Horst D. Deckert

Freiheit – aber nur ein bisschen: Lockerungen, die keine sind

Freiheit-Leckerlis für artig dressierte Coronadeutsche (Symbolbild:ScreenshotYoutube)

Hurra – Deutschland kriegt jetzt doch seinen „Freedom Day”! Kauft schon einmal Konfetti, stellt den Sekt kalt und schmiert rechtzeitig die Schnittchen! Wir könnten auch eine Parade machen, so wie die Amerikaner, wenn einer von ihnen auf dem Mond war. Allerdings werden einige Bürger auch einen gehörigen Schock erleiden, als hätten sie Jahre in einem unterirdischen Atombunker verbracht. Ist es wirklich sicher da draußen? Kann ich damit umgehen, dass ich nun plötzlich selbst entscheiden darf, ob ich eine Maske trage oder nicht? Und wieso kommt das so plötzlich? Gestern war doch noch jeder Aufenthalt unter Menschen eine potentielle Todesfalle!

Nun, für die Ängstlichen gibt es Entwarnung – aber leider werden auch Sekt und Schnittchen noch warten müssen. So schnell geben die uns nicht her! Schließlich ist jedes Quentchen Normalität seit Monaten zum „Privileg“ deklariert, das wir uns wie die harten Jungs im Knast redlich verdienen müssen. In den meisten Knastfilmen versagt der sadistische Gefängnisdirektor im letzten Moment unter einem nichtigen Vorwand die Belohnung. Ähnliches widerfuhr mir als Kind, wenn ich wieder einmal von der Familie stundenlang durch den Pfälzer Wald geschleift wurde, in dem man sich ebenso gut verlaufen konnte wie in der Corona-Politik: Selbstverständlich lag hinter der nächsten Kurve nie das vorausgesagte Ziel – und den versprochenen Käsekuchen im Naturfreundehaus gab es auch in den seltensten Fällen. Dennoch gaben weder die Häftlinge noch damals ich gänzlich die Hoffnung auf, dass es beim nächsten Mal funktionieren könnte. Merke: Die Freiheit ist erst wirklich zurück, wenn man dafür nicht mehr Männchen machen muss – und über Käsekuchen sollte man sich erst freuen, wenn er sicher im eigenen Bäuchlein liegt. Da ist das Urvertrauen weg. Ob diejenigen, die noch an Lockerungsversprechungen glauben, als Kinder wohl immer das Versprochene auch bekommen haben?

An der automatischen Hundeleine

Dabei können wir nur zu deutlich sehen, wer sich selbst die Privilegien gönnt, die uns versagt bleiben: Bei der spannendsten Bundesversammlung aller Zeiten – ein furioses Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Frank-Walter Steinmeier und Frank-Walter Steinmeier – herrschte wieder einmal bunter Trubel im Bundestag. Und das lag nicht nur an „Lady Bitch Ray” und ihrem „Ich heirate heute meinen Zuhälter”-Outfit mit echter chinesischer Maschinenstickerei. Das Getümmel ohne Maske und Abstand haben wir auch schon bei anderen Anlässen bewundern dürfen – scheinbar ist man in bestimmten Kreisen immun gegen das schlimmste Virus aller Zeiten. Gleichzeitig bestimmt man dort, unter welchen Bedingungen man uns kleinen Bürgern die Leine ein bisschen locker lässt – so wie bei diesen automatischen Hundeleinen, bei denen man seinen Vierbeiner auf Knopfdruck bei Fuß zurückholen kann. Zack, ein Ruck – und wieder aus ist es mit der Bewegungsfreiheit.

Deshalb wird auch noch an der Maskenpflicht festgehalten – was von vielen Bürgern sogar begrüßt wird, auch wenn sie kein Mensch daran hindern würde, weiterhin eine zu tragen, nachdem die Maßnahme aufgehoben wäre. Und schon gar nicht will man uns in die Selbstständigkeit entlassen, bevor wir nicht geboostert, gechipt und entwurmt sind. „Seht her”, sagt Janosch Dahmen von den Grünen sinngemäß, „wir würden ja gern – aber die Ungeimpften verderben alles!„:

(Screenshot:Twitter)

Das ist schon deshalb besonders perfide, weil wir es den Protesten der Impfpflicht-Gegner zu verdanken haben, dass überhaupt von Lockerungen die Rede ist. Offenbar hat man im Elfenbeinturm des Bundestags das in Umlauf gebrachte Narrativ von der „winzigen Minderheit” der Unzufriedenen schließlich selbst geglaubt; und jetzt nehmen da auf einmal Krankenschwestern und ganz „normale“ Bürger an den Spaziergängen teil, anstatt der angekündigten Nazis und Randalierer. Hildmann war gestern, auch wenn ihn die Medien noch ab und an als Negativbeispiel ausgraben. Die Skepsis breitet sich bei ganz realistisch denkenden Menschen aus – der Bundesregierung schwimmen die Felle davon. Plötzlich wird offen über die Skandale der letzten zwei Jahre geschrieben und gesprochen. Angesichts der in Deutschland vorherrschenden Cancel Culture ist das ein deutliches Zeichen für einen Stimmungswandel – auch wenn es traurig ist, dass viele so lange den Mund gehalten haben. Corona ist ein gutes Lehrstück dafür, wie schnell man Menschen durch moralischen Druck gleichschalten kann.

Die nunmehrigen Versprechen von der „Aufhebung der Maßnahmen bis auf minimale Einschränkungen” haben allerdings eine derart große Hintertür, dass es schon dreist ist, so etwas anzubieten – und durchschaubar noch dazu. Trotzdem werden sie natürlich viele Bürger, die inzwischen Corona-müde sind, gerne annehmen. Blumen an die Ketten! Mit Lockerungen wie in Schweden hat das nichts zu tun. Vor allem an der Maskenpflicht wird festgehalten – sie verschließt ja so schön den Mund.

Vielleicht sollten wir es so machen wie einst die Feministinnen, die öffentlich ihre BHs verbrannten: Wir schreiben „Auf Nimmerwiedersehen, Zwang!” auf unsere Masken und werfen sie ins Feuer oder einen Häcksler. Symbolik gegen Symbolik. Auch wenn es dann vermutlich heißen wird „Corona-Leugner legen Brände in Innenstädten„: Ein befreiendes Gefühl wäre es allemal.

The post Freiheit – aber nur ein bisschen: Lockerungen, die keine sind first appeared on Ansage.

Ähnliche Nachrichten