Horst D. Deckert

Erzbischof Marx stellt sich que(e)r zur Lehre der Kirche – setzt der Papst ihn bald ab?

Surft ganz oben auf der Welle des Zeitgeistes: Kardinal Marx (Foto:Imago)

Es kommt – man möchte seufzen: leider! – sehr selten vor, daß Bischöfe vom Papst aus ihrem Amt entfernt werden, wenn sie der biblischen und kirchlichen Lehre öffentlich und in schwerwiegender Weise widersprechen. Lang ist es her, denkt man an den letzten „Fall“ zurück, der freilich entsprechend viel Aufsehen erregte: Der französische Bischof Jacques Gaillot wurde 1995 von Papst Johannes Paul II. als Oberhirte von Evreux abgesetzt, nachdem sich Gaillot positiv über die Abtreibungspille und über praktizierte Homosexualität geäußert hatte. Immerhin verlangt der Vatikan nichts „Unmögliches“ mit seiner Forderung nach einer authentischen (unverfälschen), kirchentreuen Verkündigung. Schließlich gibt der Kandidat vor seiner Bischofsweihe feierlich mit „Ja“ sein Versprechen ab, er werde das „Evangelium Christi treu und unermüdlich verkünden”, und er verpflichtet sich, „das von den Aposteln überlieferte Glaubensgut, das immer und überall in der Kirche bewahrt wurde, rein und unverkürzt weiterzugeben“.

Wer die Würde des Bischofsamt annimmt, muß auch bereit sein, dessen Bürde zu tragen. Auch wenn er damit – zumal heute – nicht unbedingt mit dem Beifall von Medien und der „öffentlichen Meinung“ rechnen kann. Zum „Glaubensgut“ gehören nicht nur die rein dogmatischen Lehrinhalte, sondern auch die ethisch-moralischen Forderungen („Glaube und Sitte“). Was den Erzbischof von München und Freising Reinhard Kardinal Marx anlangt, stellt sich somit eine drängende Frage: Da dieser dem kirchlichen Nein zur praktizierten Homosexualität immer klarer widerspricht – wie kann er dann noch weiter als Erzbischof von München wirken? Was ist bei ihm nennenswert „anders“ als einst beim aus wegen derselben Haltung in Ungnade gefallenen französischen Bischof Gaillot?

Gottesdienst im Zeichen der Regenbogenfahne

Der Münchner Erzbischof hat kürzlich einen sogenannten „Queer“-Gottesdienst gefeiert, wobei die Regenbogenfahne der Homosexuellen-Bewegung breitfächtig auf den Altarstufen zu sehen war. In einem Interview mit der linken Illustrierten „Stern“ vom 31. März 2022 bekannte er außerdem ungerührt und ohne Rücksichtnahme auf das vatikanische Nein zur Segnung von Homo-Partnerschaften, er habe bereits vor einigen Jahren in den USA ein gleichgeschlechtliches Paar auf dessen Wunsch hin gesegnet. Außerdem plädiert er für eine Segnung von wiederverheirateten Geschiedenen. Sogar der „Stern” fragte ihn daraufhin in dem Gespräch überrascht: „Ein Kardinal mit Regenbogenfahne am Altar, das muss viele Konservative provozieren“. Marx erklärte rundheraus: „Ich fühle mich seit Jahren freier zu sagen, was ich denke und will die kirchliche Lehre weiterbringen. Auch die Kirche wandelt sich, geht mit der Zeit.

Wenn die Kirche „mit der Zeit“ geht, dann „geht“ sie auch mit der Zeit – indem sie sich nämlich überflüssig machen würde. Denn eine Zeitgeist-Kopie benötigt niemand. Schon im ersten Satz des Interviews behauptet Marx: „Homosexualität ist keine Sünde“. – Er meint damit nicht etwa nur die gleichgeschlechtliche Neigung als solche (die tatsächlich subjektiv noch nicht sündhaft wäre), sondern erwähnt ausdrücklich die „sexuelle Begegnung“, wobei es allein um den „Primat der Liebe“ gehe. Danach führt er aus: „Sünde bedeutet die Abkehr von Gott, vom Evangelium“ – was nur halbrichtig ist, denn jeder Verstoß gegen den Willen Gottes ist schuldhaft, nicht nur die direkte Ablehnung Gottes. Marx postuliert weiter: „Der Katechismus ist nicht in Stein gemeißelt. Man darf auch in Zweifel ziehen, was da drinsteht.“ Allerdings sind die Zehn Gebote sehr wohl „in Stein gemeißelt“ – darunter auch das 6. Gebot, aus dem sich logisch ergibt, daß Sexualität in die Ehe von Mann und Frau gehört.

Weg der Verwirrung von Kirche und Welt

Der Kardinal versteigt sich außerdem grundsätzlich zu der Aussage, „wer mit der Hölle droht, der hat nichts verstanden.” – Hat also Christus ebenfalls „nichts verstanden“, als er sehr wohl mehrmals deutlich auf die Gefahr der Hölle hinwies? Sodann wirft Marx in puncto Segnungs-Streit ein, er frage sich, „wieso es die Fixierung auf dieses eine Thema gibt“. Dabei hat gerade er eine solche Fixierung selber betrieben, indem er speziell für die „Queer“-Gemeinde einen Sondergottesdienst mit Homo-Fahne feierte. Oder warum können die Betreffenden nicht einfach eine allgemeine Sonntagsmesse besuchen? Desweiteren wendet sich der Münchner Erzbischof gegen „dieses übertrieben Dogmatische, wo alles geordnet sein muß“ – und er fügt hinzu, „das System insgesamt“ müsse sich „ändern“. Selbstverständlich jedoch muß alles „geordnet“ sein – erst recht das „Dogmatische“, welches keineswegs „übertrieben“ ist, sondern ein Wesenselement der Kirche und ihrer Verkündigung darstellt.

Dieses Interview des Kardinals mit dem „Stern“ beinhaltet somit eine Ansammlung von Irrtümern und Provokationen, auf die Rom eine angemessene Antwort finden sollte, um eine weitere Ver(w)irrung in Kirche und Welt zu verhindern. Oder warum sollte bei ihm ein anderes Maß gelten als seinerzeit bei Bischof Gaillot?

 

Dieser Beitrag erscheint auch auf Conservo. Die Autorin Felizitas Küble leitet den KOMM-MIT-Verlag und das Christoferuswerk in Münster, das auch das Christliche Forum betreibt, wo der Artikel zuvor veröffentlicht wurde.

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