
Brauchtum in Gefahr? Die Entscheidung der Stadt Leverkusen (NRW), die Martinsumzüge künftig zusammenzulegen, schlug hohe Wellen. Statt vieler kleiner, liebevoll organisierter Umzüge sollte es nur noch einen Umzug pro Stadtteil geben. Offiziell begründete die Verwaltung das mit steigenden Sicherheitsauflagen. Inzwischen ist sie (zumindest vorerst) zurückgerudert. Doch die erodierende innere Sicherheit wird weiterhin mit Traditionen und Festen kollidieren.
Für die Kinder ist der Martinszug ein Höhepunkt des Jahres. Wochenlang basteln sie ihre Laternen, üben Lieder und freuen sich darauf, mit Mitschülern, Nachbarn und Eltern durch die vertrauten Straßen zu ziehen – 160 Züge waren es im vergangenen Jahr, größtenteils von Grundschulen organisiert. Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ berichtet, sollte diese Tradition in diesem Jahr radikal beschnitten werden: Pro Stadtteil sollte es nur noch einen Martinszug geben. Die Verwaltung begründete dies mit höheren Sicherheitsauflagen und fehlenden Polizeikräften.
„Infolge der tödlichen Übergriffe im Rahmen von Veranstaltungen oder Menschenansammlungen haben sich die Sicherheitsanforderungen erheblich verschärft“, teilte die Stadtverwaltung Leverkusen mit. Bei Veranstaltungen im öffentlichen Verkehrsraum müssten Kommunen ein Höchstmaß an Sicherheit für die Teilnehmenden gewährleisten – das gelte nun auch für die Martinsumzüge im Stadtgebiet.
Hinzu komme, dass die Polizei nicht genug Personal habe. Es gehe vor allem um die Sicherheit der Teilnehmer, hob die Stadt hervor. Absperrungen und Zugbegleitungen könnten jedoch nicht für alle Martinsumzüge geleistet werden. Schon im vergangenen Jahr, als noch weniger strenge Bedingungen herrschten, konnten von den 160 nur 60 Züge polizeilich begleitet werden.
Schulen sollen daher ihre Martinsumzüge zusammenlegen – entsprechende Anträge müssen vorab bei der Stadt eingereicht werden.
Die Polizei stellte allerdings klar, lediglich angeregt zu haben, die Kräfte effizienter einzusetzen. „Zu keinem Zeitpunkt hat die Polizei empfohlen oder befürwortet, Martinsumzüge abzusagen.“
Die meisten Einrichtungen wurden erst am Mittwoch, 10.09. über die Pläne der Stadt informiert. Viele reagierten darauf mit Kritik. “Der eigene Martinszug war jedes Jahr ein Höhepunkt – mit Laternen, Liedern und dem Zusammenhalt von Kindern, Eltern und Lehrkräften. Das fällt jetzt weg“, hieß es. Auch die Politik zeigte wenig Verständnis. Die Fraktion Obladen Plus stellte prompt einen Antrag, in dem die Verwaltung aufgefordert wird, eine Lösung zur Fortführung der Tradition der Sankt-Martins-Umzüge ‘in der bisher gelebten Form‘ zu entwickeln. „Sankt Martins Umzüge gehören mit zur Kindheit, fördern Gemeinsinn und machen auf ein christliches Miteinander aufmerksam. Eine solche Tradition darf nicht untergehen“, so die Begründung.
Laut WDR ist die Stadt am Donnerstag, 11. September, vorerst zurückgerudert: Man will sich zur Abstimmung des weiteren Vorgehens noch einmal mit der Polizei zusammensetzen und danach eine erneute Stellungnahme abgeben. Möglicherweise dürfen kleinere Martinszüge doch stattfinden, wenn Zufahrtswege blockiert und damit sichere Rahmenbedingungen geschaffen werden.
„Tödliche Übergriffe im Rahmen von Veranstaltungen oder Menschenansammlungen“, darunter dürften auch Terroranschläge und Amokfahrten fallen, kommen im kunterbunten Deutschland immer häufiger vor. Daher bestreitet niemand, dass Städte heute Gefahren durch Anschläge oder Gewalt im Blick haben müssen. Martinsumzüge sind eine wichtige Tradition am Martinstag (11. November), diese droht nun den verschärften Sicherheitsauflagen, die vor allem durch die unkontrollierte Massenmigration notwendig sind, zum Opfer zu fallen. Sollte Leverkusen an der Entscheidung, die Martinsumzüge zusammenzulegen, festhalten, dürften andere Städte nachziehen. Wie wird es wohl im Dezember um die Weihnachtsmärkte bestellt sein?