Horst D. Deckert

Das westliche Finanz-Imperium an seinen Grenzen

Alle Imperien sind irgend wann an die Grenzen ihrer Expansion gestoßen. Ab einen bestimmten Punkt konnte ihre innere Verfasstheit mit den Anforderungen der Expansion nicht mehr Schritt halten. Dieser Punkt ist jetzt, beschleunigt durch den Ukraine-Konflikt, für den Wertewesten erreicht und äußert sich beispielsweise in der aktuellen Bankenkrise, die auch eine Systemkrise darstellt.

In der Zwischenzeit ist ja nicht nur die Silicon Valley Bank betroffen, sondern es rumort auch in weiteren Banken. Der Hauptgrund hierfür wird sogar in den Mainstream-Medien genannt: Es sind die Zinserhöhungen der FED und der EZB.

An dieser Stelle muss man sich die Gründe für die Zinssenkungen in der Vergangenheit in Erinnerung rufen (siehe unseren Artikel „Protokoll des Euro-Geldbetruges“):

„Seit der Finanzkrise 2008 befindet sich die Finanzwelt im Allgemeinen und in Europa im Besonderen in einem Dauerkrisen-Bewältigungsmodus. Die Wahl des Mittels die ständigen Finanzkrisen der EU zu bewältigen, ist hemmungslose Gelddrucken.

Es mag sein, dass einmaliges Gelddrucken zur Überwindung einer außergewöhnlichen Krise, wie sie eben 2008 durch das Zusammenbrechen des Interbankenmarktes entstand, akzeptabel sei. Allerdings hat man seither aus der Not von 2008 eine Tugend gemacht. Dabei werden unter Umgehung des Maastricher Vertrags Staatsschulden monetarisiert. Das heißt mit frisch gedrucktem Geld der EZB Staatspapiere von allerlei internationalen Investmentgesellschaften, die von den ursprünglich hohen Zinsen der Südländer angezogen wurden, aufgekauft und so einerseits die Südstaaten der EU entschuldet, andererseits die betreffenden Fondsgesellschaften vor dem Bankrott gerettet. Die Schulden lagern seither bei der EZB aus, die als Badbank fungiert. Diese Schulden müssen dann irgend wann abgeschrieben werden. Gleichzeitig hat die EZB den Leitzins auf null gedrückt, um die Neuverschuldung zu erleichtern.“

Das Ende der lockeren Geldpolitik

Diese Geldpolitik war die Hauptursache für die Inflation, die sich schon im Herbst 2021, noch vor dem Ukrainekrieg, stark beschleunigte. Die dummen Russland-Sanktionen wirkten nur noch beschleunigend. Auch ohne diese Sanktionen hätte dies Geldpolitik in eine Hyperinflation geführt, mit für die EU desaströsen Konsequenzen. Damit wurde das Ende der lockeren Geldpolitik eingeläutet. Die Politik, Schulden durch Gelddrucken zu finanzieren, war gescheitert! Das Steuer musste herumgerissen werden. Von Juli 2022 bis jetzt wurden die Zinsen von der EZB fast panisch auf bis dato 3,5% angehoben und das ist nicht das Ende der Fahnenstange.

Diese Zinserhöhungen führen nun dazu, dass der Kurswert von Anleihen, die noch vor kurzer Zeit zu null Prozent, oder sogar darunter gezeichnet wurden, jetzt stark gefallen ist. Letztlich wurden ja all die Anleihen, die in den letzten Jahren vor dem Zinsumschwung emittiert wurden, von irgendwem gekauft! Nehmen wir als Beispiel eine Nullprozent-Anleihe her, mit einer Laufzeit von noch zehn Jahren. Im Vergleich mit einer 3,5 Prozent Anleihe verliert diese Anleihe während ihrer Laufzeit 35 Prozent, was jetzt in ihrem aktuellen Kurs eingepreist ist. Das bedeutet, dass auf der Habenseite der Bilanzen von Banken, Fonds und anderen institutionellen Anlegern, die diese Anleihen halten, ein wahres Gemetzel stattfindet. Am Beginn der Phase der Zinsreduktionen vor 14 Jahren war es genau umgekehrt. Wer hochverzinste Anleihen im Portfolio hatte, konnte sich glücklich schätzen. Durch den Zinsspread stiegen die Kurse der hochverzinsten Anleihen. Anleihen galten damals als „sicherer Hafen“. Jetzt ist es genau umgekehrt! Zwar ist das Geld, für das man diese Anleihen gekauft hatte, nicht verloren, jedoch muss man bis zum Ende der Laufzeit warten, bis man es zurückerhält. Man ist also entweder illiquid, oder muss herbe Verluste hinnehmen, wenn man solche Anleihen liquidieren muss. Es darf daher nicht wundern, wenn durch die Zinserhöhungen institutionelle Anleger auf breiter Front in Schieflage geraten.

