Horst D. Deckert

Corona-Knigge-Splitter

Benimmregeln in Coronazeiten (Foto:Imago)

Stellen Sie sich vor, Sie müssten sich vorstellen. Gilt das noch, was man Ihnen früher beigebracht hat? Ziehen Sie bitte nicht die Stirn in Falten! Seit Corona leben wir im protokollarischen Niemandsland. Ein Blick auf die Pleiten-, Pech- und Pannenbegrüßungen unserer geliebten Kanzlerin zeigt das deutlich. Ellebogencheck, Fisten oder Händeschütteln – das ist die Frage. Schon bei der Art der Darbietung des Körperteils „Arm“ lässt sich sofort Gesinnung ablesen. Vor neunzig Jahren war es nur ein kleines Armhoch und man wußte, mit wem man es zu tun hatte. So gesehen bedeutet diese neue Art der Kontaktierung schon ein erstes nonverbales Screening in Sachen Corona. Nur der Covidiot schüttelt noch Hände.

Ist die erste Klippe mit mehr oder weniger Missgeschick genommen, kommt der Smalltalk. Über die dort aufgestellten Fettnäpfchen lasse ich mich heute jedoch nicht aus, denn die wenigsten Leser von Ansage kenne ich persönlich. Wir machen das virtuell. Was Sie jetzt lesen ist mein dritter Beitrag bei Ansage, und deshalb ist es höchste Zeit, dass ich mich bei Ihnen vorstelle. Wir machen das so, wie wenn Sie rein zufällig auf meine Facebookseite geraten wären. Suchen Sie mich aber dort nicht! Den Account, den Sie unter meinem Namen finden, hat ein Stalker aus Wuppertal adaptiert und es gelingt mir nicht, dieses Arschloch löschen zu lassen. Facebook reagiert darauf nicht. Auf Fatzebuck bin ich unter anderem Namen aktiv, und während einer Sperrung wieder mit anderem Namen. Das verwirrt nur. Als gelangweilter Rentner habe ich manchmal wirklich nichts Besseres zu tun, als mich dort mehr oder weniger stilvoll zu fetzen.

Vom Katzenbild zur Nadel

Früher habe ich Katzenbilder gepostet, dann meine Abendessen (als ich noch die Welt bereisen konnte) und bis vor kurzem immer etwas zu Corona. Allerdings muss man beim Sackerberg die Worte „Corona”, „Impfen” u.a. unter allen Umständen vermeiden, sonst schiebt sich ungefragt ein Werbebanner der Bundesanstalt für Desinformation vor den eigenen Text. Immerhin wird der Text noch veröffentlicht, und wenn darin nicht das Wort „Neger” oder andere böse Begriffe auftauchen, kann es sogar vorkommen, dass man nicht gesperrt wird.

Bis vor kurzem war es ratsam, jeden kritischen Text mit einer Exkulpation zu beginnen. Beispiele: „Ich bin kein Nazi”, ”Man muss die AfD nicht mögen”, ”Ich habe nichts gegen Flüchtlinge”, ”Ich bin kein Coronaleugner” und ähnliches, um dann mit einem kräftigen „…aber” fortzufahren. Doch andere Zeiten verlangen andere Ansprachen. Der woke (neudeutsch für glattgebügelt) Mensch von heute beginnt nicht mehr seine Rede mit einem Statement wie „Ich bin gegen Rechts…“ sondern „Ich bin geimpft…„! Auch der größte Coronagrantler, Gerald Grosz, lässt sein Corona-Testimonial (neudeutsch für Kapitulation) nicht unerwähnt. So erfahren wir ganz nebenbei, dass Roland Tichy, Norbert Bolz, Klaus Strunz und sogar die Plasberg’sche Krawallphilosophin Svenja Flaßpöhler gepiekst sind.

Nicht das Psychische, nein, das Physische dominiert. Nur in einem geimpften Körper kann überhaupt ein gesunder Geist stecken (lateinisch: mens sana in corpore vaccinato). Ungeimpft sind nur noch die absoluten Vollidioten. Denen ist die ganze Misere doch zu verdanken. Nur wegen diesen Sozialschmarotzern funktioniert der Impfstoff nach fünf Monaten nicht mehr. Wären alle geimpft, wäre Corona längst Geschichte und Big Pharma müsste sich was Neues ausdenken. Dann wäre es für Biontech zu Ende mit dem Milliardensegen An der Goldgrube 11.

Das Horrorkabinett nimmt Fahrt auf

Die sich gerade formierende Regierungsdarstellerriege wird da noch einiges aus dem Köcher holen. Flankiert von den Hofwirrologen, die heute dies, morgen das als alternativlose Weisheit verkünden, greifen sie zu Folterwerkzeugen, die man sich als ehemals naiver Staatsbürger nicht mal ausmalen kann. Selbst Inhaftierung oder Konzentration in Lager halte ich mittlerweile nicht mehr für ausgeschlossen. Die Verfassungsrechtler wurden anscheinend bereits in der ersten Welle hingerafft. Unbeschadet der Nazi-Vergangenheit, für die unsere Oberkonifere (Vorsicht: Malapropismus) sonst bei jeder Gelegenheit medienwirksam barmt, ist sogar der Nürnberger Kodex kein Tabu mehr, und dass der Europarat am 27. Januar 2021 eine Resolution zu Impfstoffen gegen Covid-19 verabschiedet hat, interessiert nicht die Bohne:

Die Parlamentarische Versammlung fordert die Mitgliedstaaten und die Europäische Union nachdrücklich auf, dafür zu sorgen, dass die Bürgerinnen und Bürger darüber aufgeklärt sind, dass die Impfung NICHT verpflichtend ist und niemand politisch, sozial oder anderweitig unter Druck gesetzt wird, sich impfen zu lassen, wenn er oder sie dies nicht möchte, und dafür zu sorgen, dass Personen, die nicht geimpft sind, weil dies aufgrund möglicher Gesundheitsrisiken nicht möglich ist oder die betreffende Person dies nicht möchte, nicht diskriminiert werden.

Der deutsche Wortschatz enthält nicht umsonst das Wort „Volksschädling“. So lässt sich die Volksschädlingsverordnung vom 5. September 1939 mit wenigen begrifflichen Modernisierungen locker in ein „Schönes Impfverweigerungsgesetz“ (SchImpfGe) umpfrimeln. Die Scharfmacher wetzen schon die Messer. Erstens kommt es schlimmer, zweitens als man denkt.

Mein (erstes) offizielles Bulletin

Aber zurück zum Thema: Ich wollte mich ja zeitgemäß vorstellen. Dazu gehört, dass ich meine Mitmenschen unverzüglich und ohne schuldhaftes Verzögern über meinen momentanen Gesundheitszustand aufkläre. Das Virus soll sich ja auch elektronisch ausbreiten (fragen Sie Norton oder Kaspersky!). Seien Sie also gewappnet!

Körpertemperatur: 36,4 Grad Celsius.

Stuhlgang: ja.

Virenlast: nach 5cl Single Malt total abgebaut.

Aggressionspotential: nach Zeitungslektüre bei 150 auf der nach oben offenen Skala.

Libido: tangiert gegen Null.

Zähne: geputzt.

Urin: Kristallklares Gelb ohne Auffälligkeiten.

Blutzucker: im grünen Bereich.

Besondere Auffälligkeiten: Ich habe einen Tinnitus auf den Augen (ich sehe nur noch Pfeifen).

Für Nachfragen stehe ich selbstverständlich zur Verfügung.

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