NewsGuard hat uns zuletzt mit mehreren kritischen Fragen konfrontiert. Bei der Analyse unserer Website «sind uns mehrere falsche und unbegründete Behauptungen» aufgefallen, schreibt Elena Bernard. Sie ist eigenen Angaben zufolge als Contributing Analyst für NewsGuard tätig und arbeitet gerade daran, unser Nachrichtenportal Transition News neu zu bewerten.
Bernard, die uns bereits in der Vergangenheit negativ bewertet hatte, wirft uns unter anderem vor, eine «widerlegte Verschwörungstheorie» zu verbreiten. Doch dazu gleich mehr. Die NewsGuard-Anfrage ist Anlass genug, sich näher mit der Organisation zu befassen und diese kritisch unter die Lupe zu nehmen.
NewsGuard bezeichnet sich selbst als eine Plattform, die sich auf die Aufdeckung von Fake News spezialisiert. Die Organisation wurde 2018 in New York gegründet. Inzwischen operiert sie aber in zahlreichen Ländern – darunter auch in Italien, Grossbritannien, Frankreich, Italien und Deutschland.
Geleitet wird das Unternehmen von den beiden Journalisten und Medienunternehmern Steven Brill und Gordon Crovitz. Letzterer ist ehemaliger Herausgeber des Wall Street Journal. Crovitz ist zudem Mitglied des American Enterprise Institute (AEI) und des Council on Foreign Relations (CFR). Letztere Organisation ist eine bekannte US-Denkfabrik, die Einfluss auf die US-Aussenpolitik nimmt.
Zum Start sammelten Brill und Crovitz bei Investoren sechs Millionen Dollar ein. Die Anwerbung der Finanziers lief über Publicis, einer der grössten Werbe- und PR-Konzerne der Welt, der zugleich einer der Hauptinvestoren der Plattform ist. Ein grosser Aktionär des Konzerns, zu dessen Kunden grosse Pharmakonzerne zählen, ist unter anderem der mächtige US-Finanzdienstleister Vanguard Group.
Daneben kann die Organisation auf zahlreiche weitere grosse Investoren zählen – dazu gehören mehrere Philanthropen sowie auch grössere Unternehmen wie zum Beispiel Impact Assets und Cox Investment Holdings, Inc.
Vertraut wird den Behörden
Im «Kampf gegen Desinformation» arbeitet NewsGuard seit 2020 auch mit der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zusammen, um die «Infodemie» zu bekämpfen. 2022 hat man zudem mit der Europäischen Kommission zusammengespannt, um Fake News ins Visier zu nehmen.
Bei der Bewertung von Nachrichtenportalen setzt die Organisation nicht nur auf maschinelle Algorithmen, sondern auch auf Handarbeit. Journalisten prüfen im Auftrag von NewsGuard unzählige Medien. Je nach Ergebnis steht am Ende der Bewertung entweder ein grünes Häkchen («glaubwürdig») oder ein rotes Ausrufezeichen («nicht glaubwürdig»).
Glaubwürdig sind in den Augen von NewsGuard meist Plattformen, die regierungstreu und unkritisch berichten. Unglaubwürdig wiederum sind Portale, die die Regierungspolitik hinterfragen. Ähnlich ist die Sache in geopolitischer Hinsicht: Wer eine von den westlichen Medien abweichende Sicht auf den Krieg in der Ukraine abbildet, gilt in den Augen von NewsGuard rasch einmal als Verbreiter von Falschinformationen.
Dies zeigt sich exemplarisch beim Medien-Ranking. Spitzenreiter der «einflussreichsten deutschsprachigen Verbreiter von Fehlinformationen im Netz» ist 2022 NewsGuard zufolge: EpochTimes.de. – gefolgt von DE.RT.com (2), Achtgut.com (3), Report24.news (4); Journalistenwatch.com (5), Unzensuriert.at (6), Contra24.online (7), Rubikon.news (8), PI-News.net (9).
Umgekehrt gilt Spiegel.de als glaubwürdigstes Medium im deutschsprachigen Raum. Dahinter folgen: Faz.net (2), Web.de (3), Kreiszeitung.de (4), RP-Online.de (5), BR.de (6), Sueddeutsche.de (7), Tz.de (8), Merkur.de (9), GMX.net (10).
