„Die Spezies der Politiker bildet eine negative Auswahl aus der Bevölkerung. Weil die Politiker aus den Kreisen derer rekrutiert werden, die sich von Jugend auf in den Parteien bewährt haben, derer, die den zermürbenden Hürdenlauf einer Parteikarriere schon aufgenommen haben, bevor sie überhaupt eine eigene politische Meinung entwickeln konnten, ergibt sich eine ungünstige Selektion.“ Sibylle Tönnies
Von JÜRGEN RITTER | Die Soziologin Sibylle Tönnies (1944–2017) war die Enkeltochter des Nationalökonomen und Philosophen Ferdinand Tönnies (1855–1936), der aufgrund seines 1887 erschienenen Hauptwerkes „Gemeinschaft und Gesellschaft“ als Begründer der modernen Soziologie gilt.
In seiner Politeia, die als erste systematische Darlegung einer politischen Philosophie in der abendländischen Geistesgeschichte gilt, lässt Plato den Sokrates das Prinzip eines Staates vertreten, der von den weisesten Männern, von „Philosophenkönigen“, regiert wird. Durch sein Sprachrohr Sokrates wirbt Plato für das Modell einer Gesellschaft, in der weder Reichtum noch Abstammung, sondern einzig und allein Intelligenz und Charakterstärke dem Bürger den Zugang zu Machtpositionen ermöglichen.
Sokrates (469–399 v. Chr.) drang im Sinne seiner Philosophie auf sittliche Vervollkommnung, wurde von seinen entarteten Mitbürgern aber verkannt und missverstanden und für seine Überzeugung in den Tod getrieben. Marmorbüste Im Louvre, Paris.
Für dieses Konzept wurde später der Ausdruck „Meritokratie“ geprägt, der sich aus dem lateinischen meritum (dt., Verdienst) und dem griechischen –krateia (dt., ‑herrschaft) zusammensetzt. In einem konsequent meritokratischen Staat würde jeder Bürger eine Position einnehmen, für die er aufgrund seiner geistigen und körperlichen Fähigkeiten berufen wäre.
Es versteht sich von selbst, dass ein solches Ideal in der Praxis bestenfalls teilweise verwirklicht werden kann. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die Eliten, die ein Staatswesen regieren, von Natur aus dazu neigen, sich selbst zu reproduzieren. Ein klassisches Beispiel hierfür ist die Erbmonarchie, die zwangsläufig dazu führt, dass bisweilen vollkommen unbegabte, charakterschwache oder gar verbrecherische Personen auf den Thron gelangen. Doch auch in formell demokratischen Staaten bilden sich Eliten heraus, die um jeden Preis verhindern wollen, dass Gruppierungen oder Einzelpersonen, die sich nicht an die festgelegten Spielregeln halten, Schlüsselpositionen einnehmen. Dies gelingt freilich nicht immer.
Hiervon zeugte die Wahl des Außenseiters Donald Trump zum Präsidenten der USA im Jahre 2016. Wie die amerikanischen Eliten auf diesen „Fehlentscheid“ der amerikanischen Wähler reagierten, ist bekannt. Sie bekämpften Trump von seinem ersten Amtstag an bis aufs Messer, sabotierten seine Politik mit allen Mitteln und drängten ihn schließlich durch einen Wahlbetrug von kolossalen Ausmaßen aus dem Amt. Dass ihnen dies gelang, ist vor allem darauf zurückzuführen, dass auch Trumps eigene Partei, die Republikanische Partei, niemals geschlossen hinter ihm stand, sich deren „gemäßigter“, d. h. systemtreuer Flügel de facto mit den Demokraten gegen ihn zusammentat und er nicht einmal seinen eigenen Ministern trauen konnte.
Das Wort „Elite“ wird hier vollkommen wertfrei verwendet, im Sinne des italienischen Soziologen Vilfredo Pareto. Es bezeichnet jene Menschen, die auf ihrem Spezialgebiet die Spitzenpositionen einnehmen. Ebenso wie beispielsweise unter Schachspielern oder Sportlern gibt es dementsprechend auch unter Kriminellen eine Elite von Individuen, die sich kraft ihrer Intelligenz und Brutalität zu Herren der Unterwelt aufschwingen.
