Die Linzer Lokalbahn (LILO), über der in ihrer jüngeren Geschichte schon mehrmals der Pleitegeier kreiste, zeigte Steherqualitäten und ist nun aus dem Gröbsten raus. Am Wochenende feierte die 111-Jahre alte Überlebenskünstlerin ihre vermutlich rosige Zukunft.
Mit dem Buch „Vom Eferdinger Landl in die Landeshauptstadt“ hat Gerhard Gürtlich, ehemaliger Sektionschef im Verkehrsministerium, der Linzer Lokalbahn, nicht nur eine Festschrift zum 111-jährigen Jubiläum beschert, sondern auch eine interessante Lektüre geschaffen, die nicht nur Eisenbahnfans interessieren dürfte.
In diesem Werk werden von ihm und einer Reihe weiterer kompetenter Mitautoren nicht nur die Geschichte und die Bedeutung dieser Bahn für die Bevölkerung gewürdigt, sondern auch deren langwieriger Kampf um den Weiterbestand, der zur Freude aller Beteiligten und Betroffenen gut ausgegangen ist.
Ex-Sektionschef Gerhard Gürtlich mit den frisch aus der Druckerpresse kommenden Exemplaren der LILO-Geschichte.
Bahn bindet Eferdinger Landl seit 111 Jahren an Linz an
Mit 735.000 gezählten Fahrgästen im Jahr 1987 war die LILO – was ihre Beförderungskapazität betraf – noch mit einer durchschnittlichen O-Bus-Line der Stadt Linz vergleichbar. Aber im letzten Jahr wurden zur Freude ihrer Besitzer und Betreiber schon 2,06 Millionen Fahrgäste befördert – Tendenz steigend.
Nicht nur aus diesem Grund wurde an diesem Wochenende groß gefeiert. „Denn seit nunmehr 111 Jahren sorgen die Betreiber der Linzer Lokalbahn (LILO) dafür, dass auch die nichtmotorisierten Bewohner des Eferdinger Landls den Kontakt zur oberösterreichischen Landeshauptstadt und umgekehrt nicht verlieren“, freuen sich unisono die Nutzer dieses öffentlichen Transportmittels, die sich zum Fest in Eferding in großer Zahl einstellten.
Am Bahnhof in Eferding stürmten die LILO-Fans das Jubiläumsfest.
Für Bürgermeister ist Nahverkehrsmittel ein Lebenselixier
Darunter befanden sich auch die Bürgermeister einiger Orte entlang der LILO-Bahnstrecke. Der Hinzenbacher Ortschef Wolfgang Kreinecker betonte, dass diese Bahn für seine Gemeinde ein „Lebenselixier“ sei.
Auch für den Peuerbacher Bürgermeister Roland Schauer ist die LILO als Verbindung von und nach Linz „nicht mehr wegzudenken“, und der Frahamer Ortschef Harald Schick erklärte, seine Kommune habe sich durch die Bahn sogar einwohnermäßig vergrößert. Denn durch sie seien viele Bewohner aus der Landeshauptstadt zu neuen Einwohnern seiner Gemeinde geworden.
Kahlschlag im Lokalbahnnetz war schwerer Fehler
Zum Glück, so befanden nicht wenige der Festgäste bei einer AUF1.INFO-Schnellnachfrage, sei der LILO ein Schicksal wie der Bad Ischler Bahn erspart geblieben. Diese wurde schon in den 1950er-Jahren – wie danach auch noch viele andere Lokalbahnstrecken – eingestellt, worin Günter Neumann „einen schweren Fehler“ sieht. Neumann ist der für den Verkehr zuständige Geschäftsführer der Firma Stern & Hafferl, die auch den Bahnverkehr der LILO betreibt.
Auch Detlef Wimmer, der Vorstand der Linzer Lokalbahn AG, bedauert den großen Kahlschlag der Lokalbahnen in den 1950er- und 1960er-Jahren, sagte aber wie Neumann, dass man dies aus der Zeit heraus verstehen und beurteilen müsse. Damals hatte der Autoverkehr Priorität.
Zum Gratisfahrtag mit der LILO am Jubiläumssamstag wurden die Gäste sogar mit Blasmusik verabschiedet.
Kürzere Takte und ein größerer Aktionsradius
Diesbezüglich gab es jedoch eine Trendwende. Es gibt daher auch schon ernsthafte Überlegungen, die LILO von Eferding nach Aschach an der Donau weiterzuführen. Doch dafür müsste man die Strecke elektrifizieren, was wohl in den nächsten Jahren passieren könnte.
Zunächst einmal gelte es, den Halbstundentakt der Bahn auf einen 15-Minuten-Takt hinaufzuschrauben, erläuterte Günter Neumann, was bis spätestens 2030 realisiert sein soll. Zweifelsohne, so konstatiert Bürgermeister Klaus Luger im Vorwort des Gürtlich-Buches, gehöre die LILO zu den Säulen des oberösterreichischen Schnellbahnsystems.
Mit der neuen Regionalstadtbahn, prophezeit Verkehrslandesrat Günther Steinkellner, werde bereits akribisch am nächsten Kapitel der LILO-Geschichte gearbeitet. Denn mit der Durchbindung vom Linzer Hauptbahnhof an das nördliche Donauufer, kann man dann mit der LILO auch das Mühlviertel befahren.
Sozusagen im Vorbeifahren nach Eferding wurde noch schnell der neue LILO-Bahnhof in Alkoven eröffnet.
Zum Autor: Kurt Guggenbichler war Mitbegründer und Chefredakteur des „Wochenblick“. Sein journalistisches Handwerk hat er bei der „Goslarschen Zeitung“ in Norddeutschland erlernt, wo er acht Jahre lang als Redakteur, Reporter und Kolumnist tätig war. Wieder zurück in seiner Heimat, arbeitete Guggenbichler in der Funktion eines Ressortleiters dann 25 Jahre lang für die „Oberösterreichischen Nachrichten“. Zum „Wochenblick“ wechselte er einige Zeit nach seiner Tätigkeit als Chefredakteur der Tageszeitung „Oberösterreichs Neue“ und für AUF1-Info ist Guggenbichler nun als Nachrichten-Redakteur, Kommentator und Reporter im Einsatz.
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