteht auf einem einheitlichen Rahmenabkommen für alle Hersteller, das von einem nationalen Handelsverband der wichtigsten Exporteure verwaltet werden soll. Eine Forderung, die die Komplexität der Verhandlungen zusätzlich erhöht.

Ironischerweise trifft diese Auseinandersetzung die chinesischen E-Auto-Hersteller in einer Phase der Stärke. Das dritte Quartal schlossen sie mit robusten Verkaufszahlen ab, die sogar ohne aggressive Preisrabatte erreicht wurden. Eine Position der Stärke, die Peking in den weiteren Verhandlungen geschickt ausspielen dürfte. Die kommenden Wochen werden zeigen, ob dieser wirtschaftspolitische Schlagabtausch in einen tragfähigen Kompromiss mündet oder sich zu einem ausgewachsenen Handelskrieg entwickelt. Eines ist jedoch bereits jetzt klar: Der europäische Automobilmarkt steht vor einer Phase tiefgreifender Veränderungen.

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