Der Frühsoziologe Wilfried Fritz Pareto (1848–1923) definierte den Begriff der Elite auch im politischen Rahmen und versteht Geschichte generell und ausnahmslos als „Friedhof der Aristokratien“. Eine „Elite“ wird nach Pareto auch in Revolutionen stets nur von einer „Reserve-Elite“, nie jedoch von einer Masse ersetzt; ungeachtet dessen beruft sich eine neue Elite gern auf die Masse oder behauptet, dazuzugehören. Ein Satz wie „Das Volk herrscht“ ist Pareto zufolge eine typische Derivation, also eine scheinlogische Erklärung.
In diesem Artikel wird die These vertreten, dass das heutige Deutschland von einer negativen Elite beherrscht wird, d. h. von Gruppen, deren Tätigkeit den Interessen des deutschen Volkes zuwiderlaufen. Ähnliches trifft auch auf sehr viele andere Staaten der Welt zu, doch Deutschland ist ein Extremfall. Um diese These zu belegen, müssen wir in die unmittelbare Nachkriegszeit zurückkehren.
Als Folge seiner totalen militärischen Niederlage verlor Deutschland einen erheblichen Teil seines Territoriums. Aus der verbliebenen Konkursmasse des Dritten Reichs gingen drei Staaten hervor.
Die Souveränität der Republik Österreich wurde durch einen Staatsvertrag mit den vier Besatzungsmächten 1955 wiederhergestellt: Diese verließen das Land, während im Gegenzug die immerwährende Neutralität der Zweiten Republik per Verfassungsgesetz festgeschrieben wurde.
In der unter sowjetischer Ägide gegründeten Deutsche Demokratische Republik kam eine „sozialistische“, de facto kommunistische, Regierung an die Macht. Bis zu ihrem jähen Zusammenbruch im Jahre 1989 wurde die DDR von einer marxistisch-leninistischen Elite geführt.
In der von den Anglo-Amerikanern aus der Taufe gehobenen Bundesrepublik Deutschland regierte von Beginn an eine Elite, die auf Westbindung (d. h. Unterwerfung unter Washington), Parlamentarismus und Marktwirtschaft eingeschworen war. Während die SED in der DDR die staatstragende Partei war – die neben ihr existierenden Blockparteien, die niemals unabhängige Positionen vertraten, waren reine Staffage –, war die BRD ein Mehrparteiensystem, in der sich die stärksten Parteien, die CDU-CSU und die SPD, bei den Wahlen die Macht streitig machten, während die liberale FDP das Zünglein an der Waage bildete. Es sollte bis 1983 dauern, ehe mit den Grünen einer neuen Partei den Einzug in den Bundestag gelang.
Im Gegensatz zur CDU/CSU, die von Anfang an einen strikt proamerikanischen Kurs verfolgte, sträubte sich die SPD unter ihrem ersten Nachkriegsvorsitzenden Kurt Schumacher, der Konrad Adenauer als „Kanzler der Alliierten“ angriff, noch gegen die Westbindung und strebte trotz ihres damaligen Antikommunismus eine Verständigung mit Moskau an. Aber nach Schuhmachers Tod im Jahre 1952 schwenkte die Partei bedingungslos auf Westkurs ein. Während der ersten Nachkriegsjahrzehnte befehdeten sich die Union und die SPD zwar heftig, akzeptierten die amerikanische Dominanz jedoch ohne Wenn und Aber.
Der Rechts- sowie Staatswissenschaftler Kurt Schumacher (1895–1952) war Parteivorsitzender der SPD von 1946 bis 1952 und SPD-Fraktionsvorsitzender sowie Oppositionsführer im ersten Deutschen Bundestag von 1949 bis 1952. Im Dritten Reich war der Patriot Schumacher inhaftiert.
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Später glitt die Union immer weiter nach links ab. Der nationalkonservative CDU-Flügel, für den als Galionsfigur Alfred Dregger gestanden hatte, verschwand, und auch die bayerische CSU verlor ihre patriotischen Konturen zusehends – mit dem Ergebnis, dass Positionen, die noch vor einigen Jahrzehnten von der Union vertreten wurden, in unseren Tagen als „rechtsradikal“ gelten und dass, wer heute noch inhaltliche Differenzen zwischen der Union und der SPD finden will, zur Lupe greifen muss.
