Horst D. Deckert

Freimaurer: Esoteriker mit grenzenloser Macht für Van der Bellen

Alexander Van der Bellen war ab den 1970er-Jahren Freimaurer. 10 Jahre später sei er eigenen Angaben zufolge ausgeschieden. Obwohl die Freimaurerei dezidiert nicht politisch sein will, gehören viele österreichische Politiker Logen an. Doch ihre Ziele, ihr Wirken und ihre Mitglieder liegen im Verborgenen. Wochenblick sprach mit einem Freimaurer und versuchte zu ergründen, welchen Einfluss der internationale Geheimbund auf Österreichs Politik hat.

Über 20 Jahre lang versuchte Konstantin* dem großen Geheimnis der Freimaurerei näherzukommen und vollzog die Arbeit an seinem rauhen Stein. Um diese eigene Persönlichkeitsbildung und den inneren Ausgleich gehe es, wie er betont. Es sei verboten, das Logenwesen für berufliche Vorteile zu nützen, also “Geschäftemaurerei” zu betreiben. In Deutschland gehörte er einer blauen Loge nach schwedischem Ritus an. Als der Künstler 2016 nach Österreich kam, versuchte er Anschluss in einer hiesigen Loge zu finden. Hier herrscht die humanitäre Freimaurerei vor und er habe davon gehört, dass man auch auf die Charta der Menschenrechte schwören müsse.

Freimaurer für Van der Bellen

Doch was ihn besonders verwunderte, war der Umstand, dass das Duell um die Präsidentschaft – damals zwischen dem grünen Van der Bellen und dem freiheitlichen Norbert Hofer – ein wesentliches Thema in der Loge war. Am schwarzen Brett seien Medien-Artikel zur Wahl ausgehangen, die die FPÖ und Hofer in ein schlechtes Licht rücken sollten. Dass Van der Bellen “ihr” Kandidat sei, das sei eindeutig kommuniziert worden. Konstantin war verwundert, denn Politik sei ebenso wie die “Geschäftemaurerei” verpönt oder gar verboten in der Loge. Doch das sollte nicht der einzige Widerspruch bleiben, den Konstantin in Wien vorfand.

Der Spalter Szekeres

Dass seine Brüder in Wien wesentliche Akteure bei den einschneidenden Corona-Maßnahmen sein sollten, schockiere ihn und andere Brüder heute noch. So sei Thomas Szekeres, der sich als Ärztekammer-Präsident wie kein anderer in der Repression gegen kritische Ärzte wie kein anderer hervortat, selbst angehöriger einer Wiener Freimaurer-Loge. Zwar stehe es einem Freimaurer einerseits nicht zu, andere zu belehren, doch so wie Konstantin die Freimaurerei erlernte, gehe es stets um das Verbinden, das Überwinden von Grenzen und das Kitten der Klüfte in der Gesellschaft. Szekeres habe das Gegenteil betrieben. Konstantin erklärt, was es mit dem Schachbrett als freimaurerisches Symbol auf sich habe. Der Maurer befinde sich dem Ideal nach nicht auf dem schwarzen und nicht auf dem weißen Feld, sondern dem Selbstverständnis nach immer auf der Linie dazwischen. Dass Politik mit diesem Selbstverständnis überhaupt noch möglich ist, ist schwer vorstellbar. Denn die Politik lebt davon, ideologisch Farbe zu bekennen. Und dennoch scheinen die wichtigsten politischen Persönlichkeiten Freimaurer zu sein.

Anmerkung: Auf Anfrage des Wochenblick wollte Szekeres keine Stellungnahme zu seinen mutmaßlichen Freimaurer-Erfahrungen abgeben. Sein Anwalt ließ dem Wochenblick ausrichten, dass dies seinem Privatleben unterliege und sich der Ex-Ärztekammer-Präsident nicht mehr für eine Person des öffentlichen Lebens halte.

