Horst D. Deckert

Geheimdienst: Donau-Universität Krems bildet jetzt auch Spione aus

Gute Kundschafter werden immer gebraucht. Frauen oder auch Männer, die vielleicht mit dem Gedanken liebäugelten, einmal Spion zu werden, haben ab Herbst an der Donau-Universität Krems Gelegenheit, ein dementsprechendes Master-Studium zu absolvieren. 

Sowohl bei den heimischen Geheimdiensten, wie der Direktion Staatsschutz und Nachrichtendienst (DSN) als auch beim Heeres-Nachrichtenamt und Heeres-Abwehramt scheint gutes Personal rar zu sein. Aus diesem Grund dürfte man dort die bald beginnende Nachwuchsförderung in dem schönen Wachau-Ort Krems sehr begrüßen.

Die Schlappe, die die DSN-Vorgängerorganisation, das Bundesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung (BTV), am 2. November 2020 einstecken musste, steckt allen Geheimdienstexperten und den dafür politisch Verantwortlichen noch immer in den Knochen.

Terror mitten in Wiener Innenstadt

Zur Erinnerung: Damals hatte ein 20jähriger mit Verbindungen zum islamischen Staat in der Wiener Innenstadt mit einem Sturmgewehr wahllos auf Menschen geschossen und dabei vier Personen getötet und 17 weitere schwer verletzt, ehe er von der Polizei getötet wurde.

Dieser schreckliche Vorfall hat das Versagen des offensichtlich schlecht aufgestellten BTV deutlich gemacht. Nachdem eine Untersuchungskommission die Mängel in der Arbeit des BTV im Vorfeld offengelegt hat, geriet diese Behörde massiv in Kritik. Denn Ausbildung und Aufgaben jener BTV-Leute, die für die Risikobewertungen zuständig waren, seien suboptimal gewesen, urteilte die Kommission.

ÖVP-Netzwerk

Darüber hinaus machten Vorwürfe über ÖVP-Postenschacher die Runde, wie auch die Verbindungen ehemaliger Mitarbeiter, die Kontakte zu dubiosen Personen pflegten (Stichwort: Jan Marsalek von Wirecard).

Diese Affäre, wie auch andere davor und danach, waren entscheidend dafür, dass das BTV zur DSN wurde, auch wenn die neue Behörde mit Omar Hajawi-Pirchner als Leiter wieder einen ÖVP-Mann bekam. Nicht nur deshalb war bereits unter Innenminister Herbert Kickl eine Reformgruppe eingesetzt worden.

Reaktion auf Terroranschlag

Mit den Studenten, die künftig mit dem erfolgreich absolvierten Masterstudium „Counter –Terrorism, CVE & Intelligence“ abgehen werden, will die DSN noch effektiver werden. Denn dass man sich von dort Personal holen wird, scheint schon jetzt festzustehen, zumal es sich bei dieser neuen Ausbildungsmöglichkeit quasi um die Reaktion auf den „übersehenen“ Terroranschlag handelt, wie Studienleiter Nicolas Stockhammer bestätigt. 

Bis jetzt seien die österreichischen Geheimdienstleute meist aus dem Verteidigungs- oder Innenministerium rekrutiert worden, an höherwertig oder speziell dafür ausgebildeten Personen war man – aus den verschiedensten Gründen – offenbar nicht interessiert. Von wo her sonst hätte man diese auch nehmen sollen?

Spionage und ausländische Nachrichtendienste

Nun werden die künftigen Spionagelehrlinge gezielt über Terrorismus- und Extremismus-Bekämpfung unterrichtet wie auch über die Arbeit von Nachrichtendiensten. Als Lehrkräfte werde es einen Mix aus Praktikern und Forschern geben, sagt Stockhammer. Auch Lehreinheiten mit Mitarbeitern ausländischen Nachrichtendienste seien geplant. Doch dies ist – wie bei Geheimdiensten üblich – offenbar noch geheim. Dem Vernehmen nach werden jährlich „mehr als ein Dutzend Studenten“ das Spionagehandwerk erlernen.

Zum Autor: Kurt Guggenbichler war Mitbegründer und Chefredakteur des „Wochenblick“. Sein journalistisches Handwerk hat er bei der „Goslarschen Zeitung“ in Norddeutschland erlernt, wo er acht Jahre lang als Redakteur, Reporter und Kolumnist tätig war. Wieder zurück in seiner Heimat, arbeitete Guggenbichler in der Funktion eines Ressortleiters dann 25 Jahre lang für die „Oberösterreichischen Nachrichten“. Zum „Wochenblick“ wechselte er einige Zeit nach seiner Tätigkeit als Chefredakteur der Tageszeitung „Oberösterreichs Neue“ und für AUF1-Info ist Guggenbichler nun als Nachrichten-Redakteur, Kommentator und Reporter im Einsatz.

Wir sind unabhängig, weil Sie uns unterstützen!

AUF1 ist durch seine Zuseher finanziert. Wenn Ihnen unser Angebot gefällt, dann bitten wir Sie im Rahmen Ihrer Möglichkeiten zu helfen. Nur mit dieser Hilfe können wir ein tägliches Programm aufrechterhalten und weiter ausbauen.

Ähnliche Nachrichten