Horst D. Deckert

Der große Austausch: Deutschland wächst nur durch Zuwanderung

Afrikaner auf dem Weg in die EU; Bild: R24

Bis zum Jahr 2045 soll die Anzahl der Menschen in Deutschland insgesamt um 800.000 auf 85,5 Millionen steigen, so eine aktuelle Prognose. Doch damit geht auch eine enorme demografische Verschiebung einher. Denn dieses Bevölkerungswachstum wird nur von der Zuwanderung getragen.

Noch zur Jahrtausdendwende herum wurde in Prognosen behauptet, Deutschlands Bevölkerung werde bis zum Jahr 2050 auf unter 70 Millionen Einwohner absinken. Nun, rund zwei Jahrzehnte später, sieht die Lage schon ganz anders aus. Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) geht in einer kürzlich veröffentlichten Prognose davon aus, dass die Bevölkerung in der Bundesrepublik bis zum Jahr 2045 sogar etwas zulegen wird – und zwar gegenüber den aktuellen Zahlen um rund 800.000 auf etwa 85,5 Millionen Menschen.

Wenn man bedenkt, dass man beispielsweise im Jahr 2000 seitens des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung davon ausging, dass 2050 nur mehr 66 Millionen Menschen in Deutschland leben würden, wird auch deutlich, wie groß der Effekt der Migration bereits jetzt, ein Vierteljahrhundert später, ist. Diese etwa 20 Millionen Menschen Differenz zur aktuellen Studie sind nämlich nur durch Migrationseffekte zu erklären. Gerade in den letzten Jahren ist die Zuwanderung stark angestiegen – die Migrationskrise 2015/2016 und die Flucht von Millionen Ukrainern waren dabei Höhepunkte. Allerdings kommen auch in „normalen“ Jahren bereits stets um die eine Million Menschen nach Deutschland.

Doch damit wird auch deutlich, wie groß die demografischen Verschiebungen in den kommenden beiden Jahrzehnten ausfallen dürften. Während die „alten Deutschen“ sozusagen „wegsterben“ weil die Geburtenraten im Keller liegen, kommen junge Migranten – vor allem aus moslemischen Kulturräumen – nach. Das Deutschland der zweiten Hälfte des 21. Jahrhundert wird sich extremst von jenem von vor 25 Jahren unterscheiden. Eine Entwicklung, die auch in vielen anderen europäischen Ländern zu beobachten ist, so dass renommierte Autoren bereits vom „Selbstmord Europas“ sprechen.

Allerdings scheint die Prognose des BBSR angesichts der ganzen Migrationsbewegungen den Faktor Zuwanderung massivst zu unterschätzen. Wie kann es sein, dass das Institut bis 2045 gerade einmal mit einem Plus von 300.000 Menschen aus dem Ausland rechnet? Die Tagesschau übernimmt diese Aussage völlig unkritisch. Wurde hier einfach bei den Statistiken „geschönt“? Immerhin müsste hinblicklich der bisherigen Zahlen ja mit um die 15 bis 25 Millionen Zuwanderern bis 2045 gerechnet werden – abzüglich jener Menschen, die (wieder) ins Ausland wegziehen. Nicht zu vergessen, dass auch viele deutsche Staatsbürger ins Ausland ziehen.

Angesichts dessen, dass es schon jetzt große Probleme bei den Kindern im Schulalter gibt (fehlende Sprachkompetenz, wachsender Analphabetismus usw.), weil zu viele Schüler mit Migrationshintergrund da sind, die nicht ausreichend betreut werden können, kann man sich ausmalen, wie die Lage in zwanzig, fünfundzwanzig Jahren aussehen wird. Mehr noch, weil bereits jetzt rund 40 Prozent der Kinder (Menschen unter 18 Jahren) einen Migrationshintergrund aufweisen. Mit stark steigender Tendenz. Deutschland wird sich in den kommenden Jahren also sehr deutlich verändern.

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