Horst D. Deckert

Drostens Bauernregeln: Im Sommer wird es warm

Na, was erzählen wir ihnen denn heute? Drosten (r.) und Wieler (Foto:Imago)

Neueste Lagemeldung vom Corona-Expertenboard, das Oberkommando der virlologishen Wehrmacht gibt bekannt: Im Sommer winkt Entspannung. Die verheißt uns kein Geringerer als Dr. Christian Drosten, der Augur mit der chronisch defekten Kristallkugel, Medienliebling und Objekt der Begierde einer Heerschar von Panik-Groupies im Land. Inzwischen hat zwar schon jeder Klippschüler unter der durchfeuchteten Maske kapiert, was vor Corona einmal Common Sense war – dass Erkältungsviren im Sommer zurückgehen und in den Wintermonaten auf dem Vormarsch sind, woraus sich auch die Dynamik der immer dagewesenen saisonalen grippalen Infektwellen speist. Ganz von Zauberhand, und ungeachtet jeglicher Lockdowns, AHA-Regeln oder Impfanstrengungen wird dieser triviale Mechanismus selbstverständlich auch im dritten Pandemie-Sommer in Folge greifen: Wird es wärmer, sinken die viralen Inzidenzen von Was-auch-immer-Erregern.

„Wir werden natürlich wieder ein ganz offenes gesellschaftliches Leben haben können“, so Drosten heute vormittag im Beisein von RKI-Chef Lothar Wieler und Gesundheitsminister Karl Lauterbach. Dass die Verbreitung des Virus mit steigenden Temperaturen nachlasse, darauf könne man sich „verlassen”. Welch eine bahnbrechende Erkenntnis, welch weltbewegende Information! Welche Tips kommen als nächstes – regnet’s im Mai, ist der April vorbei? Wenn es im Dezember schneit, ist das neue Jahr nicht weit? Man sollte es nicht für möglich halten. Braucht man eigentlich wirklich einen Weißkittelexperten, der uns mit derartigen Gratisverheißungen nerven muss, nachdem er die gesamten Wintermonate zwischen Hoffen und Bangen oszilliert war und von Omikron-Angstmache bis taktischer Entwarnung, natürlich stets und ausnahmslos an der Impf-Agenda ausgerichtet, wohlgesetzte Statements abgesondert hat?

Hinterfotzige Verheißung

Das Üble an dieser hinterfotzigen Verheißung einer Verschnaufpause für die geschundene Bevölkerung ist natürlich das, was abschließend folgt: Winter ’22/23 is coming – und da sitzt Drostens Nebenmann Lauterbach bereits ganz erregt in den Startlöchern und kann es überhaupt nicht abwarten, mit den dann losrollenden sechsten bzw. siebten oder achten Wellen das ganze perverse Theater von Neuem zu exerzieren. Bereits Anfang der Woche hatte Lauterbach bekanntlich sang- und klanglos die bisherige Rechtfertigung für sein Festhalten an der allgemeinen Impfpflicht – Omikron – über den Haufen geworfen und begonnen, diese nunmehr mit der rechtzeitigen Abwehr der Virensaison „perspektivisch” ab kommenden Herbst zu begründen.

Feinabgestimmt schwenkt auch Drosten nach seinen hoffnungsfrohen Prophezeiungen für den Sommer sogleich auf dieser perfiden Ausweichstrategie um: Die spannende Frage sei, erklärt er, „wie es dann im Winter weitergeht” und ob man bis dahin „mit der Booster-Kampagne schnell genug vorankommt”. Der wieviele Booster soll’s denn sein bis dahin? Der vierte oder fünfte? Man kann sich nur wiederholen: Solange wir diese Wortführer des Dauernotstands nicht stummgeschaltet bekommen und sie in die wohlverdiente Bedeutungslosigkeit abdrängen, solange sie die großen Bühnen von Bundespressekonferenz bis zum ÖRR-Talkshowmarathon geboten bekommen, wird diese „Pandemie“ niemals enden. Die Normalität kehrt schlagartig ein, wenn die Lauterbachs, Drostens, Wielers, Brinkmanns, Buyx und Montgomerys in diesem Land endlich von der Bildfläche verschwinden. Es ist höchste Zeit.

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