
Für die afrikanischen Staaten ist die Dollar-Abhängigkeit ein Problem in Sachen grenzüberschreitender Handel. Einerseits wegen des Devisenmangels und extrem hoher Transaktionskosten, andererseits auch wegen der “Bewaffnung” des US-Dollars durch Washington. Alternativen werden gesucht. Das PAPSS-System soll nun Abhilfe schaffen.
Während US-Präsident Donald Trump mit Vergeltung für jene Länder droht, die sich im Außenhandel vom US-Dollar verabschieden wollen, suchen immer mehr afrikanische Regierungen nach pragmatischen Lösungen für ihre chronische Devisenknappheit. Denn US-Dollars müssen oftmals einseitig durch Ressourcenexporte erwirtschaftet, oder aber teuer durch Kredite erworben werden. Gleichzeitig macht dies die afrikanischen Volkswirtschaften verletzlich für größere Kursschwankungen, die im schlimmsten Fall ganze Länder ins Chaos stürzen können.
Schon der libysche Machthaber Muammar al-Gaddafi, der 2011 nach westlichen Investitionen von oppositionellen Kräften gelyncht wurde, wollte im Rahmen seiner panafrikanischen Vision eine auf Gold basierende und durch die regionalen Ölreserven gedeckte afrikanische Währung (den “Gold-Dinar”) einführen. Diese Währung sollte einerseits den Schwarzen Kontinent entdollarisieren, andererseits auch (insbesondere Westafrika) die Loslösung von Frankreich (und dem Euro) samt CFA-Franc ermöglichen.
Gaddafi mag bereits seit 14 Jahren tot sein, doch seine Ideen sind offensichtlich auf fruchtbaren Boden gefallen. Mittlerweile gibt es konkrete Fortschritte für ein afrikanisches Zahlungssystem in lokalen Währungen. Unterstützt werden die Afrikaner dabei vor allem von China und Russland. Letzteres steht unter massiven westlichen Sanktionen und könnte dank eines solchen parallelen Zahlungssystems auch den Handel mit den afrikanischen Ländern ausweiten.
Mike Ogbalu, Geschäftsführer des Pan-African Payments and Settlements System (PAPSS), erklärte zwar, dass das vorrangige Ziel des Systems nicht in einer politischen Entdollarisierung liege – auch wenn damit eine entsprechende Basis geschaffen wird. Vielmehr gehe es bei dem Ganzen um eine praktische Lösung für ein strukturelles Problem: Viele afrikanische Volkswirtschaften hätten erhebliche Schwierigkeiten, überhaupt ausreichend globale Drittwährungen wie den US-Dollar zu beschaffen, um Transaktionen überhaupt abwickeln zu können.
Wechselkursverluste und hohe Gebühren
Für die afrikanischen Geschäftsbanken, welche auf ausländische Partner angewiesen sind, um internationale Zahlungen abzuwickeln, ist das derzeitige System teuer. Laut PAPSS kostet beispielsweise ein Handel in Höhe von 200 Millionen Dollar zwischen zwei Parteien in verschiedenen afrikanischen Ländern bis zu 30 Prozent des Transaktionswerts. Mit einem eigenen Transaktionssystem (ähnlich jenem von SWIFT) könne man diese Kosten auf bis zu 1 Prozent senken. Warum? Weil – ähnlich wie innerhalb des europäischen Währungssystems vor der Euro-Einführung – keine ausländische Referenzwährung benutzt werden muss.
Bislang muss beispielsweise das Korrespondenzbankensystem bei einem Handel zwischen einem nigerianischen Käufer und einem südafrikanischen Verkäufer die Naira zuerst in US-Dollar umwechseln, dann diese US-Dollar wieder in Rand tauschen. Für diesen doppelten Währungsumtausch fallen Gebühren und Wechselkursverluste an – eine teure Umweglösung. Im neuen System soll dieser An- und Verkauf von US-Dollar wegfallen. Allerdings stellt sich die Frage, wie US-Präsident Donald Trump darauf reagieren wird. Immerhin drohte er mehrfach damit, jene Länder bestrafen zu wollen, die ihren Außenhandel entdollarisieren.
Andererseits kann sich Trump ein weiteres Wegdriften Afrikas in die Hände Chinas und Russlands auch nicht leisten. Das heißt: So lange sich dieses Zahlungssystem auf den innerafrikanischen Handel beschränkt, dürfte die Reaktion aus Washington verhalten ausfallen. Sollte sich das PAPSS jedoch außerafrikanischen Transaktionen – z.B. mit China und Russland – öffnen, und somit den US-Dollar auch dort umgehen, sähe es wohl etwas anders aus.