Von Gott bis Teufel

Freimaurer müssen traditionell bei Eintritt an eine Göttlichkeit glauben. Sie kann christlich, muslimisch, jüdisch sein. Doch traditionell sei die Bibel Teil der geheimen Rituale. Die Freimaurer selbst hängen einem Kult des höchsten Wesens an, an die Stelle der Göttlichkeit tritt der “Große Baumeister aller Welten”. Obwohl viele Geistliche selbst Freimaurer sind, sagen konservative Katholiken der Freimaurerei satanische Bestrebungen nach.
Die christliche Autorin Melanie Weiss beschreibt in “Jesu Christi steht bevor”, wie die international besetzten Ur-Logen gezielt Staaten und internationale Organisationen unterwanderten und die Medien kontrollierten. Sie stützt sich auf Aussteiger- und Insiderberichte. Dass Ordo ab Chao (Ordnung durch Chaos) ein freimaurerischer Grundsatz ist, liest man auch auf Freimaurerseiten. Für Weiss ist die Freimaurerei die Wurzel der derzeit zu beobachtenden Abschaffung der Nationalstaaten zugunsten internationaler Gesellschaften, die letztlich in eine Eine-Welt-Ordnung münden sollen. Manche vergleichen das System der Freimaurer mit einer Zwiebel. Ihre äußere Schale bildeten die Service-Clubs, die sich durch “Charity” hervortun. Dann folgten die niedrigen Grade. Im Kern der Zwiebel stünde die Hochgradfreimaurerei aus den Ur-Logen. Das System lebe – ähnlich wie die Mafia – davon, dass der Einzelne nicht wisse, welche Ziele wirklich verfolgt würden, unterstellen Kritiker.
Die Vorfeldorganisationen der Freimaurer sind der Rotary Club und der Lions Club. Diese sind noch relativ transparent und sogar Österreichs Parlament verfügt über ein eigenes “Chapter” der Rotarier, das vor allem von ÖVP-Größen aber auch von NEOS-Politikern angeführt wird. Es gibt die niedrigen Grade (blaue Logen) und Hochgrade (rote Logen). Letztere sollen aus ersteren rekrutiert werden. An ihrer Spitze steht das englische Königshaus. Edward, der Cousin der verstorbenen Königin von England, ist der Großmeister der Vereinigten Großloge von England.

Politik aus der Loge

Freimaurer entscheiden selbst darüber, ob sie sich offen als solche deklarieren, oder ihre Zugehörigkeit verschweigen. Gleichzeitig ist es ihnen verboten, andere Brüder zu “outen”. Meist erfährt man erst nach ihrem Ableben von ihrer Zugehörigkeit. Sowohl Winston Churchill als auch Che Guevara waren Freimaurer. Auch Lenin soll die Freimaurerei als Mittel gesehen haben, um seine “Internationale brüderliche Union” ausweiten zu können. Die USA sind von Grund auf freimaurerisch geprägt. Sowohl Benjamin Franklin als auch George Washington waren Freimaurer. John Kerry und George Bush gehören beide “Skull and Bones” an. In Italien wurde die Loge “Propaganda Due”, in der sich Mafia und Politik vernetzen sollen, vor allem durch Berlusconi bekannt. Doch auch in Österreich spielt die Freimaurerei immer wieder eine Rolle in der Politik. Erst durch Skandale werden Verbindungen offen gelegt. Über 20 Jahre bestand der Club 45 am Wiener Kohlmarkt. Korruption, Postenschacher und ganze Regierungen sollen dort konstituiert worden sein. Gegründet 1973 durch den späteren Massenmörder Udo Proksch traf sich dort die SPÖ-High Society endete die Loge mit dem Lucona-Skandal, der zum Rücktritt des Nationalratspräsidenten Leopold Gratz und des Innenministers Karl Blecha führte, weil sie Prokschs Freilassung erwirkten. Auch Hannes Androsch und der ehemalige Bundespräsident Heinz Fischer gehörten dem Club, der mit der italienischen Propaganda Due verglichen wird, an.
Doch auch mit dem Buwog-Prozess wurden freimaurerische Abgründe aus Österreichs Politik teilweise öffentlich. Walter Meischbergers Anwalt Jörg Zarbl deckte im dazugehörigen U-Ausschuss Peter Hocheggers Zugehörigkeit zur Großloge “Wien Zukunft” auf. Hochegger habe mitunter versucht, durch seine dortigen Justizkontakte eine Kronzeugenregelung zu erwirken. Laut Meischberger hätten sich die Freimaurer gegen ihn und Karl-Heinz Grasser verschworen.

Ibiza U-Ausschuss

Im Ibiza-Untersuchungsausschuss wurde wieder die Logen-Zugehörigkeit der Sozialdemokraten zum Thema. Denn auf Ibiza polterte Strache mitunter über die Wiener Logen-Tätigkeit von Haselsteiner und der SPÖ. In der Befragung des NEOS-Finanziers und Großunternehmers Hans-Peter Haselsteiner wollte Wolfgang Gerstl von der ÖVP von ihm wissen, was dieser über eine vermeintliche Logen-Zugehörigkeit des Wiener Bürgermeisters Michael Ludwig, des Wiener Rechtsanwalts Gabriel Lansky oder auch des Gatten der NEOS-Abgeordneten Stefanie Krisper sagen könne. Haselsteiner, der offen zu seiner Freimaurerzugehörigkeit steht, erklärte, dass er freilich niemanden outen würde. Das hätten schon Päpste, Jörg Haider und andere versucht, gab er trotzig zu Protokoll. Seine Weigerung über die geheime Vereinstätigkeit zu sprechen, wurde dem Protokoll zufolge unter dem Vorsitz von Doris Bures (SPÖ) einfach hingenommen.

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