Wann immer sich in Deutschland die eine weitere Krise der Migrationspolitik abzeichnet und es darum geht, die nächste bevorstehende politische Brandbeschleunigung als verantwortungsbewusstes und höchst sinnvolles Handeln darzustellen: dann treten mit schöner Regelmäßigkeit die Fürsprecher der Einwanderungsgesellschaft auf den Plan, und sagen ihre Sprüchlein auf zum Fachkräftemangel, zur demographischen Lücke, zum prinzipiell dringenden Bedarf an mehr Zuwanderung.
So auch letzte Woche wieder, als unter dem Eindruck des afghanischen Alptraums und jüngsten Modellierungen, es könnten sich in absehbarer Zeit mehrere Millionen Afghanen Richtung Europa aufmachen, der Chef der Bundesagentur für Arbeit, Detlef Scheele, auf den angeblichen Bedarf zusätzlicher 400.000 Einwanderern pro Jahr hinwies (und damit das Doppelte der derzeit netto einwandernden knapp zwei Großstadtbevölkerung), die Deutschland volkswirtschaftlich benötige. Natürlich weiß auch Sozialdemokrat Scheele, dass die Art von Problemmigration, die Deutschland aus Krisenländern der gesamten vorderasiatischen und nordafrikanischen (und überwiegend islamischen) Hemisphäre seit Jahrzehnten – ganz massiv jedoch seit 2015 – zu verzeichnen hat, mit qualifizierter ZUwanderung soviel zu tun hat wie ein amtliches Vorstrafenregister mit einer Liste von Nobelkreiskandidaten.
Doch alles ist hilfreich, was irgendwie zur Steigerung abstrakter Aufnahmebereitschaft und Förderung der „Willkommenskultur“ taugt – und so hält sich, neben moralischem Größenwahn, der Mythos vom Fachkräftemangel als zweiter großer Schubvektor einer verhängnisvollen „Politik der offenen Grenzen“ bis heute. Dabei sind beides – gestischer Humanitarismus und Arbeitnehmerbedarf – höchst irrationale Motive, sofern mit ihnen eine ungerichtete, ausschließlich von äußerem Einwanderungsdruck bestimmte Aufnahmepolitik gerechtfertigt werden soll.
Ungerichtete statt qualifizierte Migration
Zu dieser Irrationalität passt auch, dass die gesamte Zuwanderung nach Deutschland über das Asylgesetz erfolgt und bislang jeder Versuch einer neuen Einwanderungspolitik an diesem missbrauchsanfälligsten, zentralen Einfallstor nicht rütteln wollte. Anders ausgedrückt: Wann immer Deutschland zaghaft so etwas gesteuerte oder qualifizierte Zuwanderung versucht wurde, fiel diese gegenüber den asylbedingten „Aufnahme auf einseitiges Verlangen“ gar nicht erst ins Gewicht. Schon gar nicht, solange die Grenzen nur offen und nie geschlossen sind.
Als Jürgen Rüttgers von 20 Jahren die CDU-Kampagne „Kinder statt Inder“ propagierte, wurde dies prompt als ausländerfeindlich und Rückfall in eine NS-Bevölkerungspolitik verfemt (die CDU von heute wäre die erste, die laut „Rassismus“ gejault hätte). Es gab denn bekanntlich weder das eine noch das andere – weder indische Spitzenprogrammierer (um diese ging es damals) noch deutsche Kinder. Fakt ist: Deutschland stünde heute besser da, wenn es seitdem pro 100 arabische Zuwanderer einen qualifizierten Inder mit IT-Ausbildung ins Land geholt hätte. Wenigstens das Dilemma fehlender Kinder hat sich gelöst, denn dieses haben die stattdessen eingeströmten kulturfremden Migranten selbst in die Hand genommen – indem sie hierzulande Parallelgesellschaften ausbildeten und inzwischen eine Geburtenrate von teilweise mehr als dem Dreifachen autochtoner Deutscher vorweisen können. Das „Demographieproblem“ hat sich da bald erledigt.
Natürlich profitiert Deutschland bis heute ganz erheblich von Zuwanderung. Unbestritten ist dies vielerorts der Fall, wo Gastarbeiter aus Südeuropa und auch der Türkei (hier zumindest die ersten beiden Einwanderergenerationen), aber auch Chinesen, Inder, Japaner und Vietnamesen daran Anteil hatten und zum Wohlstand und guten Ruf Deutschlands beitrugen. Unter Einbeziehung dieser Produktivkräften war Zuwanderung tatsächlich ein Segen – aber eben trotz und nicht wegen der zunehmenden Massendiaspora von „Schutzsuchenden“ aus afro-arabischen Failed States, die vor allem in den letzten sechs Jahren die Einwanderung geprägt hat.
Keine Kongruenz
Denn selbst wenn das Bildungsniveau hierzulande ständig weiter abgesenkt wird und die nachkommende Generation deutscher Kids bald keinen Hammer halten, keinen geraden Satz mehr schreiben und nicht mehr kopfrechnen kann, schafft diese Art von ganz überwiegend asylmissbräuchlicher Immigration keine Abhilfe: schlicht weil jene, die kommen, dank ihrer katastrophalen Fehlsozialisierung noch weniger auf dem Kasten haben. Ihre Aufnahme oder Langzeitduldung bei uns wäre selbst dann noch ein schier unlösbares Problem, wenn sie so etwas wie Anpassungswille oder Integrationsbereitschaft im nicht vorhandenen Gepäck hätten; doch auch hier ist bekanntlich das Gegenteil der Fall: Viele denken gar nicht daran, sich selbst im Gastland zu verändern, sondern erwarten, dass sich Kuffar- und Kartoffeldeutschland nach ihnen richtet.
