Horst D. Deckert

Ghetto-Alltag USA: Schwarzer (21) in Live-Video auf Instagram erschossen

Los Angeles – Der Rapper „Indian Red Boy“ (21) wurde am 8. Juli in seinem Auto vor laufender Kamera erschossen. Während eines Live-Chats auf Instagram wurde der Schwarze mit 16 Schüssen getötet. Seither geht das Video des sterbenden Gangster-Rappers viral. Es sorgt vor allem in der schwarzen Gesellschaft Amerikas für Diskussionen. Black Lives Matter: Denn wie in den meisten Fällen, in denen ein Schwarzer erschossen wird, soll es sich auch in diesem Fall um schwarze Täter handeln. Denn das Motiv scheint klar: Gang-Mitglieder des Indian Red Boy sollen das Graffiti beschmiert haben, das den 2019 erschossenen Gangster-Rapper Nipsey Hussle zeigt. Seine Fans sind sich sicher: Indian Red Boy wurde aus Rache für Nipsey von einer verfeindeten Gang ermordet.

  • Rapper „Indian Red Boy“ (21) (bürgerlich: Zerail Dijon Rivera) während Livestream erschossen
  • Nach Schändung des Graffitis für toten Ganster-Rapper „Nipsey Hussle“: Fans glauben es war Rache
  • Black Lives Matter? Schwarze werden statistisch gesehen meistens von Schwarzen erschossen
  • Schwarzer fordert Veränderung: Verbrechen der Schwarzen gegen Schwarze sollen aufhören
  • Gangs bekriegen sich in Los Angeles: Crips und Bloods
  • Crips entstanden 1969 im Ghetto von LA
  • Weiße verließen Viertel wegen Kriminalität
  • Alltag in schwarzen US-Ghettos: Drogen, Kriminalität, Hip Hop und Schießereien

Live-Video zeigt sterbenden Indian Red Boy

Nichts für schwache Nerven: Das folgende Video zeigt die Erschießung des 21-jährigen Rivera.

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„Warum wurde noch niemand verhaftet? Indian Red Boy disst Nipsey und die andere Hood und wird erschossen.“, kommentiert ein Afro-Amerikaner schockiert. Tatsächlich zeigt ein Video, wie Indian Red Boy mit einem Freund den verstorbenen Nipsey „disst“.

Erschossen, weil seine Freunde ein Graffiti von erschossenem Rapper beschmierten

Der Konflikt zwischen schwarzen Gangs in Los Angeles besteht bereits seit Jahrzehnten. Dort heißt es: „Crips“ gegen „Bloods“. Das Leben der Gang-Mitglieder ist von Drogen, Kriminalität, Hip Hop und Schießereien bestimmt. Ein falsches Wort kann dabei schnell in den Tod führen. Das zeigt auch der Fall des „Indian Red Boy“, der eigentlich Zerail Dijon Rivera heißt und den Bloods zugerechnet wird.

Weil ein „Homie“ des Gangster-Rappers das Graffiti mit dem Bildnis eines anderen erschossenen Gangster-Rappers beschmierte, soll Rivera erschossen worden sein:

 

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Rivera unterhielt sich am Nachmittag des 8. Juli mit dem befreundeten Rapper „Kapone“. Sie übertrugen den Video-Chat live über Instagram. Dann geschah etwas erschütterndes: Plötzlich waren Schüsse zu hören. Rivera verschwindet aus der Kamera, erscheint wieder, er blutet aus der Nase. Ein Röcheln ist zu vernehmen, Rivera fleht um Hilfe. Doch diese kommt zu spät. Kapone, der so wirkt als würde er unter Betäubungsmitteln stehen, scheint zuerst gar nicht zu realisieren, was hier geschieht. Doch wenig später ist Rivera tot. Live auf Instagram: Mit 16 Schüssen wurde er in seinem Auto getötet.

