Horst D. Deckert

Ein Herz für die Impfung oder: Es wird alles gut, ehrlich!

Impfkampagne (Symbolbild:Imago)

Wenn ich mich noch ganz dunkel zurückerinnere, an die Jahre, bevor die Corona-Apokalypse Deutschland dahinraffte, hieß es früher einmal, man müsse sich dringend gegen Grippe impfen lassen, weil Herzmuskelentzündung eine gefährliche Komplikation derselben sei. Und tatsächlich: Liest man in medizinischen Artikeln aus der Zeit vor dem Jahr Null nach, wird dort Myorkaditis als schwere, ernstzunehmende Erkrankung geführt, die schon einmal im Windschatten der alljährlichen Grippesaison auftritt: Man fühlt sich schlapp und kurzatmig, denkt sich aber erst einmal nichts Böses, weil man die Symptome für Spätfolgen der Grippe hält. Und dann steckt man mitten im Schlamassel.

Vor ein paar Wochen schon wurde über Herzmuskelentzündung als Nebenwirkung der Corona-Impfung berichtet, die vor allem bei jungen Menschen auftritt. Doch – oh Wunder! – aus der furchtbaren Erkrankung, die einst zur Impfung bewegen sollte, ist nun eine ganz harmlose „gut behandelbare“ geworden, die einen keineswegs von der Impfung abhalten soll. Habe ich etwas versäumt, und inzwischen ist durch einen findigen Forscher ein geniales Therapiekonzept entwickelt worden? Mitnichten: Da niemanden im modernen Meldungswust die Meldung von vorgestern noch im Gedächtnis ist, kann man sich einfach darauf verlassen, nicht darauf festgenagelt zu werden. Einmal ehrlich: Den meisten von uns geht es derzeit so, im Dschungel der Corona-Schreckensnachrichten. 2G, 3G, Impfzwang, neue Varianten allerorten, quer durch das griechische Alphabet. Davor Aerosole auf der Toilette. Da sehnt man sich fast nach den Zeiten zurück, als Toilettenpapier und Nudeln zur Schwarzmarktwährung avancierten. Darüber durften sogar noch Witze gerissen werden, ohne dass die Zuordnung zu einer Corona-Leugner-Gang erfolgte.

Im Corona-Leugner-Gulag

Auch erinnern sich manche vielleicht daran, dass Hendrik Streeck schon im letzten Jahr dazu aufrief, die Gießkannen-Maßnahmen durch Forschung an den tatsächlichen Infektionswegen und durch gezieltes Handeln zu ersetzen. Was für unsere Ohren recht vernünftig klingt, steht für den gläubigen Coronauten auf einer Stufe mit „die Rothschilds planen gemeinsam mit den Echsenmenschen die Ausrottung der Menschheit„. Immerhin sind derzeit etwa 0,3 Prozent der deutschen Bevölkerung mit dem Todesvirus infiziert, was sich in Inzidenzwerten ausgedrückt selbstverständlich viel dramatischer anhört. Da kann Herr Söder guten Gewissens den landesweiten Katastrophenfall ausrufen.

Erinnern wir uns noch ein wenig länger zurück, an die Achtziger, dann erkennt man einen roten Faden im bayerischen Katastrophen-Management: Damals, als HIV der Killervirus in aller Munde war, legten kritische Journalisten – die gab es damals sogar noch beim „Spiegel„! – der Landesregierung die Baupläne des KZ Dachau vor, deren Beschriftung sie nur geringfügig geändert hatten: Sie nannten es, wenn ich mich recht entsinne, „Quarantäne-Sammellager„. Fast hätten die Bayern angebissen. Auch Söder ist kein Freund des Finetunings, wahrscheinlich würde er, schlüge man ihm Ähnliches vor, schon einmal die Baumaterialien bestellen.

Da inzwischen auch Jan Böhmermann ohne Medizinstudium bei der Bewertung von Corona-Maßnahmen fröhlich mitmischt, sollten wir uns ebenfalls keinen Zwang antun und uns vor allem unser gutes Gedächtnis bewahren. Warum haben die Verantwortlichen so viel Angst vor auf der Hand liegenden Fragen und ziehen weiterhin das „ihr werdet alle sterben, wenn ihr nicht auf uns hört„-Spiel durch?

Stochern im Nebel

Wer keine Macht abgeben will, darf selbstverständlich auch nicht zugeben, lediglich im Nebel zu stochern. Jeder Statistiker müsste sich vor Verzweiflung die Haare raufen, warum die „Ausreißer“ in der RKI-Datenflut nicht näher untersucht werden. Weder konzentriert man sich auf den Schutz der über Sechzigjährigen, welche die Verlierer der Impforgie zu sein scheinen, noch vertraut man auf das natürliche Immunsystem junger Menschen, welche gemeinhin eine Infektion auch ohne Impfung gut wegstecken. Ob das bei einer Herzmuskelentzündung immer so der Fall sein wird, ist die Frage; schließlich sind auch schon einige Leistungssportler erkrankt. Forscht denn da niemand nach, was diese Impffolge auslöst?

Wen wundert es da noch, dass immer mehr Bürger von diesem Hin und Her die Nase voll haben? Wenn ich allerdings den Satz lese „Ich habe kein Verständnis für Ungeimpfte„, dann kann ich nur den Kopf schütteln. Wer unbedingt ein Impf-Abo abschließen will, um sich sicherer zu fühlen, wird schließlich von niemandem davon abgehalten, auch wenn die Zeit der Belohnungsbratwurst abgelaufen ist. Das war mit der Maske genauso. Aber wer anderen kritisches Nachhaken verbieten will, ohne selbst deren Einwände zu prüfen, sollte dringend in sich gehen: Deckt sich die persönliche Alltagserfahrung mit den Schreckensmeldungen der Medien? Bei den meisten Deutschen dürfte die Antwort entschiedenes „Nein!“ sein – es gibt also keinen Grund, weiterhin unsere Freiheit aufzugeben.

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