Kleine Zwischenbemerkung am Rande: Der Spiegel schätzte die mRNA-Injektionen stets als «State of the Art» ein. Ende November 2021 titelte das «glaubwürdige» Medienportal im Zusammenhang mit den «Impfstoffen»: «Sicherer wird’s nicht – Viele Impfskeptiker halten die Coronaimpfstoffe wegen der schnellen Zulassung für unsicher. Doch das genaue Gegenteil ist der Fall.»
Im Auftrag der Mächtigen
Die einseitigen Bewertungen sind keinesfalls überraschend. Oftmals sind die Analystinnen und Analysten von NewsGuard, die grossen Zeitungen wie der Süddeutschen Zeitung oder der FAZ positive Zeugnisse ausstellen, selbst mit diesen Medien verbandelt. Darauf hatte 2022 Multipolar in einer ausführlichen Recherche hingewiesen. Ein interessantes Beispiel unter mehreren in diesem Zusammenhang, auf das das Medienportal aufmerksam gemacht hatte:
«Die Süddeutsche Zeitung hat von NewsGuard ein Höchstranking von 100 Punkten erhalten; Kritik gibt es im Bewertungstext keine, stattdessen die pauschale, undifferenzierte Aussage: ‹Artikel sind ausgewogen, faktenbasiert und mit Quellen belegt›.»
Mitverantwortlich für diese Bewertung ist die Journalistin Alina Fichter – die jedoch selbst schon als Redakteurin für die Süddeutsche Zeitung gearbeitet hat.
Dass NewsGuard schnell auf Kritiker schiesst und die Mächtigen schont, dürfte aber noch andere Gründe haben. Für die Organisation tätig sind auch ehemalige Politiker, Militärs, Tech-Experten und hochrangige Beamte. Darunter:
Michael Hayden, NSA- und CIA-Direktor unter US-Präsident George W. Bush; Tom Ridge, Minister für Heimatschutz unter George W. Bush; Elise Jordan, Redenschreiberin für US-Aussenministerin Condoleezza Rice; Don Baer, PR-Chef («White House Communications Director») im Weissen Haus unter Bill Clinton; Richard Stengel, PR-Chef («Undersecretary of State for Public Diplomacy») im US-Aussenministerium unter Minister John Kerry; Anders Fogh Rasmussen, Ex-Generalsekretär der Nato; Kate O’Sullivan, General Managerin für «digitale Diplomatie» bei Microsoft.
NewsGuard behauptet, dass die Berater keinen Einfluss auf die Arbeit der Organisation nehmen. Bei der Bewertung von anderen Medien spielten sie keine Rolle.
Wozu werden die «Ratschläge und Einblicke» der Ex-Chefs von Nato und CIA dann benötigt – wenn nicht dazu, deren politisch gefärbte Sicht auf Desinformation zum Standard der eigenen Ratings zu machen? Genau das wollten wir von NewsGuard erfahren. Roberta Schmid, Managing Editor der Organisation, wies in ihrer Antwort an uns auf die NewsGuard–Website hin. Weshalb Berater für die Organisation tätig sind, erklärt die NewsGuard dort unter anderem wie folgt:
«Als wir NewsGuard ins Leben riefen, bauten wir ein Team von Beratern auf, die uns in wichtigen Fragen zu Desinformation beraten können. Unsere Berater sind weder an unserem Verfahren zur Bewertung von Webseiten beteiligt, noch haben sie die Befugnis, redaktionelle Entscheidungen oder Geschäftsentscheidungen zu treffen. Ihre Aufgabe besteht lediglich darin, Ratschläge und Einblicke in wichtige Fragen im Zusammenhang mit Desinformation in verschiedenen Bereichen zu geben.»
Interessant: Die eigentliche Bewertungsarbeit wird bei NewsGuard vor allem von jungen, meist nicht festangestellten Kolleginnen geleistet – dies stellte auch Multipolar bereits fest. So beispielsweise von Elena Bernard, die gegenwärtig, wie bereits erwähnt, die Bewertung von Transition News erstellt.
Bernard war Volontärin beim Wissenschaftsmagazin Spektrum, wo sie bis heute vor allem veröffentlicht. 2019 schloss sie ihren Master in Wissenschaftsjournalismus an der TU Dortmund ab. Thema ihrer Abschlussarbeit: «Erfolgreiche Gesundheitsbotschaften». 2019 erschien von ihr bei Quarks (WDR) der Text «Warum du Leute selten mit Fakten überzeugst». Darin schrieb sie:
«Wenn Menschen sich aufgrund unbegründeter Ängste nicht impfen lassen, gefährden sie nicht nur ihre eigene Gesundheit, sondern untergraben auch weltweite Gesundheitsziele.»