Finanz-Tsunami droht

Man darf auch gespannt sein, was sich in Kürze auf dem Immobiliensektor abspielen wird. In der Vergangenheit gab es durch die niedrigen Zinsen eine Preisexplosion auf dem Immobilienmarkt. Auch diese Blase wird bald platzen. Wieder wird es dieselben Akteure treffen, die schon jetzt unter dem Schrumpfen der Anleihekurse leiden. Es kann sein, dass hier ein Finanz-Tsunami aufzieht, im Vergleich dazu die Krise 2008 nur ein sanftes Lüftchen war.

Man muss sich an dieser Stelle fragen, ob dies Frau Lagarde oder FED Chef Jerome Powell nicht im Vorhinein klar war? Wahrscheinlich schon, jedoch sind die Zinserhöhungen alternativlos, wenn man die Dollarhegemonie und damit auch die Eurohegemonie im Auge hat.

 

Man darf nicht vergessen, dass sowohl die USA, als auch die meisten EU-Länder hoch verschuldet sind und davon leben, dass irgend wer ihre Schuldentitel kauft. Das geht auf Dauer nur durch hohe Zinsen. Die Nullzinspolitik untergräbt auf Dauer die Dollarhegemonie und würde dazu führen, dass sowohl die USA, als auch die meisten EU-Staaten einfach bankrott gehen. Eine kurzfristige Alternative wäre dann nur noch hemmungsloses Gelddrucken, was gerade am Scheitern ist und letztendlich zum Währungskollaps führen würde. Bis vor Kurzem wurden Dollar-Bonds von China gekauft. Damit ist jetzt auch Schluss. Nach den beispiellosen Sanktionen gegen Russland haben Russland und China gemeinsam dem Dollar als Weltleitwährung den Kampf angesagt. Letztendlich beruht die Macht der USA und der EU auf der Dominanz ihrer Währungen. China wird also keine Dollar-Bonds mehr kaufen und sogar versuchen die Dollarbestände, soweit das überhaupt möglich ist, aufzulösen. Das erklärt auch, wieso Zinserhöhungen alternativlos sind.

Ukraine-Krieg – Migrationspolitik – Energiewende

Man bedenke, wie viel Geld die verrückte westliche Ukraine-Politik alleine verschlingt. Dieser Krieg hat dem Westen bisher wahrscheinlich schon 100 Milliarden Euro und Dollar gekostet und ein Ende ist nicht abzusehen. Hinzu kommt der Wahnsinn der Energiewende und der Migrationspolitik. All diese Dummheiten können nicht über Steuergeld finanziert werden. Man muss Gläubiger finden, die in diesen Wahnsinn investieren und das geht alles nur mit hohen Zinsen. Um die Zinsen niedrig zu halten müssten alle Geldsenken sofort liquidiert werden, insbesondere der Ukraine-Krieg, die Migrationspolitik und die Energiewende.

Wie oben erwähnt war der Ausgangspunkt für die Zinserhöhungen die Inflation. Man will mit den Zinserhöhungen die Inflation in den Griff bekommen. Dabei wird geflissentlich übersehen, dass der aktuelle Inflationsschub hauptsächlich durch die Russland-Sanktionen verursacht wurde. Statt billiges Russen-Gas verbrauchen wir jetzt teures Fracking-Gas aus den USA. Das Fracking-Gas würde aber nur billiger werden, wenn die westliche Wirtschaft durch Zinserhöhungen komplett abgewürgt werden würde. Nur Verrückte können das ernst meinen.

Man sieht, dass der Wertewesten in einem echten Dilemma zwischen seinen Zielsetzungen (oder besser Anmaßungen) und seinen realen Möglichkeiten steckt.

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