Horst D. Deckert

Gasthauserlebnisse: “Nett kann ich auch, bringt aber nix”

“Mich sehen die hier nie wieder”, sagte ein Linzer nach dem vorwöchigen Besuch einer Gaststätte in einem kleinen Dorf im Innviertel (Name des Ortes, des Wirtshauses und des Gastes sind der Red. bekannt). Das ihm verabreichte Essen mundete dem Besucher zwar, doch der Service des Hauses liegt ihm noch heute im Magen.

“Die freundliche Innviertler Gastlichkeit war das jedenfalls nicht”, räsoniert der Enttäuschte. Die Enttäuschung begann schon beim Betreten des Gastraumes, wo es keine Reaktion auf sein freundliches “Grüß Gott” gab. Also suchte er sich einen freien Platz und rief der hurtig an ihm vorübereilenden weiblichen Servierkraft hinterher: “Was gibt es heute als Menü?” Wortlos und ohne ihn eines Blickes zu würdigen, verschwand die Kellnerin kurz in einen Nebenraum, um nach ihrer Rückkehr und wieder im Vorüberfliegen zu antworten: “Das Menü steht auf der Tafel!”

Wieso auch höflich sein

“Auf welcher Tafel?”, fragte der Linzer konsterniert und machte sich mit den Augen auf die Suche. Er entdeckte sie auf der unentwegt auf- und zugehende Schiebetür zur Küche, als diese gerade geschlossen war. Das darauf angegebene Gericht konnte er von seinem Platz aus aber nicht lesen. Also stand er auf, um die Tafel aus der Nähe zu betrachten. Doch auch aus der Nähe war das mit Kreide hingeschriebene Tagesmenü für ihn nicht zu entziffern. Die Schrift war verwischt und auch schon verblasst.

Servicewüste

Die übrigen Gäste im Lokal schmunzelten schon. Aus den ihnen aufgetragenen Gedecken schloss er, dass es sich bei der Lauchcremesuppe und beim Schweinsfilet mit Tagliatelle um das Menü handeln müsse. Eigentlich hätte er als Gast erwartet, dies von der Kellnerin mitgeteilt zu bekommen. Doch ihre Gästebehandlungs-Maxime dürfte der im Gang des Gasthauses unübersehbar drapierte Wandspruch sein (siehe Bild): “Nett kann ich auch, bringt aber nix!”

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