Elena Bernard war unter anderem in der Vergangenheit auch zuständig für die Ratings von Apolut, Reitschuster und Multipolar. Auch für unser Medienportal hat sie bereits eine Bewertung verfasst und Transition News ein schlechtes Zeugnis erstellt.
Bernard nannte Transition News darin eine «Website, die über die Covid-19-Pandemie berichtet, häufig falsche Behauptungen veröffentlicht und die Ergebnisse von Studien falsch wiedergibt». In ihrer Analyse schrieb Bernard unter anderem:
«Obwohl Corona-Transition (heute Transition News) oft Inhalte aus glaubwürdigen Quellen bezieht – wie der europäischen Arzneimittelagentur (EMA), dem Europäischen Zentrum für Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und dem Robert-Koch-Institut (RKI) – fügt die Seite immer wieder eigene Interpretationen und Kommentare hinzu, die oft wissenschaftliche Erkenntnisse ungenau oder irreführend darstellen. Die Seite stützt sich manchmal auch auf YouTube-Videos und Websiten, die gemäss NewsGuard-Analysen falsche oder irreführende Informationen veröffentlichen, darunter Rubikon.news und Exomagazin.tv.»
Was also ist neuerdings Bernards Aufhänger für die scharfe Kritik an Transition News? Unter anderem ein Artikel, der sich mit der FTX-Pleite beschäftigte. In diesem («Der ‹Krypto-Krieg›: Todesfälle, FTX-Pleite und Ukraine») wurde die These geäussert, dass über den US-Kongress bewilligte Hilfsgelder für die Ukraine teilweise wieder «über FTX an dieselben Kongressabgeordneten» zurückgeflossen seien. Darin stützten wir uns auf Aussagen von Larry Johnson, einem ehemaligen Analysten der US-Central Intelligence Agency (CIA).
«Unseren Recherchen zufolge entbehrt diese Behauptung glaubwürdiger Belege», schreibt uns Bernard dazu. Wir konfrontierten NewsGuard und wollten wissen, ob sie uns Quellen nennen können, die belegen, dass Johnsons Aussagen nicht zutreffen.
Roberta Schmid erklärt gegenüber Transition News, dass sie das US-Aussenministerium und das ukrainische Ministerium für digitale Transformation kontaktiert habe. Beide Ministerien hätten betont, dass die Behauptungen haltlos seien.
«Wir haben keinen Grund zu glauben, dass diese Berichte etwas anderes als reine Unwahrheiten und Fehlinformationen sind», sagte ein Sprecher des US-Aussenministeriums gegenüber NewsGuard. Belege dafür, dass Johnsons Behauptungen nicht zutreffen, kann die Organisation aber auch nicht liefern.
Weiter warf uns Bernard vor, in zwei Artikeln (siehe hier und hier) eine «widerlegte Verschwörungstheorie» zu Chemtrails zu verbreiten. Ohne hier auf die Fachdiskussion näher einzugehen, sei so viel gesagt: In einem der kritisierten Artikel argumentiert der ETH-Physiker Dr. Philipp Zeller, dass «Wetter-Manipulation» heute als Kriegswaffe eingesetzt werden könne.
Dabei spricht er nicht von Chemtrails, sondern geht näher auf das Phänomen des Geoengineering ein. Im zweiten Beitrag äussert sich Franz Fraitzl, der sich seit Jahren mit der Thematik befasst, ebenfalls zum Thema Geoengineering und sagte, dass die Stratospheric Aerosol Injection (SAI) für Mensch und Umwelt schädlich sei. Mit der Frage konfrontiert, ob Geoengineering dann keine Realität sei, erklärt Roberta Schmid mit Verweis auf Fraitzls Aussagen gegenüber Transition News:
«Der (…) Artikel legte nahe, es kämen Geoengineering-Verfahren zum Einsatz, bei denen sich durch ‹Sprühungen […] Giftstoffe im Körper› ablagern. Während wir die Existenz von Forschungen zum Geoengineering nicht in Zweifel ziehen, gibt es keine Belege dafür, dass Geoengineering-Techniken, die wie in den Artikeln beschrieben Giftstoffe versprühen, zum Einsatz kommen.»
Kommentar Transition News
Ohne an dieser Stelle in Rechthaberei zu verfallen, überlassen wir es Ihnen, liebe Leserinnen und Leser, wie glaubwürdig die Kritik und Bewertungen von NewsGuard sind.
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