Horst D. Deckert

Der Wahnsinn der Normalität

Unter Mitwirkung der Wissenschaft greifen faschistoide Denkmuster und Strukturen Raum, die von den meisten nicht als solche erkannt werden.

Wir leben in einem Ausnahmezustand, der nicht nur zur Regel erklärt, sondern auch immer weiter verschärft wird. Jedenfalls ist das der Eindruck, der sich immer mehr Menschen aufdrängt. Diesen Zustand kennzeichnen einerseits in rascher Folge ausgerufene Gefahren — die Erderwärmung, die „Pandemie“, ein als Feind gemaltes Russland —, andererseits Verhaltenszumutungen, materielle wie auch seelische Verluste, die angesichts solcher Gefahren als Opfer im Namen der Solidarität eingefordert werden. Oft ist in solchen Zusammenhängen von einer „neuen Normalität“ die Rede — was heißt, man habe sich daran zu gewöhnen. Widerspruch, Widerstand gar versetzen einen dagegen ins Lager des inneren Feindes, der angeblich als Agent des äußeren Feindes den diesen solidarisch Bekämpfenden in den Rücken fällt. Dass ein solcher Zustand etwas macht mit dem mentalen Metabolismus einer Gesellschaft, ist kaum zu übersehen. Doch was genau, ist schwer zu fassen.

von Rainer Fischbach

Während an Versuchen dazu kein Mangel besteht, steht eine begriffliche Klärung aus. Hinzu kommt, dass das eindimensionale Koordinatensystem, das allzu lange dafür beanspruchte, Orientierung zu vermitteln, zunehmend versagt. Dies nicht allein, weil heute vieles als „links“ und „progressiv“ firmiert, was mit linken Positionen nur noch wenig gemein hat, sondern auch, weil manches, was als „rechts“ beziehungsweise „konservativ“ galt, als

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