Horst D. Deckert

Diese Energiekrise ist hausgemacht: Von langer Hand geplanter Ruin?

Die Energiekrise in Europa begann nicht erst mit dem Krieg zwischen Russland und der Ukraine. Die Grundlagen wurden schon eher gelegt, was nun zutage tritt, ist das Ergebnis einer Gemengelage von Klimawahn, Lobbyismus und politischen Fehlentscheidungen.

Als Angela Merkel 2011 nach dem Reaktorunfall im japanischen Fukushima den Atomausstieg bis 2022 beschloss, erfüllte sie ohne Not die Wünsche der Grünen und ihrer Anhänger. Denn die rot-grüne Bundesregierung hatte bereits 2001 den Atomausstieg, den Ausbau erneuerbarer Energien, die Ökosteuer auf Energieverbrauch beschlossen. Dass letzter vor allem den Finanzierungsbedarf der Sozialversicherungen abdecken sollte, ist nur ein Treppenwitz der Geschichte. 2010 wurde das Atomausstiegsgesetz unter Angela Merkel und einer CDU-FDP-Regierung geändert und die Laufzeit der Reaktoren bis Ende der 2030er verlängert. Bekanntlich hielt dieser Beschluss nur wenige Monate.

Agenda 2030

Was danach folgte, war eine wohl einmalige Vernichtungsaktion von Steuergeld und eine massive Gefährdung der Energiesicherheit in Deutschland – und somit auch für Europa. Denn der Ausstieg aus der Kernenergie und auch das „Verbot“ von Kohlekraftwerken mussten schließlich irgendwie kompensiert werden. Nach dem Willen der neuen Ampel-Regierung aus SPD, Grünen und FDP solle auch dem Kohleausstieg endlich forciert und auf 2030 vorgezogen werden. Neu gebaute Kohlekraftwerke durften deshalb schon gar nicht mehr ans Netz gehen. Die Lösung schien einfach: Gaskraftwerke als Überbrückung, bis die erneuerbaren Energieträger genug Strom liefern können. Was zuerst nur als Überbrückung für den Süddeutschen Raum gedacht war, wurde von der Ampel zum Ziel für ganz Deutschland erklärt. Dies bot sich auch an. 2011 hatte die seit 1995 geplante und im Bau befindliche Pipeline Nord Stream 1 den Betrieb aufgenommen. Um den Bedarf an Gas zu decken, wurde 2013 mit den Planungen für Nord Stream 2 begonnen.

Ukraine blockierte Gas-Transit

Zugleich hatte der Bau auch andere Gründe. Seit Mitte der Nuller-Jahre kam es immer wieder zum Streit zwischen Russland und der Ukraine wegen des Transits durch die dort verlaufenden Erdgas-Pipelines. Für die Ukraine waren dies einerseits dringend benötigte Einnahmen. Zudem blockierte sie auch 2009 den Transit, als sie wegen nicht bezahlter Lieferungen selbst kein Gas mehr aus Russland geliefert bekam und entnahm einfach aus den Leitungen für den Eigenbedarf Gas, welches für andere Abnehmer, also für uns, vorgesehen war.

US-Ablehnung von Nord Stream 2

Dass auch Hunter Biden, der Sohn des US-Präsidenten Joe Biden im Vorstand des ukrainischen Erdgaslieferanten Burisma saß, dürfte wohl auch zur Abneigung der USA zu Nord Stream 2 beigetragen haben, denn nicht nur der Ukraine würde so ein nettes Körberlgeld entgehen. Aber die USA hatten auch andere Gründe. Schon 2017 hatte man ein Sanktionsgesetz gegen Russland auf dem Energiesektor erlassen. Ein bedachter Vorteil war auch, dass man so das eigene teure Fracking-Gas an den Mann bringen sollte. Selbst Hinweise der deutschen Bundesregierung, dass man Russland dazu bewegt habe, auch in die Gas-Infrastruktur in der Ukraine zu investieren, damit diese nicht um die wichtigen Einnahmen aus dem Transit umfalle, interessierten die USA nicht. Vielmehr erklärte der US-Botschafter bei der EU, Gordon Sondland, dass eine Abhängigkeit vom russischen Gas für Europa seiner Ansicht nach geopolitisch falsch sei. Nun, da die Europäer verstärkt teures US-Frackinggas brauchen, scheint mit der geopolitischen Abhängigkeit wieder alles in Ordnung.

