Horst D. Deckert

Ein Fest für Corona-Narren: Kölner Rosenmontagsumzug im Stadion

RIP Karneval, RIP Fasching! (Symbolbild:Imago)

Mainz hat den Rosenmontagsumzug bereits abgesagt, in anderen Teilen Deutschlands werden die närrischen Tage durch strenge 2G-plus-Bestimmungen in ausgewiesenen städtischen Arealen zur Farce gemacht – und in Köln hat man sich zum nunmehr dritten coronaischen Karneval etwas besonders Idiotisches ausgedacht: Dort soll der legendäre Kölner Rosenmontagsumzug 2022 – nach dem coronabedingten Ausfall im vergangenen Jahr – zwar stattfinden, allerdings nicht in der gewohnten Form – sondern auf eine Weise, die es ihrerseits wert wäre, auf einem Festwagen persifliert zu werden: Das Festkomitee Kölner Karneval gab am Samstag bekannt, dass der Festzug nur auf wenigen hundert Metern im Rheinenergie-Stadion vor maximal 8.800 Zuschauern abgehalten werden darf.

Weitere Details dieser tragikomischen Idiotie wurden ebenfalls mitgeteilt: So soll die Gesamtlänge etwa drei Kilometer – und damit etwa die Hälfte des normalen Umfangs des Zuges – betragen. Im Stadion dürfen die Wagen dann mehrmals vor durchgeboostertem, getesteten Auswahlpublikum im Kreis fahren, bis sie dann im Anschluss an mehreren Plätzen der Stadt „für etwa 24 Stunden ausgestellt” werden sollen. Im „Westdeutschen Rundfunk“ wird der Bummkreisel-Zug im Stadion am 28. Februar von 9.45 bis 13.00 Uhr live übertragen – sicherlich ein echter „Kracher“ (gähn!); das ARD-Hauptprogramm zeigt dann ab 14.10 Uhr die „Höhepunkte” als Wiederholung. Es ist dies das traurige Ende einer großen Tradition – denn angesichts der fortbestehenden Covid-Psychose ist nicht ernsthaft damit zu rechnen, dass jemals wieder eine vorpandemische Normalität einkehren wird.

Brummkreisel der Coronahörigen

Gestützt auf die Corona-Schutzverordnung der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen, hatte die Stadt Köln das gesamte Stadtgebiet zur „Brauchtumszone” erklärt, damit überall die massiv verschärften Corona-Regeln greifen können. Konkret bedeutet dies auch in der Domstadt striktes ”2G plus”. „Grundimmunisierte” müssen einen tagaktuellen negativen Test oder ihre Booster-Impfung nachweisen – wobei allen, sogar Geboosterten, zusätzlich noch ein Schnelltest vor Ort für Feiern in Innenräumen abverlangt wird. Durch diesen Regelirrsinn wird einmal mehr bewiesen, was die Verantwortlichen der Corona-Beschränkungen in Wahrheit offenbar selbst über die tatsächliche Wirksamkeit der Impfungen denken – denn die Maßnahmen, die durchs Impfen angeblich überfällig gemacht werden sollten, bleiben unverändert – und (Narren-)Freiheit darf es nicht einmal an Karneval gehen.

Es ist eine Ironie, die den Veranstaltern jedoch entgehen dürfte; Zugleiter Holger Kirsch erklärt jedenfalls gehorsamst: „Ein Rosenmontag mit Hunderttausenden von Besuchern rechts und links des Zugweges ist in diesem Jahr pandemiebedingt leider immer noch nicht möglich.” Das Kölner Festkomitee war bereits zuvor durch seine außergewöhnliche politische Servilität gegenüber der Obrigkeit aufgefallen, als es ausdrücklich von Saalveranstaltungen abriet und die von ihm selbst veranstalteten Sitzungen absagte.

Während also viele Länder in Europa ihre Corona-Maßnahmen ganz oder teilweise abschaffen, nehmen deutsche Karnevalisten (deren Hauptaufgabe eigentlich Unbotmäßigkeit und Spott über die Regierenden sein sollte) die längst unnötig gewordenen Beschränkungen nicht nur kritiklos, sondern geradezu dankbar hin – ohne von der Politik auch nur eine plausible Begründung für die Willkür zu verlangen.

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