Horst D. Deckert

Das lukrative Geschäft mit dem Tod

Übersetzung eines Artikels unserer Freunde bei bonpourlatete.com.

Meine Freundin Marie-Lise hat gerade ihren 90. Geburtstag gefeiert. Sie ist eine sehr wache Frau, eine ehemalige Aktivistin der Fédération romande des consommatrices. Als sie letzthin ihre Post öffnete, erlitt sie beinahe eine Mischung aus Lachanfall und Herzinfarkt. Eine Firma namens Everlife bot ihr an, sie auf ihren Tod vorzubereiten.

Auf vier Hochglanzseiten und im Vierfarbendruck erklärten diese Wohltäter, sich um alles zu kümmern, von den letzten Vorbereitungen bis zur Beerdigung. Aber die fitte Dame fragt sich: «Mein Alter ist kein Geheimnis, aber warum schicken sie mir das jetzt?» Sie amüsierte sich über die ganzen Marketingtricks des Massenkonsums.

Wie viel kosten diese Dienste? Keine genaue Zahl, aber das bekannte Augenzwinkern: «Ab 12,90 pro Monat» oder «Sparen Sie bis zu 3500 Franken». Und als Bonus erhalten Sie bei Vertragsabschluss einen «ultra-sicheren digitalen Safe» im Wert von 499 Franken! Das Ganze, mit dem Papierkram und der Holzkiste, muss eine Menge Geld kosten. Aber um «seine Lieben zu entlasten» ist nichts zu teuer.

Diesen Wohltätern des Kummers fehlt es an Ehrgeiz. Warum sprechen sie nur alte Menschen an? Der Markt ist viel breiter. Menschen sterben nicht nur im Alter und an Coronaviren. Auch nicht ganz so Alte sterben manchmal, sagt man. Durch Unfall, Selbstmord, oder durch verschiedene Krankheiten, die sich nicht um das Geburtsdatum ihrer Opfer scheren.

Es gab Zeiten, da bereiteten sich die Menschen mit Priestern und Seelsorgern auf den Tod vor. Notfalls auch mit Notaren. Aber jetzt scheinen das die Sargverkäufer zu übernehmen.

Dieser Text wurde uns von bonpourlatete.com zur Verfügung gestellt, dem führenden alternativen Medium der französischsprachigen Schweiz. Von Journalisten für wache Menschen.

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