Horst D. Deckert

Er spendete noch den Ostersegen: Die Welt trauert um Papst Franziskus

Seine Stimme war schon schwach, Papst Franziskus wirkte erschöpft und müde. Trotz seiner schwer angeschlagenen Gesundheit ließ es sich der 88-Jährige nicht nehmen, am Ostersonntag zur Freude Tausender Gläubiger, die sich auf dem Petersplatz versammelt hatten, vom Balkon des Vatikans im Rollstuhl den Segen „Urbi et Orbi“ („der Stadt und dem Erdkreis“) zu spenden. „Brüder und Schwestern, frohe Ostern!“, ergänzte er noch auf Italienisch. 24 Stunden später war das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche tot.

Die Welt trauert um Papst Franziskus. Der Papst ist tot, teilte der Vatikan am Ostermontag mit. „Heute Morgen um 7:35 Uhr ist der Bischof von Rom, Franziskus, ins Haus des Vaters zurückgekehrt“, erklärte Kardinal Kevin Farrell in einer Mitteilung.

Papst Franziskus starb im Alter von 88 Jahren. Er prägte die Kirche durch seinen Reformwillen und seine Nähe zu den Menschen. Nicht unumstritten war sein Wirken im Hinblick auf eine grenzenlose Migration, für die sich der nach Meinung vieler konservativer Katholiken „linke Papst“ einsetzte. Nun steht das Konklave zur Wahl seines Nachfolgers bevor.

Kurzes Gespräch mit JD Vance

Noch am Ostersonntag hatte Franziskus trotz gesundheitlicher Schwäche am Gottesdienst auf dem Petersplatz teilgenommen und den traditionellen Ostersegen „Urbi et Orbi“ gesprochen. Anschließend ließ er sich im „Papamobil“ eine Viertelstunde durch die Menge fahren, winkte den Gläubigen zu, segnete Kinder, die ihm entgegengehalten wurden. Den in Rom weilenden US-Vizepräsidenten JD Vance empfing der Papst am Ostersonntag zu einem kurzen Gespräch.

Sein Leidensweg ist zu Ende

Franziskus war im Februar mit einer beidseitigen Lungenentzündung ins Krankenhaus eingeliefert worden. Seither galt sein Gesundheitszustand als kritisch. Aber Franziskus war schon länger gesundheitlich angeschlagen. Im Sommer 2021 wurde er am Darm operiert, später litt er unter starken Kniebeschwerden und war bei öffentlichen Auftritten meist auf einen Rollstuhl angewiesen. Im Frühjahr 2023 folgte eine erste schwere Lungenentzündung, danach eine weitere Operation am Bauch unter Vollnarkose.

Mahner und Reformer

Papst Franziskus wurde am 17. Dezember 1936 in Buenos Aires als Jorge Mario Bergoglio geboren. In jungen Jahren arbeitete Bergoglio unter anderem als Türsteher und Hausmeister, bevor er eine Ausbildung zum Chemietechniker absolvierte. Eine schwere Erkrankung im Jahr 1958 führte ihn schließlich zum Eintritt in den Jesuitenorden.

Mit seiner Wahl wurde er vor 12 Jahren der erste nichteuropäische Papst seit Gregor III. im 8. Jahrhundert, der aus Syrien stammte. Seit 2013 stand Franziskus an der Spitze der römisch-katholischen Kirche. Der Argentinier war bekannt für seine volksnahe Art und seine Reformbestrebungen.

Er war auch der erste Papst, der den Namen Franziskus annahm – in Anlehnung an Franz von Assisi, den er als Vorbild der Armut, des Friedens und der Liebe zur Schöpfung bezeichnete. Nach seiner Wahl erklärte Franziskus, die Kirche solle eine „arme Kirche für die Armen“ sein – geprägt von materieller Bescheidenheit und solidarischer Unterstützung für Bedürftige.

Franziskus galt als liberaler Papst, der mit vielen Traditionen brach, wenngleich er in zentralen Fragen wie Schwangerschaftsabbruch, Zölibat und Frauenordination an der traditionellen Lehre der Kirche festhielt. Deutlich kritisch äußerte er sich gegenüber einem ungezügelten Kapitalismus und einer schrankenlosen Konsumkultur.

Streitbar, aber auch umstritten

Trotz gesundheitlicher Rückschläge meldete sich Franziskus bis zuletzt regelmäßig zu Wort – sowohl zu kirchlichen als auch zu weltpolitischen Themen. Im Herbst 2024 brachte er eines seiner zentralen Projekte zum Abschluss: die Weltsynode, eine globale Standortbestimmung der katholischen Kirche, an der erstmals auch Frauen teilnahmen. Konkrete Reformen blieben jedoch aus. Andere Vorhaben wie die Einführung einer neuen vatikanischen Verfassung konnte er umsetzen.

Sein Pontifikat war auch geprägt von zahlreichen Missbrauchsskandalen innerhalb der Kirche. Als Reaktion setzte er Kommissionen zur Aufarbeitung und Prävention ein.

Franziskus blieb stets ein volksnaher Papst, der sich besonders für Schwache und Ausgegrenzte einsetzte. Nicht unumstritten jedoch war sein Wirken im Hinblick auf eine grenzenlose Migrationspolitik, die der nach Meinung vieler Katholiken „linke Papst“ immer wieder anmahnte. Zudem sprach sich Franziskus wiederholt für einen stärkeren Einsatz gegen die globale Erwärmung aus, was ihm bei vielen konservativen Gläubigen den Vorwurf einbrachte, einer ideologisch motivierten Klima-Hysterie Vorschub zu leisten.

Auf dem Weg zur Nachfolge

Nun steht in der Sixtinischen Kapelle in Rom erneut ein Konklave an. Kardinäle aus aller Welt – sofern sie das 80. Lebensjahr noch nicht vollendet haben – werden den 267. Pontifex der Kirchengeschichte wählen. Nach katholischer Tradition geht dem Konklave eine neuntägige Trauerzeit voraus, das sogenannte Novendiale. Zur Beisetzung von Franziskus werden zahlreiche Staatsgäste erwartet.

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