Horst D. Deckert

Gezielte Beeinflussung: PR-Berater loben Selenskyj für erfolgreiche Manipulation des Westens

Neuen Berichten aus Israel zufolge erhielt der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj PR-Dienstleistungen von Netanjahus Beratern und deren strategischen Beratungsfirma. Das Unternehmen rühmt sich damit, dass der ukrainische Staatschef deshalb bereits die sozialen Medien für sich gewinnen konnte.

Laut der israelischen Nachrichtenwebsite Walla! hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj eine umfangreiche Medienberatung von PR-Spezialisten erhalten, die früher für den ehemaligen israelischen Premierminister und nunmehrigen Oppositionsführer Benjamin Netanjahu gearbeitet haben. Dem Bericht zufolge wurde Selenskyj von Srulik Einhorn beraten, einem leitenden Berater von Netanjahus Likud-Partei bei den letzten Wahlen. Er soll auch mit Jonatan Urich gesprochen haben, einem hochrangigen Netanjahu-Berater, der immer noch als Sprecher des ehemaligen Premierministers fungiert.

Beeinflussung der öffentlichen Meinung im Westen

Einhorn und Urich arbeiten bei Perception.media, einer strategischen Beratungsfirma, zusammen mit Ofer Golan, einem weiteren Netanjahu-Berater. Das Unternehmen wirbt für sich selbst als „führend bei bedeutenden und kreativen Prozessen im privaten und öffentlichen Sektor in Israel und im Ausland“. Einhorn lobte Ende März Selenskyjs Medienarbeit für die Ukraine und veröffentlichte in der Jerusalem Post einen Kommentar, in dem er die Medienstrategien des ukrainischen Präsidenten beschrieb. In dem Artikel mit dem Titel „In den sozialen Medien hat Selenskyj bereits gewonnen“ sagte Einhorn, dass die Welt zwar nicht wisse, ob Russland seine spezielle Militäroperation aufgrund des massiven Sanktionsdrucks einstellen oder Kiew schließlich „überwältigen“ werde, er aber zuversichtlich sei, dass „die von der Ukraine durchgeführte Social-Media-Kampagne eine der brillantesten Kampagnen ist, die von Ländern in den letzten Jahrzehnten inszeniert wurden“.

„Die Ukrainer haben eine komplexe und nicht einseitige politische Situation genutzt und es geschafft, die öffentliche Meinung im Westen zu mobilisieren“, schrieb er. „Wenn die Ukraine es schafft zu überleben, dann nur dank dieser einflussreichen Kampagne.“ Selenskyj habe wohl angesichts „seines Hintergrunds in Öffentlichkeitsarbeit, Comedy und Fernsehen“ zwei kluge strategische Entscheidungen getroffen, sagte der PR-Berater. Eine davon sei es gewesen, die Ukraine als die schwächere (also hilfsbedürftige) Partei darzustellen. „Es gab eine Zeit, da galt es als Vorteil, stark zu sein. Heute, dank der sozialen Medien, ist die Macht in die Hände der Schwachen übergegangen“, erklärt er. Zweitens habe Selenskyj Berichten zufolge nicht versucht, eine Einigung mit Russland zu erzielen, sondern „die Ukraine als arm und schwach dargestellt“. Das heißt, der ukrainische Präsident hat gezielt auf einen Eskalationskurs gesetzt, um möglichst viel internationale Hilfe zu erhalten und gleichzeitig den globalen Druck auf Russland deutlich erhöht.

Selenskyj weiß: Der Westen ist durch Emotionen manipulierbar

Außerdem wies Einhorn darauf hin, dass Selenskyj in seinen zahlreichen Reden nicht mehr auf die NATO Bezug nahm, nachdem er zugegeben hatte, dass die Ukraine dort nicht willkommen sei. Stattdessen soll er sich die westliche Wahrnehmung zunutze gemacht haben, dass die Schwachen benachteiligt und nicht akzeptiert werden und somit ganz hilfsbedürftig sind. Er überzeugte den Westen schnell davon, dass das komplexe Thema der gegenwärtigen Ukraine-Krise sowie die Gründe für die aktuellen Ereignisse schwarz und weiß seien – „wir“ oder „sie“. Im westlichen Fernsehen, so stellte Einhorm fest, sind keine ukrainischen Offiziere zu sehen. Und trotz der Tatsache, dass die Ukraine eine Armee hat und Gewalt anwendet, bleiben sie für das westliche Publikum „völlig unter dem Radar“. „Wir sehen nur Selenskyj und Zivilisten“, erklärte er. „Der Westen ist von der Ukraine begeistert. Selenskyj hat die Mittel der Soft Power und der Emotionen in der westlichen Welt erkannt und nutzt sie, um Druck und Sanktionen für Russland zu erwirken. Ohne sie wäre er sehr schnell besiegt worden“, sagte Einhorn und fügte hinzu: „Die Ukraine hat eine schwache Armee, aber die sozialen Netzwerke sind stark.“

Im vergangenen Monat startete Selenskyj beispielsweise eine Social-Media-Kampagne unter dem Hashtag #ArmUkraineNow, um die Staaten zu ermutigen, die Waffenlieferungen an die Ukraine auszuweiten. Im selben Monat sprach Selenskyj mit US-Beamten im Rahmen einer größeren Kampagne, in der der Westen aufgefordert wird, die Ukraine mit schweren Waffen auszustatten. Denn um Russlands Operationen in der ostukrainischen Region Donbass entgegenzutreten, hat der Präsident mehr Waffen gefordert. Während der Westen der Ukraine militärische Ausrüstung gespendet hat, hat Selenskyj betont, dass das Land Luftabwehrsysteme mit großer Reichweite sowie Kampfjets benötigt.

Bei seiner PR-Kampagne sind Selenskyj jedoch einige schwerwiegende Fehler unterlaufen, etwa als ethnische Griechen des neonazistischen Asow-Bataillons, das jetzt Teil der ukrainischen Nationalgarde ist, letzten Monat auf Einladung des ukrainischen Staatschefs vor das griechische Parlament traten. In Griechenland wurde deren Auftritt mit öffentlicher Empörung aufgenommen. Und als Selenskyj letzte Woche die Situation mit dem Asow-Bataillon und rechtsextremen Gruppen im Land kommentierte, drückte er ihnen seinen Dank aus und sagte, dass Neonazi-Aufrufe und -Parolen ausschließlich ihre eigene Angelegenheit seien, und fügte hinzu, dass es in dem Land „fast keinen“ Radikalismus gebe.

Alles in allem wirkt es so, als ob der ukrainische Präsident Dank der Unterstützung der israelischen PR-Berater und seines eigenen schauspielerischen Talents das Leiden seines Volkes erhöht, anstatt sich mit dem Kreml an den Verhandlungstisch zu setzen und eine für alle Seiten akzeptable Lösung der bestehenden Probleme zu finden. Stattdessen riskiert er es, eine Teilung der Ukraine in zwei staatliche Einheiten zu schaffen – und die Kern-Ukraine rund um Kiew bis Lemberg zu einem Binnenstaat zu machen, während im Süden und Osten ein von Russland alimentierter Klientelstaat entsteht.

Ähnliche Nachrichten