Horst D. Deckert

Das Eiserne Gesetz der Elektrizität schlägt wieder zu: Deutschland nimmt fünf Braunkohlekraftwerke wieder in Betrieb

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Robert Bryce

[Weil in den Medien hierzulande kaum etwas davon zu lesen oder zu hören ist. Eigentlich eine Schande, dass man für relevante Nachrichten aus D auf auswärtige Blogs ausweichen muss. A. d. Übers.]

Letzte Woche berichteten zahlreiche Medien, dass Deutschland die Laufzeiten von drei seiner Kernkraftwerke verlängern wird. Der Schritt, die Reaktoren am Netz zu halten, gegen den sich die Grünen ausgesprochen hatten zeigt, dass die deutschen Politiker die Notwendigkeit erkennen, zuverlässige Kraftwerke am Netz zu halten, um die Stromversorgung des Landes im Winter sicherzustellen.

Letzte Woche wurde jedoch eine andere, ebenso wichtige Ankündigung gemacht, die in den Medien weit weniger Beachtung fand: Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz kündigte an, dass Deutschland fünf Kraftwerke wieder in Betrieb nehmen wird, die minderwertige Braunkohle verbrennen. Deutschlands Rückkehr zur Braunkohle zeigt einmal mehr das Eiserne Gesetz der Elektrizität, das besagt, dass Menschen, Unternehmen und Regierungen alles tun werden, um den benötigten Strom zu bekommen.

Deutschlands Rückkehr zur Braunkohle ist in der Tat voller Widersprüche, darunter einer, der in die Rubrik „Das kann man sich nicht ausdenken“ gehört.

Das Eiserne Gesetz der Elektrizität ist so mächtig, dass der Energieversorger RWE das Windkraftprojekt Keyenberg im Westen des Landes abbaut, um, Moment mal… mehr Platz für die Erweiterung der Grube Garzweiler zu schaffen. Die Braunkohle aus Garzweiler dient als Brennstoff für das Kraftwerk Neurath C, also eines der Kraftwerke, die wieder ans Netz gehen sollen. Ein RWE-Sprecher sagte der Zeitung Guardian: „Uns ist klar, dass das paradox klingt“.

Ja, es gibt viele Paradoxien. Das Bedürfnis Deutschlands, die Lichter am Leuchten zu halten, erklärt, warum die Regierung bereit ist, die Tatsache zu ignorieren, dass die Verbrennung von Braunkohle zur Stromerzeugung mehr Kohlendioxid ausstößt als jede andere Form der Stromerzeugung.

Außerdem widerspricht die Braunkohleverbrennung den deutschen Klimazielen. Im Rahmen der viel gepriesenen Energiewende hat sich Deutschland verpflichtet, seine gesamten Treibhausgas-Emissionen bis 2050 um 95 % zu senken. Die Kosten für diese Zusage könnten sich bis 2025 auf mehr als 500 Milliarden Dollar belaufen – und diese Zahl bezieht sich nur auf die Investitionen, die für die Dekarbonisierung des Stromsektors erforderlich sind. Das Ergebnis all dieser Ausgaben ist, dass die Einwohner Deutschlands jetzt mit die höchsten Strompreise in Europa zahlen.

Natürlich ist Deutschland nicht das einzige Land, in dem sich das Eiserne Gesetz der Elektrizität bewahrheitet. Die weltweite Nachfrage nach Kohle steigt seit Monaten rasant an. Die europäischen Stromversorgungsunternehmen bemühen sich, so viel Kohle wie möglich zu kaufen, um russisches Erdgas zu ersetzen. Der Newcastle-Benchmarkpreis für Kraftwerkskohle, die auf den asiatischen Markt geht, liegt seit mehreren Monaten bei oder nahe 400 Dollar pro Tonne. Das ist ein Anstieg um das Achtfache gegenüber dem Niveau von Anfang 2020. Und im Juli erklärte die Internationale Energieagentur, dass der weltweite Kohleverbrauch in diesem Jahr ein Allzeithoch erreichen wird.

Im August berichteten das Centre for Research on Energy and Clean Air und Global Energy Monitor, dass China den Bau von 43 neuen Kohlekraftwerken und 18 neuen Hochöfen plant. Wie Time.com berichtet, wurden die Projekte „in der ersten Hälfte dieses Jahres angekündigt, obwohl sich der größte Umweltverschmutzer der Welt verpflichtet hatte, seine Emissionen bis 2030 auf einen Höchststand zu bringen und das Land bis 2060 Kohlenstoff-neutral zu machen“.

Der Bericht stellte auch fest, dass China mit dem Bau von 15 Gigawatt neuer Kohlekraftwerkskapazitäten begonnen hat „in der ersten Jahreshälfte, und 24 Gigawatt neuer Projekte wurden angekündigt oder reaktiviert… Das Volumen neuer Projekte stellt eine Rückkehr zum Niveau vor der COVID-Pandemie dar, nachdem neue Projekte im Jahr 2020 sprunghaft angestiegen waren, entspricht aber immer noch fast einem Kohlekraftwerksblock pro Woche.“

Dieser letzte Satz ist bemerkenswert und muss wiederholt werden: In diesem Jahr hat China mit dem Bau von fast einem neuen „Kohlekraftwerksblock pro Woche“ begonnen.

Bei der Ankündigung der Wiederinbetriebnahme der Braunkohlekraftwerke erklärte Scholz, es handele sich um eine „zeitlich begrenzte, aber notwendige Notmaßnahme“. Er fügte hinzu, dass Deutschland „weiterhin fest zu seinen Klimazielen stehen“ werde.

Scholz sagte auch: „Die russische Aggression und ihre Folgen dürfen nicht zu einer weltweiten Renaissance der Kohle führen …Wir werden klare Angebote machen, damit auch Entwicklungs- und Schwellenländer den Weg zu einer klimaneutralen Energiewirtschaft entschlossen beschreiten können.“

Aber im Moment rückt die Idee eines „klimaneutralen“ Energiesektors in Deutschland und fast allen anderen Ländern der Erde weit in den Hintergrund gegenüber der dringenden Notwendigkeit, das Licht am Leuchten zu halten. Abschließend möchte ich die gleiche Botschaft wiederholen, die ich seit mehr als einem Dutzend Jahren verkünde: Wenn die Länder der Welt es mit der Reduzierung ihrer Treibhausgasemissionen ernst meinen, ist der Weg nach vorn N2N: Erdgas zu Kernenergie [Natural gas to {two} Nuclear]. Und wenn das Ziel darin besteht, den Strom- und Industriesektor schnell zu dekarbonisieren, muss das Ziel darin bestehen, kleinere, sicherere und billigere Kernreaktoren zu entwickeln und einzusetzen, und zwar zu Tausenden.

This piece originally appeared at Forbes.com and has been republished here with permission.

Link: https://cornwallalliance.org/2022/12/the-iron-law-of-electricity-strikes-again-germany-re-opens-five-lignite-fired-power-plants/

Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE

 

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