Horst D. Deckert

Chinesische Banken bangen um 646 Milliarden: Platzt die Immobilienblase?

Offenbar sind immer weniger Chinesen in der Lage, ihre Hypotheken zu bezahlen – oder weigern sich einfach, dies zu tun. Dies bringt die chinesischen Banken zunehmend in die Schieflage. Eine gewaltige Immobilienblase droht zu platzen.

Kürzlich veröffentlichte Berichte lassen nichts Gutes erahnen, was die chinesische Finanzindustrie betrifft. So haben die Käufer von Immobilien bei mindestens 100 Projekten in mehr als 50 Städten ihre Hypothekenzahlungen gestoppt, wie China Central Television (CCTV) auf dessen WeChat-Seite unter Berufung auf das Unternehmen China Real Estate Information Corp. mitteilte. Laut Bloomberg soll es in der Volksrepublik mittlerweile eine Art “Graswurzelbewegung” geben, die die Hypothekenzahlungen boykottieren.

“Reports of rapidly escalating refusals to pay mortgages in recent days have sparked losses in Chinese bank shares and developer bonds, reflecting concerns that the nation’s property crisis may spread to the financial system…”

Source: https://t.co/eZ6BvNsDDQ

— Gold Telegraph ⚡ (@GoldTelegraph_) July 14, 2022

Die Boykotte erhöhen das Risiko von Hypothekenausfällen und stellen eine neue Herausforderung für die Banken dar, die bereits durch ihre Engagements bei kränkelnden Bauträgern in Bedrängnis geraten sind. Hypotheken machen fast 20 Prozent der gesamten ausstehenden Bankkredite aus, und belaufen sich auf etwa 39 Billionen Yuan (rund 5,73 Billionen Euro). Das ist eine Summe, die selbst für den chinesischen Staat zu groß ist, um die betroffenen Banken zu retten.

A fascinating story that implicates China’s strange model of demanding mortgage payments before construction has completed; government collusion with big banks and developers; and a protest culture that is now spreading through GitHubhttps://t.co/ArAfplIg8z

— Dan Wang (@danwwang) July 15, 2022

Laut Schätzungen sind davon rund 4,4 Billionen Yuan (646 Milliarden Euro) direkt von den Boykottmaßnahmen betroffen, die vor allem jene Projekte betreffen, die seit Ende 2020 bis März 2022 begonnen wurden, sich aber verzögern oder deren Baubeginn verschoben wurde. Doch ein Ausfall dort würde sowohl die Bauindustrie des Landes als auch die Finanzwirtschaft in arge Bedrängnis bringen. Diese kämpfen bereits mit der Evergrande-Krise (Report24 berichtete), die immer noch eine große Belastung darstellt.

Dollar bonds of Chinese developers… looking ugly.

Now…

Homebuyers across 22 cities in China are refusing to pay mortgages which could cause $83 billion of bad debt.

Watch this closely.

— Gold Telegraph ⚡ (@GoldTelegraph_) July 13, 2022

Vor allem sollte man die Außenwirkung nicht vergessen: Viele der chinesischen Baukonzerne haben ausländische Investoren (auch aus den Vereinigten Staaten und aus Europa), die im Falle eines Zusammenbruchs ebenfalls enorme Abschreibungen vornehmen müssen. Doch das ist noch längst nicht alles. Sollte diese Blase platzen und die Volksrepublik an den Rand des finanziellen Kollapses bringen, wären die geopolitischen Auswirkungen wohl enorm. Die kommunistische Führung in Peking könnte dies als Anlass nehmen, doch eine Invasion in Taiwan durchzuführen, um so die Bevölkerung hinter sich zu einen. Ein Szenario, welches man durchaus in Betracht ziehen sollte.

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