Stürme, Überschwemmungen, Dürren und Brände hätten wegen des Erderwärmung stark zugenommen, hört man immer wieder. Sogar Klimaforscher machen entsprechende Behauptungen. Falsch sind sie trotzdem – das sagt sogar das IPCC.
Von Peter Panther
Ende August war im Wissenschaftsmagazin «Einstein» des Schweizer Fernsehens diese Behauptung in einem Beitrag zum Klimawandel zu hören: «Extremwetterereignisse nahmen in den letzten Jahren enorm zu: Waldbrände, Dürren und Hitze, Fluten und Tornados. Kein Kontinent blieb verschont.»
Für durchschnittlich informierte Zuschauer mag das keine Überraschung gewesen sein. Schliesslich bekommt man in den Medien immer wieder gesagt, sogenanntes Extremwetter habe enorm zugenommen – wegen der Erderwärmung.
So titelte die «Zeit» im Oktober 2020: «Mehr Naturkatastrophen durch den Klimawandel». Die Zahl der Katastrophen habe sich laut einem UN-Bericht seit dem Jahr 2000 fast verdoppelt. Im September 2021 schrieb der Spiegel, die Zahl der Naturkatastrophen habe sich seit den 1970er-Jahren gar verfünffacht. Das zeigten Daten der Weltwetterorganisation.
«Was wir jetzt erleben, ist erst ein Vorgeschmack auf die Zukunft»
In der Tat reden selbst renommierte Klimaforscher von einem angeblichen Trend zu mehr Stürmen, Fluten und Dürren. Zu ihnen gehört Sonia Seneviratne, Klimaforscherin an der ETH Zürich. Vom «Tages-Anzeiger» liess sie sich Anfang Oktober in einem Artikel so zitieren: «Wir beobachten klar, dass es seit einigen Jahren deutlich mehr Extremereignisse gibt – und das ist konsistent mit allen Klimasimulationen.» Und es komme bald noch schlimmer: «Was wir jetzt erleben, ist erst ein Vorgeschmack auf die Zukunft.»
Seneviratne muss es wissen – sollte man meinen. Immerhin ist sie Hauptautorin des Kapitels über Extremereignisse im sechsten Sachstandsbericht des Weltklimarats (IPCC) von 2021. Dieser Bericht halte fest, «dass der Klimawandel bereits heute mehr Extremereignisse mit sich bringt», war im erwähnten Artikel des «Tages-Anzeigers» zu lesen.
Man reibt sich die Augen. So mag es auch dem amerikanischen Umweltforscher Roger Pielke jr. gegangen sein, als er tief im physikalischen Grundlagenteil des sechsten Sachstandsberichts des IPCC von 2021, genauer gesagt auf Seite 1856, auf eine einschlägige Tabelle stieß. Pielke berichtete mit einem Eintrag in seinem Blog über diese Tabelle .
IPCC: Bei den meisten Extremwetter-Kategorien kein Trend
Was sich daraus ablesen lässt, ist praktisch das Gegenteil von dem, was Wissenschaftler wie Sonia Seneviratne und viele Medien laufend behaupten: Es gibt bisher zwar tendenziell mehr Hitzewellen, höhere Ozeantemperaturen und weniger Meereis. Ansonsten sind aber keine Trends punkto Extremwetterereignissen feststellbar – nicht zu mehr Starkregen, zu mehr Dürren, zu mehr Feuerwetter, zu mehr tropischen Wirbelstürmen und auch nicht zu mehr Küstenüberschwemmungen. Und es gibt wenig Anzeichen, dass sich das in diesem Jahrhundert wesentlich ändert.
(Quelle: IPCC, AR6 WG1, 2021, Seite 1856)
Konkret umfasst die Tabelle Befunde und Prognosen zu 33 sogenannten Klimatreiber-Kategorien. Die Tabelle fällt vor allem durch leere Felder auf. Abzulesen ist entsprechend, dass es zu den meisten der Kategorien keinen Trend gibt – und bis 2050 oder sogar bis 2100 auch keinen geben wird. Und das gilt, selbst wenn man das unwahrscheinliche Emissions-Szenario RCP-8.5 des Weltklimarats unterstellt, gemäss dem der CO₂-Ausstoss in den nächsten Jahrzehnten noch stark ansteigen wird.
Die scheinbare Zunahme entsteht durch ein Wahrnehmungsproblem
Schaut man sich in der Tabelle die Extremwetter-Trends an, die satt blau (Zunahme) und satt orange (Abnahme) markiert sind – und damit einem Trend mit «hohem Vertrauen» entsprechen –, lässt sich wie erwähnt bisher nur eine Tendenz zu steigenden Luft- und Meerestemperaturen, zu mehr Hitze und zu abnehmendem Meereis ablesen. Bis Ende des Jahrhunderts kommen eventuell noch Veränderungen bei den Regenmengen und eine stärkere Versauerung der Ozeane hinzu. Sonst nichts!
Es gibt allerdings Statistiken, gemäss denen die Extremwetterereignisse in den letzten Jahrzehnten – anscheinend – zugenommen haben. In der Regel handelt es sich aber nicht um echte Trends, sondern um ein Wahrnehmungsproblem: Heute werden Naturkatastrophen viel zuverlässiger rapportiert als in vergangenen Jahrzehnten – darum die scheinbare Zunahme.
Einen solchen Fall hat kürzlich die «Welt» beschrieben: Es ging um die belgische Emergency Events Database (EM-DAT), die weltweit auf grosse Beachtung stösst. «Früher trafen nur spärlich Berichte ein», schrieb die Zeitung – und zitierte das Center for Research on the Epidemiology of Disasters, das die EM-DAT betreibt: «Es wäre irreführend, den Aufwärtstrend bei Wetterkatastrophen und deren Auswirkungen im Wesentlichen durch den Klimawandel zu rechtfertigen», hatte das Center bereits 2007 geschrieben.
Es geht um wohl um Ideologie statt um Wissenschaftlichkeit
Man mag die Berichte des Weltklimarats für massgebend halten oder auch nicht. Gerade Klimaforscher, die sonst immer auf die Arbeit des IPCC schwören, sollten sich aber – wenn schon – auch punkto Extremwetter an dessen Resultate halten. Und massgebend sind dabei nicht die Zusammenfassungen für Politiker, die nach politischen Gesichtspunkten verfasst werden, sondern die Grundlagenberichte des Weltklimarats.
«Lest Eure eigenen Berichte!», möchte man vermeintlichen Starforschern des IPCC wie Sonia Seneviratne also zurufen. Man bekommt jedenfalls den Eindruck nicht los, dass es ihnen mehr um Ideologie als um Wissenschaftlichkeit geht.
Anmerkung der Redaktion:
Und die deutsche Umweltministerin Steffi Lemke sagte zum Thema:
Bundesumweltministerin Steffi Lemke: „Schon heute verursacht die Klimaerhitzung in Deutschland und Europa enorme Schäden. Hitze und Dürre, Starkregen und Hochwasser – Wetterextreme werden in Zukunft häufiger und zwingen uns zur Vorsorge und Anpassung an die Folgen der Klimakrise. Deshalb hat die Bundesregierung das erste bundesweite Klimaanpassungsgesetz verabschiedet. Es schafft erstmals einen verbindlichen Rahmen für Bund, Länder und Kommunen.“
Quelle hier: Das rot markierte ist alles falsch, da erhebt sich die Frage: Liest man im Umweltministerium die IPCC Reports nicht, oder lügt man wider besseres Wissen?