Horst D. Deckert

Die Missachtung der Wahrheit im Westen führt in den Ruin

Die gegenwärtige historische Wegscheide ist eine ausgezeichnete Fallstudie für unbeabsichtigte Folgen und gegenteilige Resultate

Alex Krainer

Es ist geradezu surreal, über die Veränderungen nachzudenken, die in den letzten 12 Monaten vor sich gingen. Genau vor einem Jahr hat Sir Tony Blair in seinem wichtigen „Tony Blair Institute for Global Change“ einen Artikel veröffentlicht. Die Überschrift lautete: „Die unmittelbare Herausforderung in der Ukraine: Maximaler Druck, kombiniert mit strukturierten Verhandlungen“ (Für die Einfältigen: im Gegensatz zu stinknormalen Verhandlungen).

„Tonys verfrühte Ehrenrunde:
„Der Westen… hat sich eindrucksvoll vereint und ein breites Arsenal an Sanktionen beschlossen, die mit der Zeit die russische Wirtschaft einstürzen lassen werden.“ – 15. März 2022, Tony Blair, Ritter des Hosenbandordens

Der „Knight Companion of the Most Noble Order of the Garter“ eröffnet sein Traktat mit der Aussage „Putin hat sich schwer verkalkuliert“ und plappert davon, wie sich der Westen „eindrucksvoll vereint und ein breites Arsenal an Sanktionen beschlossen hat, die mit der Zeit die russische Wirtschaft einstürzen lassen werden… am Ende könnte diese Aggression den Sturz von Putin bedeuten.“ Sir Tony schildert den Mann als ein ängstliches Wrack, das „von der Realität abgekoppelt ist und niemand ist in seiner Nähe, der ihm die Wahrheit sagt.“ Mit anderen Worten: Der Archetyp eines größenwahnsinnigen Cartoon-Bösewichts.

Aber es waren Sir Tony und viele andere wie er, die sich als realitätsfern erwiesen haben. Wie Niccolo Machiavelli in „Der Fürst“ schrieb: „Die Menschen sehen die Dinge nicht so, wie sie wirklich sind, sondern so, wie sie sie haben wollen – und werden ruiniert.“ Dabei war die Wahrheit für jeden, der die Dinge so sehen wollte, wie sie sind, leicht zu erkennen. Am 25. März letzten Jahres, einen Monat nach Beginn des Ukraine-Krieges, schrieb ich: „Wenn die heutige Geopolitik ein Tennismatch wäre, würde es 6:0, 6:0 für Russland ausgehen.“

Zwei Jahrhunderte Russophobie haben die westliche Mentalität geprägt

Das Problem bestand darin, dass die westlichen Medien jahrzehntelang, und insbesondere seit der Machtübernahme durch Wladimir Putin im Jahr 2000 diesen unerbittlich dämonisiert und Russland mit äußerster Verachtung behandelt und fast jede objektive Berichterstattung untersagt haben. Traurigerweise folgten viele im Westen dieser Russophobie mit Freuden und nickten zustimmend zu Unsinn wie James Clappers coolem Expertengutachten, dass die Russen „fast genetisch dazu getrieben sind, zu mauscheln, zu unterwandern, sich Vorteile zu verschaffen, was auch immer, was eine typisch russische Technik ist.“ Wussten Sie das? Es gibt einen ganz anderen Genotyp dieser heimtückischen Russen, der sich so sehr von dem der Westler unterscheidet, die genetisch dazu angetrieben werden, nur durch und durch gute und anständige Dinge zu tun.

