Horst D. Deckert

Der Irrtum, der sich verfestigt hat

(Auszugsweise)

Im Rahmen der Covid-19-Pandemie wagen wir uns im Namen unserer konstruierten Vorstellungen kreuzzugartig sehr weit in die Tiefen der Natur, um ihr den Meister zu zeigen. Der bisherige Verlauf dieses «Krieges» dürfte nach bald zwei Jahren Anlass geben für eine Besinnungspause. Es sind nicht nur die aktuellen Beobachtungen und neue wissenschaftliche Erkenntnisse, auch unsere Menschheitsgeschichte steckt voller warnender Beispiele. Beispiele, die zeigen, was passieren kann durch menschliches Handeln auf der Basis unpassender Vorstellungen über die Natur.

Kaiser Napoleon Bonaparte war ein Jahrhundertgenie, unglaublich intelligent, willensstark, gebildet: vielleicht der grösste Feldherr aller Zeiten. Seine Kriegserfolge veranlassten ihn 1812 mit einer Grande Armée von über 600’000 Soldaten in die Weiten der russischen Natur vorzudringen, wo er eine bittere und unnötige Lehre einstecken musste. Nicht die gegnerische Armee oder Unvorhersehbares führten zu den Hauptverlusten.

Es waren die Vorgänge in seinem eigenen Gehirn, nämlich das für gültig erklären seiner unpassenden Vorstellungen über die physikalische Realität des russischen Winters, des vom Regen aufgeweichten Bodens und der endlosen Weite der lebensmittelarmen Landschaft, welche ihn und seine Armee ins Elend führten. All seine ehrfurchterzeugende Feldherrenkunst konnte an den Folgen dieser Fehleinschätzung nichts mehr ändern: Es kam zu unbeschreiblichem Leiden der beteiligten Menschen durch Kälte, Hunger, Krankheiten und feindliche Angriffe.

Hätte er dies im Voraus wissen können? Ich habe es nicht recherchiert, aber ich gehe davon aus, dass ihn besonnene wissenschaftstreue Berater von Anfang an auf die Eigenschaften der Natur in Russlands Weiten aufmerksam gemacht hätten, wenn er sie hätte hören wollen. Trotz diesem warnenden Beispiel stand 129 Jahre später die deutsche Wehrmacht genauso unvorbereitet in der Kälte und Weite Russlands. Dies aufgrund derselben Realitätsverkennung in den Gehirnen der Regierenden.

Wo stehen wir 209 Jahre nach Napoleon im zweiten Winter des globalen Feldzuges gegen das Coronavirus? (…) Auch unser «Krieg» läuft nicht gut. Er hat uns schon unverhältnismässig viel gekostet, und trotzdem gibt es mehr und mehr Schwierigkeiten, und das ursprüngliche Ziel rückt weiter weg. Immer weniger lässt sich ignorieren, dass die biologische Realität viel komplexer ist, als unsere naive Vorstellung von «Viren totschiessen und fertig» begreifen kann. (…)

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Matthias Gauger ist Hausarzt in Muotathal im Kanton Schwyz. Diesen Beitrag, den Corona-Transition mit freundlicher Genehmigung übernehmen durfte, veröffentlichte Gauger Ende Dezember. Den ganzen Text lesen Sie hier.

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