Horst D. Deckert

Die Täuschung der vorübergehenden Inflation

Die Märkte würden erwarten, dass sich die vorübergehende Inflationsphase ihrem Ende nähert, berichtete das Online-Finanzmagazin Zero Hedge. Der Konsumentenpreisindex (CPI) sei für den Monat Juni viel höher als erwartet ausgefallen. Auch die kürzlich veröffentlichten Zahlen zum Erzeugerpreisindex (PPI) hätten den grössten Anstieg seit 10 Jahren verzeichnet. Er sei im Jahresvergleich um 7,3% gestiegen. Im Monatsvergleich sei der PPI um ganze 1% gestiegen, gegenüber den Erwartungen von nur 0,6%.

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Peter David Schiff, US-amerikanischer Ökonom, Autor und Börsenmakler, rechnet mit weit höheren Inflationsraten – und dies nicht nur vorübergehend. In seinem neusten Podcast rechnet er im weiteren Verlauf des Jahres mit weit höheren Preissteigerungen. Einige grosse Unternehmen würden bereits damit rechnen. Dies zeige die hohe Lücke von 1,8% zwischen Erzeuger- und Verbraucherpreisen. Sobald die Unternehmen merkten, dass dies nicht nur eine vorübergehende Phase sei, würden sie das Handtuch werfen und die Preise erhöhen.

Es sei durchaus möglich, dass wir das Jahr 2021 mit einem Verbraucherpreisindex von 10% abschliessen – einem Wert, der so schlecht sei wie in den 70er Jahren. Doch 10% seien in der heutigen Zeit nicht mit 10% im Jahr 1971 oder 1979 vergleichbar. Denn die Berechnung des PPI sei komplett manipuliert worden. Würden wir die Preise so berechnen wie damals 1971, hätten wir eine reale Inflation von 15 bis 20%.

Wir würden einen Anstieg der Lebenshaltungskosten erleben wie damals in den 70er Jahren, und es könnte noch viel schlimmer kommen. Denn die dem PPI zugrundeliegenden Fundamentaldaten würden heute viel schlechter aussehen als die damaligen. Und die Möglichkeiten der US-Notenbank Federal Reserve seien im Vergleich zu damals ausgeschöpft.

Schiff sagt, dass die Märkte dies noch nicht verstanden hätten. Auf die Nachricht einer höher als erwarteten Inflation hin, hätten die Investoren nämlich Gold als Inflationsabsicherung verkauft und stattdessen Dollar eingekauft. Man glaube der Fed, dass die Inflation nur vorübergehend sei und sie auf eine Inflation mit einer strafferen Geldpolitik reagieren werde. Doch dies sei eine Illusion:

«Das wird nicht der Fall sein. Deshalb habe ich gesagt, dass die Federal Reserve nicht glaubt, dass die Inflation tatsächlich vorübergehend ist. Ich denke, sie weiss auch, dass sie nicht vorübergehend ist. Und sie weiss, dass sie das nicht zugeben darf, weil sie auch weiss, dass sie nichts dagegen tun kann. Wenn die Fed tatsächlich etwas gegen die Inflation tun könnte, hätte sie es längst getan (…). Wie hoch wird die Inflation tatsächlich sein, wenn die Fed zugeben muss, dass sie nicht nur vorübergehend ist?»

Das sei ein beängstigendes Szenario, über das man nachdenken müsse. Bei Zinssätzen von Null und einer Inflation von 10 % würden die Realzinsen bei -10 % liegen. Eine 1-prozentige Zinserhöhung würde die Realzinsen nur auf -9% bringen. Man müsste die Zinsen auf 11 oder 12% anheben, um die Realzinsen positiv zu gestalten. Und dies sei angesichts der hohen Verschuldung nicht im Ansatz möglich.

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