Mit dieser Gewissheit ihrer eigenen Überlegenheit und Rechtschaffenheit haben es die westlichen Führer mit den untermenschlichen Russen aufgenommen und sind bis zum heutigen Tag mit ihrer vorsätzlichen Blindheit geschlagen. Jetzt, wo der Karren im Dreck steckt, erkennen einige die drohende Niederlage an, klammern sich aber an ihre moralische Überlegenheit: Ja, gut, vielleicht gewinnt Putin, aber er ist ein Verbrecher!
Im Ernst, das habe ich erst diese Woche gehört. Soll das so etwas wie eine moralische Erlösung sein? Was, wenn das auch falsch ist? Wie auch immer, was ist das Ergebnis? Es könnte schlimmer sein als nur ein 6:0, 6:0 für Russland – es könnte all das sein, plus Bankrott und Herzinfarkt auf dem Tennisplatz.

Unbeabsichtigte Folgen und gegenteilige Ergebnisse

Der gegenwärtige Zeitpunkt in der Geschichte ist wohl einer der spektakulärsten Fälle dafür, wie ruinös es sein kann, die Wahrheit zu ignorieren und auf der Grundlage einer verzerrten Version der Realität zu handeln. Russlands Wirtschaft ist nicht „mit der Zeit zusammengebrochen“, wie unser tapferer Ritter meinte, und der Rubel ist nicht in Schutt und Asche gelegt worden, wie Joe Biden vorausgesagt hatte. Das beeindruckende „Arsenal an Sanktionen“ des Westens war in Wirklichkeit ein beeindruckendes Eigentor. Die westlichen Länder haben nicht nur ihr geopolitisches Spiel verloren, sondern ertrinken nun auch in ihren Schulden und sind gezwungen, eine weitere Runde kostspieliger Rettungsaktionen für unsere Finanzsysteme einzuleiten. Während FTX in Vergessenheit gerät, haben sich mit Silvergate, Signature Bank, Silicon Valley Bank und First Republic Bank weitere Wracks aufgetürmt.

Aber es könnte noch schlimmer kommen: Eine Gruppe von Forschern der Northwestern University, Stanford und der Columbia Business School hat herausgefunden, dass, wenn die Hälfte der nicht versicherten Einleger im gesamten US-Bankensystem beschließen würde, ihr Geld in einer Krise abzuziehen, „fast 190 Banken einem potenziellen Wertminderungsrisiko ausgesetzt sind und dass die Vermögenswerte der US-Banken um sage und schreibe 2 Billionen Dollar weniger wert sind als in ihren Bilanzen ausgewiesen. Wie viel sind 2 Billionen Dollar? Mehr oder weniger sind das 6.500 Dollar pro Mann, Frau und Kind in den USA oder 16.250 Dollar pro Haushalt. Und das sind nur die USA, deren Bankensystem im Vergleich zu den europäischen Banken als relativ solide gilt. Und dann ist da noch die Credit Suisse, der Zombie, der eine Rettungsaktion in Höhe von 54 Milliarden Dollar benötigte, um untot zu bleiben.

Konzentrieren Sie sich auf die Wahrheit und hüten Sie sich vor PsyOps!

Ich muss jedoch hinzufügen, dass die obige Studie mit Vorsicht zu genießen ist. Sie sorgt für furchterregende Schlagzeilen, aber ich halte alles, was aus Stanford kommt, für eine potenzielle PsyOp. Für eine so umfangreiche Studie, deren Fertigstellung Monate gedauert haben muss, ist das Timing sehr verdächtig.

Wie dem auch sei, die Wahrheit scheint die Angewohnheit zu haben, sich immer in den Vordergrund zu drängen. Ist es wirklich notwendig, das Offensichtliche festzustellen: dass die Wahrheit die Grundlage jeder Entscheidungsfindung sein sollte, besonders aber, wenn wir mit Risiken und Ungewissheit konfrontiert sind. Die Wahrheit ist einer der vier Grundsätze für ein erfolgreiches langfristiges Anlagemanagement, die das „I-System Trend Following“ (Anm.d.Ü.. Alex Krainers Portfolio-Plattform) ausmachen. Die anderen drei sind: Strategie, Disziplin und Geduld. Eigentlich sollten diese vier Prinzipien für das Leben im Allgemeinen gelten.

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