Von Lothar Renz
Die österreichische Energieministerin Leonore Gewessler (Grüne) hat in den letzten Jahren immer wieder mit beeindruckenden Zahlen zum Ausbau der Photovoltaik-Anlagen geworben. Im Jahr 2023 wurde ein Rekord von 2,6 Gigawatt (GW) an neuer installierter Leistung gemeldet, ein vermeintlicher Durchbruch auf dem Weg zu den Klimazielen. Doch hinter diesen verlockenden Statistiken verbirgt sich eine düstere Realität, die nicht ignoriert werden kann.
Die zentrale Kennzahl, die oft angeführt wird, ist die installierte Photovoltaik-Leistung. Diese Zahl ist jedoch irreführend und spiegelt nicht die tatsächliche Leistung wider, die ins Stromnetz eingespeist werden kann. Wechselrichter, die für die Umwandlung des erzeugten Solarstroms verantwortlich sind, werden häufig kleiner dimensioniert als die installierte Modul-Leistung. In der Praxis beträgt die Dimensionierung oft lediglich 70% bis 90% der Nennleistung der Solarmodule. Dies bedeutet, dass die installierte Leistung in der Realität nicht genutzt werden kann.
Weitere Begrenzung durch die Netzbetreiber
Zusätzlich wird die Situation durch die netzseitige Drosselung weiter verschärft. Netzbetreiber wie Netz Oberösterreich setzen strenge feste Einspeisegrenzen für viele Photovoltaikanlagen, um das Stromnetz vor Überlastungen zu schützen. Das führt dazu, dass selbst optimal dimensionierte Wechselrichter nicht die volle Leistung ins Netz einspeisen dürfen.
Im Extremfall kann eine Anlage mit einem 10 kW-Wechselrichter auf lediglich 4 kW begrenzt werden. Diese notwendigen Maßnahmen zur Netzstabilität verdeutlichen, dass die installierte Leistung oft weit von der tatsächlichen Einspeisung entfernt ist und die Planung eines nachhaltigen Energie- und Kraftwerksmanagements erheblich erschwert.
Diese Diskrepanz hat alarmierende Konsequenzen für die zukünftige Energieversorgung in Österreich. Wenn die installierte PV-Leistung weiterhin als alleinige Grundlage für politische Entscheidungen und Investitionen dient, könnte dies zur Folge haben, dass viel zu wenig Ersatzkraftwerke gebaut werden. In Zeiten hoher Nachfrage oder geringer Einspeisung durch erneuerbare Energien könnten kritische Engpässe entstehen.
Bei Planungsfehlern droht im schlimmsten Fall Blackout
Besorgniserregend ist zudem die Möglichkeit, dass bei einem starken Anstieg des Strombedarfs Teilbereiche des Netzes, einschließlich energieintensiver Industrien, abgeschaltet werden müssen, um das System zu stabilisieren. Solche Maßnahmen könnten nicht nur die wirtschaftliche Stabilität gefährden, sondern auch das Vertrauen in die Zuverlässigkeit der Energieversorgung in Österreich untergraben.
Es steht außer Frage, dass der Ausbau erneuerbarer Energien dringend erforderlich ist. Doch ohne realistische und transparente Daten wird es unmöglich, fundierte Entscheidungen zu treffen. Die alleinige Fokussierung auf die installierte Photovoltaik-Leistung ist nicht nur unzureichend, sondern könnte sich als gefährlich herausstellen.
Ein umfassendes Energiemanagement muss auf genaueren Kennzahlen basieren, die die tatsächliche Einspeisung, Netzbelastungen und die Nutzung von Kraftwerken berücksichtigen. Nur dann kann Österreich hoffen, ein stabiles und zuverlässiges Energiesystem für die Zukunft zu schaffen.