Schwarze töten Schwarze – Immer mehr Afro-Amerikaner fragen: „Ist es das wert?“

In der schwarzen US-Gesellschaft sorgt der Tod, der von manchen live auf Instagram mitverfolgt wurde, für Aufsehen. Viele kritisieren in Videokommentaren die alltägliche Gewalt in der schwarzen Community. Denn anders als die Black Lives Matter-Debatte vielen Europäern suggerierte, finden die meisten Erschießungen Schwarzer durch andere Schwarze statt. Sie fragen sich nun: Ist es das wert, jemanden wegen eines Graffitis zu ermorden? Auch Gangster hätten ein Herz, so der Tenor. Doch sie würden wiederum von anderen Gangstern getötet. Ein Teufelskreis. Doch dieser schade den Schwarzen jedenfalls, sind sich immer mehr Afro-Amerikaner sicher.

Der afroamerikanische Youtuber „Wildlyfe“ kommentiert den Live-Tod Riveras:

Auch „Wildlyfe“ glaubt, dass der Mord wegen des beschmierten Graffitis geschah. „Auch Gangster haben ein Herz“ und „War es das wirklich wert?“, fragt er. Rivera sei Teil der „Bloods“. Nun sei er von den „Crips“ erschossen worden, erklärt der Kommentator.

 

Appell eines Schwarzen

Wurde er erschossen weil seine „Homies“ das Nipsey Hussle-Denkmal beschädigt haben? Diese Frage stellte sich auch der afroamerikanische Youtuber „QuietRoom“. 

Auch QuietRoom hat das Video vom Tod des Indian Red Boy gesehen. „Zu sehen, dass dieser Mann stirbt, bricht mir das Herz“, erklärt er. „Wir schauen zu, wie unsere Brüder getötet werden auf Social Media. Und warum? Weil seine Freunde das Nipsey Denkmal beschädigt haben? Wir haben gesehen, wie er von einem Crip getötet wurde, von einem Hater.“, schildert er. Ständig würden Schwarze von Schwarzen erschossen, das schade den Schwarzen. „Aber nichts ändert sich“, klagt QuietRoom. Er appelliert an die Schwarzen: „Hört auf, die Toten respektlos zu behandeln.Er war auch ein Gangster, aber war es das wert? Der Punkt ist, er hat es nicht verdient zu sterben.Welche ‚Credibility‘ versucht ihr zu gewinnen? Denkt mal an seine Familie, die arbeitet hart.“ Der Youtuber sucht einen Kompromiss zur Befriedung: „Ein Leben sollte nicht genommen werden und Gedenk-Graffitis sollten nicht zerstört werden.“ Er fordert ein Umdenken: „Wir brauchen eine Veränderung. 
Die Verbrechen der Schwarzen gegen Schwarze müssen aufhören.“

 

Crips: Im Ghetto aus Hass auf die Weißen gegründet

Die Crips wurden von Raymond Lee Washington 1969 in Los Angeles gegründet. Er war ein großer Bewunderer der rassistischen Black Panther Party, die sich dem Kampf gegen die Weißen verschrieben hat. Später gründeten sich die Bloods als gegnerische Gang. Beide Gruppen sind vor allem im Drogengeschäft aktiv. Schießereien auf offener Straße prägen seither das Leben auf den Straßen von Los Angeles Ghettos.

Schwarze Ghettos und Gangs: Weiße verließen Viertel wegen Schießereien

Dort nahmen die Straßengangs laut Wikipedia ihren Ursprung: „South Central war besonders schwer durch den wirtschaftlichen Niedergang geprägt. In Compton beispielsweise gab es kein einziges Kino mehr und der letzte große Supermarkt schloss 1979 wegen zu häufiger Schießereien. Viele weiße bürgerliche Familien aus dem Mittelstand verließen die Gegend, und mit ihnen verschwand das, was Beobachter „Mittelstands-Organisation und -Koordination“ der Nachbarschaften nennen. South Central verarmte zunehmend und erlebte einen zuvor nicht gekannten Grad der Ghettoisierung.“

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