Selbstverständlich war sich die amerikanische Besatzungsmacht bewusst, dass es in einem unterworfenen Land nicht ausreicht, die Regierung zu lenken. Nicht minder wichtig ist die Kontrolle über die Medien und das Geistesleben. Bereits im Juli 1946 konnte General Robert A. McClure, Spezialist für psychologische Kriegsführung und Chef der Abteilung für Nachrichtenkontrolle der US-Militärregierung in Deutschland, mit Genugtuung feststellen: „Wir kontrollieren jetzt 37 Zeitungen, 6 Radiostationen, 314 Theater, 642 Kinos, 237 Verlage,7.384 Buchhändler und Drucker (…), betreiben die Deutsche Nachrichtenagentur DNA und 20 Büchereien.“ (Zitiert nach Stefan Scheil, Transatlantische Wechselwirkungen. Der Elitewechsel in Deutschland nach 1945, 2012).
Ein seltenes Bild mit Symbolwert: Brigadegeneral Robert McClure (1897–1957) lässt sich vom Verleger Heinrich Hollands einen Andruckbogen der ersten, von der US-Armee lizensierten deutschen Tageszeitung, der „Aachener Nachrichten“, zeigen.
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Als ideale Kandidaten für die Durchführung der Medienkontrolle, ohne die sich die angestrebte reeducation der Deutschen nicht verwirklichen ließ, boten sich Personen an, die im Dritten Reich aus rassischen oder politischen Gründen verfolgt worden und in die USA ausgewandert waren. Eine Schlüsselrolle beim Aufbau der von der Besatzungsbehörde genehmigten Lizenzpresse spielte Ernst Lamm, 1938 aus Deutschland emigriert, 1945 dorthin zurückgekehrt und bis zu seinem Tode anno 1985 aktiv blieb. Ein zeitgenössischer Beobachter vermeldete: „Mr. Lamm zieht die Fäden, ohne durch ein besonderes Amt als der Maßgebende erkenntlich zu sein. Wie eine Souffleuse eine Stimme zu haben, ohne anderen als den Akteuren sichtbar zu sein – solch eine Tugend wird gerade innerhalb eines Systems geschätzt, das auf der Anonymität seiner eigentlichen Beherrscher beruht.“ (Scheil, S. 24)
Mit leichter Verzögerung setzte die reeducation auch an den Universitäten ein, vor allem natürlich an deren geisteswissenschaftlichen Fakultäten, wo Remigranten aus den USA wie Max Horkheimer und Theodor Adorno-Wiesengrund die Studenten im Geist ihrer „Frankfurter Schule“ indoktrinierten und gegen die „Tätergeneration“ ihrer Eltern aufhetzten. Dies führte zur Entstehung einer ultralinken Studentenbewegung, die dem System der BRD aufgrund ihres Radikalismus zunächst schwere Probleme bereitete. Während einige Hitzköpfe in den Terrorismus abglitten, entschied sich die überwältigende Mehrheit der Radikalen später für den langen Marsch durch die Institutionen, um ihre zerstörerische Ideologie als Professoren, Lehrer, Journalisten etc. verbreiten zu können.
Um zu gewährleisten, dass sich die amerikahörige Führungskaste der BRD selbst reduzierte, schufen die USA das, was Stefan Scheil in seinem erwähnten Buch „transatlantische Austauschwege“ nennt. Hier gilt es zunächst das Aspen-Institut zu nennen, dessen deutsche Sektion 1974 gegründet wurde und zu dessen Ehrenmitgliedern prominente SPD-Politiker wie der Ex-Bundeskanzler Helmut Schmidt und der ehemalige regierende Oberbürgermeister von Berlin Walter Momper ebenso gehörten wie die CDU-Spitzenpolitiker Kurt Biedenkopf und Lothar Späth.
Noch wichtiger als das Aspen-Institut ist die Atlantik-Brücke, die 1952 unter der Leitung des 1938 Gründen in die USA emigrierten Eric M. Warburg geschaffen worden war. „Wie der Verein auf seiner Internetsite richtig festhält, fehlt dort [auf seiner Mitgliederliste] kaum ein Name aus den Führungsspitzen von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und den Medien Deutschlands“, schreibt Scheil (S. 168 f.) In der Tat: Mitglieder der Atlantik-Brücke sind u. a. die Politiker Joachim Gauck (CDU), Angela Merkel (CDU), Siegmar Gabriel (SPD), Christian Linder (F.D.P.), Katrin Görig-Eckart (Die Grünen) sowie der Fernsehmoderator Claus Kleber, ein unermüdlicher Hetzer gegen Russland.