„Ökonomisch sind Flüchtlinge für Deutschland keine Hilfe, sondern vielmehr eine zusätzliche soziale Herausforderung, die zu bewältigen viel Geld kostet“, stellte die Ökonomin Dorothea Siems dieser Tage in der „Welt“ fest. Die Erfahrung zeige, dass die Integration in den Arbeitsmarkt Flüchtlingen generell schwerer falle als anderen Migranten – und je mehr kulturelle und sprachliche Barrieren bestehen, desto größer wird die zu überwindende Hürde. Einmal die grundsätzliche Frage außen vor gelassen, wann eigentlich der grobe Denkfehler Eingang in der politische Willensbildung fand, Flüchtlinge und Asylbewerber wären zu „integrieren“, hier dauerhaft heimisch zu machen und unbedingt auch ins Arbeitsleben einzugliedern, obwohl es sich bei ihnen definitionsgemäß nur um temporär Schutzsuchende handelt (Duldung mithin maximal für die Dauer des Bestehens eines Verfolgungsgrundes) handelt: Besteht bei ihnen überhaupt Leistungs- und Integrationsbereitschaft?
Die Zahlen auf bestimmte Herkunftsgruppen unter den Asylsuchenden spricht da eine deutliche Sprache – und legt nahe, dass ganz überwiegend ökonomische Motive und der menschlich nachvollziehbare, rechtlich aber nicht geltungsfähige individuelle Versuch einer allgemeinen Verbesserung der Lebensumstände die ausschlaggebende „Fluchtursache“ sind. Über 75 Prozent der Syrer leben von Hartz 4, bei den Afghanen sieht es wenig besser aus. Dafür überweisen die „Geflüchteten“ beträchtliche Teile ihrer aus den deutschen Sozialsystemen erhaltenen Transferzahlungen in die Heimatländer zurück – oder bringen sie beim dortigen Familienurlaub gleich selbst vorbei. Lern- und Arbeitsbereitschaft und persönlicher Ehrgeiz sind Ausnahmeerscheinungen. Traditionelle Rollenbilder, antimoderne und mit westlichen Werten und Freiheitsauffassungen gänzlich inkompatibile Weltanschauungen und Lebenswirklichkeiten tun ihr übriges, dass Fremde zu Fremdkörpern werden.
Fremde werden zu Fremdkörpern
Diesen erwähnten Problemmigranten bietet Deutschland alles: Kostenlose Logis. Medizinische Rundumversorgung. Grundsicherung und/oder „Taschengeld“. Faktisch ungefristetes Bleiberecht auch nach Ablehnung des Asylverfahrens und sogar bei Straffälligkeit – selbst dann, wenn sich manche (keineswegs alle, aber statistisch signifikant viele) Betroffene hier geradezu viehisch aufführen, von Gruppenvergewaltigungen bis Messerstechereien, von Angriffen auf Schwule und Juden bis zu Ehrenmorden. Möglich macht’s politische Einfalt und eine unbelehrbaren Kuscheljustiz. Und statt drohender Abschiebung winkt noch das Recht auf problemlose Familiennachholung.
Der Sorte von Zuwanderern aber, die wir stattdessen bräuchten, top-qualifizierten Spitzenkräften, bietet Deutschland nichts. Jedenfalls nichts, was uns den Vorzug gäbe vor anderen, echten Einwanderungsgesellschaften: Bei uns winkt weltweit höchste Steuer- und Abgabenbelastung für Arbeitnehmer. Wir ertrinken in innovationsfeindlicher Bürokratie und beckmesserischer Bevormundung. Verwahrlosende Infrastruktur und Defizite bei Mobilität und Digitalisierung machen die vormaligen Patent- und Exportweltmeister Deutschland, einst einer der Spitzenreiter im Human Development Index, zum kommenden Entwicklungsland. Ganze Hightech-Sparten sind politisch eingeebnet worden, etwa die zivile Nuklearforschung und bald auch fossile Antriebstechniken. Wir haben eine vergleichweise komplizierte Landessprache. Sozialer Frieden und gesellschaftlicher Zusammenhalt werden zunehmend instabil. Und vor allem: Die Deutschen prägt ein ausgeprägter Sozialneid, der nicht nur Einfamilienhäuser kupieren will Enteignungen beklatscht, sondern auch die leistungsgerechte Entlohnung von Topkapazitäten als anrüchig empfindet (nicht hingegen die Überalimentierung steueralimentierter Politiker und aufgeblähter Parlamente).
Welchen Ingenieur, Arzt, Internetpionier zieht es in solch einen Staat, wo er es anderswo soviel besser haben kann? Kein Wunder, schreibt da fast schon resigniert auch Siems, dass die wirklichen Fachkräfte aus Drittstaaten lieber in klassische Einwanderungsländer wie die USA oder Australien gehen. Bei uns konzentriert sich stattdessen der Bodensatz.