Horst D. Deckert

Diplomaten schweigen zum Terroranschlag: «Reden Sie nicht über Nord-Stream»

Die Frage, wer hinter der Sabotage der Nord-Stream-Pipelines steht, beschäftigt die Bevölkerung in Europa. Doch innerhalb der höchsten Stellen der Politik und des Militärs in Europa wird das Thema Nord-Stream totgeschwiegen.

Dies erklärte ein hochrangiger europäischer Diplomat gegenüber der Washington Post. Trotz aller Intrigen im Zusammenhang mit der Frage, wer die Pipeline bombardiert hat, seien westliche Beamte nicht sehr erpicht darauf, dies herauszufinden.

Dazu die Zeitung: «Bei Versammlungen von europäischen und NATO-Entscheidungsträgern haben sich die Beamten an einen Rhythmus gewöhnt, ‹Reden Sie nicht über Nord Stream›.» Und weiter:

«Die Staats- und Regierungschefs sähen wenig Nutzen darin, zu tief zu graben und eine unbequeme Antwort zu finden, sagte der Diplomat und gab damit die Meinung mehrerer Kollegen in anderen Ländern wieder, die sagten, sie würden sich lieber nicht mit der Möglichkeit befassen, dass die Ukraine oder Verbündete involviert seien.»

Die Strategie scheint klar zu sein: Die Ukraine müsse weiterhin im Kampf gegen Russland unterstützt werden. Ein zu tiefes Graben im Zusammenhang mit dem Sabotageakt könnte diesbezüglich womöglich hinderlich sein.

«Der Angriff liegt bereits Monate zurück. Die Verbündeten haben weiterhin schwerere Waffen für den Kampf bereitgestellt, der in den nächsten Monaten vor einer entscheidenden Phase steht», so die Washington Post.

Die Beamten betonen vor diesem Hintergrund, dass sie sich scheuten, Verdachtsmomente zu äussern, die versehentlich eine befreundete Regierung verärgern könnten.

Gleichzeitig argumentieren die Beamten: «Selbst wenn es einen eindeutigen Schuldigen gäbe, würde dies wahrscheinlich weder die Waffenlieferungen an die Ukraine stoppen, noch die Wut auf Russland verringern oder die Strategie des Krieges ändern.»

In Ermangelung konkreter Anhaltspunkte herrsche eine peinliche Stille. «Es ist wie eine Leiche bei einem Familientreffen», sagte der europäische Diplomat und griff zu einer düsteren Analogie. Jeder sieht, dass da eine Leiche liegt, tut aber so, als sei alles normal. «Es ist besser, wenn man es nicht weiss.»

Zur Erinnerung: Der renommierte US-Publizist Seymour Hersh ist in einer ausführlichen Recherche im Februar zu dem Schluss gekommen, dass die USA hinter dem Terroranschlag auf die Nord-Stream-Gasleitungen stecken.

Berichte der New York Times und der Wochenzeitung Die Zeit wiederum wiesen jüngst darauf hin, dass Ukrainer möglicherweise hinter dem Anschlag stünden.

Hersh zufolge haben US-Geheimdienste die genannten Medien mit falschen Storys gefüttert, um von seiner Recherche abzulenken. Stimmt die Recherche von Hersh, ist das ein Kriegs- oder zumindest Sabotageakt gegen einen NATO-Verbündeten; ein Sabotage-Akt wohlgemerkt, der auf die deutsche Infrastruktur und Wirtschaft zielt.

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