Um als geeignete Lakaien betrachtete junge Deutsche zu rekrutieren, hat die Atlantik-Brücke ein „Young Leaders“-Programm entwickelt. Die deutschen Anwärter werden mit kostenlosen Amerika-Reisen sowie zweifellos auch mit materiellen Vergünstigungen geködert, worauf ein Steering Committee alljährlich 35 von ihnen zu Young Leaders bestimmt. Zu letzteren zählten bzw. zählen u. a. der grüne Bundestagsabgeordnete Cem Özdemir, Angela Merkels Redenschreiber M. Graf von Kielmansegg, der frühere Verteidigungs- und Innenminister Thomas de Maizière (CDU), der Leiter der Hauptredaktion Außen‑, Innen‑, Gesellschafts- und Bildungspolitik des ZDF Theo Koll, Karl Diekmann, ehemaliger Chefredakteur der Bild-Zeitung und weiterhin Gesamtherausgeber der Bild-Gruppe, sowie Annelena Baerbock, die grüne Außenministerin der Scholz-Regierung.
Ein markantes Beispiel für die Vernetzung der Meinungsmacher bietet die Wochenzeitung Die Zeit, das „Flaggschiff der Vergangenheitsbewältigung“ (so der verstorbene Schweizer Publizist Armin Mohler) sowie Sprachrohr Nr. 1 der US-Besatzungsmacht. Zu den Mitarbeitern des Blatts gehörten bzw. Gehören:
- Helmut Schmidt, ehemaliger Bundeskanzler, Bilderberger, Mitglied der Atlantik-Brücke
- Josef Joffe, Hauptherausgeber, Bilderberger, Mitglied der Goldman Sachs Foundation, des Aspen Institute, der Atlantik-Brücke sowie der Trilateralen Kommission
- Mathis Nass, Korrespondent, Bilderberger, Mitglied der Transatlantic Academy sowie der Atlantik-Brücke
So wie in atlantischen Bünden & Anonym-Gesellschaften Sozialisten einträchtig mit den Liberalen und Christdemokraten zusammenarbeiten und alle – echten oder vorgespielten – parteipolitischen Gegensätze aufgehoben sind, geben sich in der Atlantik-Brücke und ähnlichen Organisationen Repräsentanten aller „staatstragenden“ Parteien, von der CSU bis hin zu den Grünen, ein Stelldichein. Sie alle handeln nach dem Motto „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing“.
Die Vorstellung, man könne diese Elite mittels Wahlen durch eine andere ersetzen, indem man beispielsweise seine Stimme der AfD gebe, zeugt von erschütternder Naivität. Ohne jede Frage gibt es in der AfD sehr viele aufrichtige Idealisten und Patrioten, die sich nicht mit dem Sklavenstatus ihres Vaterlandes abfinden wollen. Stellvertretend seien hier Andre Poggenburg und Björn Höcke genannt, die in den diesjährigen Nummern 10 und 11 von Compact mit unübertrefflicher Deutlichkeit die kontraproduktiven Russland-Sanktionen und die Amerika-Hörigkeit der Berliner Regierung kritisierten.
Erhielte die AfD bei den Bundestagswahlen 2025 durch ein Wunder 30 % der Stimmen, würden sich entweder alle anderen Parteien gegen sie zusammenschließen, oder sie würde von der Union als Koalitionspartnerin umworben – doch, unter der Bedingung, dass sie sich von ihren patriotischen Mitgliedern trennt und voll auf transatlantischen Kurs einschwenkt. Außerdem entwickeln sich die Dinge jetzt so rasend schnell, daß der Gedanke an Wandel durch Wahlen unrealistisch erscheint.
Ihre jetzige Elite führt die BRD in den Abgrund – durch …
- planmäßige, also absichtliche Zerstörung ihrer wirtschaftlichen Grundlagen,
- durch Förderung abartiger Ideologien wie beispielsweise der Gender Theory,
- durch weiterhin ungezügelte Masseneinwanderung Kulturfremder,
- durch Impfterror unter dem Vorwand imaginärer „Pandemien“
- und nicht zuletzt durch ihre selbstmörderische Konfrontationspolitik gegen Rußland, die unter Umständen in einen Weltkrieg münden kann.
Es bleibt abzuwarten, ob das deutsche Volk die Kraft wird aufbringen können, besagte Eliten zu entmachten, oder ob Letztere ihr Ziel, Deutschland endgültig abzuschaffen, noch erreichen werden.
Der Artikel erschien zuerst im: The Columnist