Horst D. Deckert

Es hat mich erwischt, Twitter hat mein Konto gesperrt

Vor einigen Tagen habe ich wieder damit begonnen, ab und an bei Twitter vorbeizuschauen. Nicht lange danach fand ich zwischen den dümmlichen Inhalten einen ganz besonders dümmlichen, der mit großer Resonanz danach fragte, worin die gerechte Strafe für eine Vergewaltigung bestünde.

Die Antworten waren zahllos und reichten von Wegschließen bis zu bleibenden physischen Veränderungen der Täter. Manche wiesen mit gewisser Berechtigung darauf hin, dass die Täterschaft mit Sicherheit nachgewiesen sein müsste. Nicht auszudenken, wenn dem falschen der Schniedel zur Strafe kürzer gemacht würde.

Aus Trotz heraus über derart dümmliche Ansätze, die nichts als dem Einholen von Bestätigung dienen, habe ich mich zu einer Antwort entschlossen und zwar zu einer maximal derben und zynischen. Mein Ziel damit war, sämtliche getätigten Annahmen des zur Debatte stehenden Tweets auszuhebeln und ich denke, das habe ich ziemlich gut erreicht damit. Das folgende habe ich geschrieben:

Wäre der Faden Teil eines philosophischen Seminars zum Thema der Dekonstruktion von Debatten gewesen, ich denke, dass mir der Spruch eine Eins mit Sternchen eingebracht hätte. Besser lässt sich kaum die feste Vorannahme von Männern als Tätern bei Vergewaltigungen kaum aus den Angeln heben.

Leider war das aber Twitter und kein Seminar und so wurde ich rasch gesperrt, nachdem die für das Lostreten der Diskussion verantwortliche Nutzerin @libertebarbie so empört war über die Stoßrichtung so mancher Antwort, dass – wie ich vermute, mir aber nicht ganz sicher bin – sie alles bei der Twitterpolizei gemeldet hat. Die Ironie hinter meiner Antwort entging ihr dabei leider ebenso wie den Zensurhanseln im Hintergrund.

Da sich für Normalsterbliche sowieso nichts gegen derartige Sperren unternehmen lässt, habe ich den Frosch geschluckt. Wie üblich habe ich von der Sperrinfo ein Bildschirmfoto angefertigt, den fraglichen Tweet gelöscht und erneut freigeschaltet das Bildschirmfoto in diesen Tweet gepack:t

Die Stundenzahl oben zeigt, dass ich das Foto heute Mittag erst veröffentlicht habe. Die Reaktionen darauf wiederum waren mäßig bis inexistent, was bedeutet, dass kaum jemand davon etwas mitbekam . Da der für die eine Antwort verantwortliche Nutzer gerne auch auf andere meiner Tweets reagiert, kommt dieser nicht als Meldemuschi in Frage.

Dennoch wurde das Bildschirmfoto in unter 5 Stunden gefunden mit der Folge einer endgültigen Sperrung meines Kontos und wenn ich das richtig verstanden habe auch meiner Person auf Twitter. Es deutet an, dass ich entweder irgendwo auf einer Liste gestanden haben muss, die regelmäßig nach Abweichungen vom Dogma abgesucht wird, oder aber sämtliche Fotos auf Worte abgesucht werden und es bei dem Begriff Beschneidung Klick gemacht hat.

Alles ist kontrolliert

Ungeachtet der genauen Gründe ist es mir eigentlich auch ziemlich egal, dass ich vor die Tür gesetzt wurde. Twitter ist ohnehin eine Müllhalde und mein Publikum dort war fein, aber auch klein. Insgesamt aber zeigt doch sehr deutlich, dass mächtige Mechanismen zur Mikrosteuerung der Plattform zur Verfügung stehen und sie auch intensiv zur Anwendung kommen. Ich wüsste zu gerne, was sonst noch alles zensiert wird, was den Zensoren und den für die öffentliche Debatte im Netz zuständigen Sozialingenieuren nicht gefällt.

Denn mein Tweet war hart und das ganz bewusst. Illegal war er jedoch mit Sicherheit nicht. Gleichzeitig bin ich in meiner aktiveren Zeit auf Twitter so vielen linksextremistischen Gewaltphantasien begegnet, die trotz Meldung nicht gelöscht wurden.

Fazit: Wir werden kontrolliert und die Kontrolle ist total. Sie dient aber nicht dem Frieden oder der Sicherheit, sondern der Unterdrückung bei gleichzeitiger Förderung bestimmter als vorteilhaft erachteter Extremismen. Weder Twitter, noch sonst ein größerer Sozialer Mediendienst erlauben den genuinen Austausch. So lange das der Fall ist, können wir lange darauf warten, dass in der Politik und generell im Establishment und in der Gesellschaft ein Mentalitätswandel einsetzen wird.

Quelle Titelbild

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