Mehr Gasbedarf als zuvor

Zwar war der Anteil erneuerbarer Energien in Deutschland von 2000 bis 2021 von 7 auf 41 Prozent angewachsen, allerdings stehen diese nicht zuverlässig zur Verfügung, um die notwendige Grundlast sicherzustellen. Dagegen ging Kernenergie von 30 auf nun nahezu 0 Prozent und auch Braun- und Steinkohle von 51 auf 28 Prozent zurück. Dafür stieg Gas an – allein von 2000 bis 2020 von 9 auf 17 Prozent. Allein heuer im Mai und Juli wurde mehr Gas verstromt, als jemals zuvor. Wobei dem Bürger seit Wochen erklärt wird, Gas sei ein knappes Gut. Auch vor dem Hintergrund, dass für den vorgezogenen Kohleausstieg der Ampel-Regierung Experten einen Neubau von Gaskraftwerken anmahnten – von einer Verzehnfachung war sogar teilweise die Rede – kann man sich über die Sanktionspolitik der Regierung nur ungläubig die Augen reiben. Denn Max Gierkink, Experte am Energiewirtschaftlichen Institut (EWI) an der Uni Köln, berechnete, dass bis 2030 neue Kapazitäten von 23 Gigawatt geschaffen werden müssten. Das entspräche rein rechnerisch der Leistung von 23 Atomkraftwerken. Andere, wie der Präsident des Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) Siegfried Russwurm gingen gar von 43 Gigawatt Leistung aus, die bis 2030 durch den Zubau von Gaskraftwerken abgesichert werden müssten. Und dies nicht erst jetzt, sondern im Dezember 2021 bzw. heuer Anfang Februar ging man noch davon aus, dass Gaskraftwerke – die sich später auf Wasserstoff umrüsten lassen – der einzige Weg seien, die Energiewende zu schaffen.

Es fehlt an Alternativen

Nun steht man jedoch vor massiven Problemen. Es gibt nicht genug Gas, welches schnell genug geliefert werden könnte. Bei Ausflügen nach Katar oder Norwegen holte man sich Absagen. Auch hatte Deutschland nicht vorgesorgt und die Gasspeicher übermäßig geleert, weil man 2021 Gas mit Gewinn an Polen weiterverkauft hatte, als bereits da die Energiepreise stiegen. Hätte man zu diesem Zeitpunkt dieses offenbar „überflüssige“ Gas auf den Markt geworfen, hätte dies vermutlich sogar zu einem Sinken der Preise führen können. An der Energiewende will man jedoch festhalten. Immerhin hat man allein in der Merkel-Ära 500.000.000.000 Euro, also eine halbe Billion deutscher Steuergelder dafür verbrannt – oder anders ausgedrückt, 6.000 Euro pro Einwohner in Deutschland – und das, wie selbst regierungseigene Expertenkommissionen feststellten, wenig kosten- und nutzeneffizient. Und obwohl klar ist, dass mit E-Auto, Wärmepumpen und Digitalisierungsagenda der Strombedarf weiter steigen wird, macht man weiter. Ist das Dummheit, Unfähigkeit oder gar eine ganz andere Agenda? Dass die deutschen Atomkraftwerke nicht weiterlaufen oder nicht wieder ans Netz gehen, sondern abgewickelt werden, ist vor dem derzeitigen Geschehen auch nicht nur mit ideologischer Verblendung zu erklären.

Riesengeschäft

Denn hinter der Klimapanik und der Energiewende steckt auch ein Riesengeschäft. Und als einer der größten Profiteure der Energiekrise könnte Bill Gates hervorgehen. Denn wenn die deutschen Kernkraftwerke endgültig abgewirtschaftet würden, Gas nicht zu bekommen ist und die Menschen sowie die Wirtschaft Strom brauchen, könnte er den großen Retter spielen. Seine Firma TerraPower beschäftigt sich nicht umsonst mit Atomenergie – genauer mit neuartigen Flüssigsalzreaktoren. Einer dieser „fortschrittlichen Reaktoren“ wird gerade in Wyoming gebaut. Und TerraPower sieht nach eigenen Angaben Strom aus Kernenergie als wichtigen Ersatz für Kohle- und Gaskraftwerke. In Deutschland wird der neue Markt für den angeblichen Philanthropen und seine „gemeinnützigen“ Projekte jedenfalls gerade durch das Vernichten aller Alternativen perfekt aufbereitet.

Ähnliche Nachrichten