Venezuela sammelt Truppen an der umstrittenen Grenze zu Guyana und könnte eine Invasion vorbereiten. Dies hat Brasilien dazu veranlasst, die Armee zu mobilisieren. Sollte die Lage eskalieren, wäre dies der erste heiße Grenzkrieg in Südamerika seit Ende der 90er-Jahre. Mit ein Grund dafür ist das Ansinnen der guyanischen Regierung, mit US-Unterstützung Militärbasen in dem von Venezuela beanspruchten Gebiet zu errichten.
Das Gebiet Essequibo im Westen von Guyana wird seit der Unabhängigkeit Venezuelas von Spanien im Jahr 1815 von Caracas beansprucht, zumal es sich um einen Teil der früheren spanischen Kolonialprovinz Guyana Esequiba handelt. Ein Schiedsspruch des Pariser Schiedsgerichts im Jahr 1899 sprach diese knapp 160.000 Quadratkilometer große Region jedoch Britisch-Guayana zu, welches heute als unabhängiger Staat Guyana existiert. Caracas hat die Ansprüche allerdings nie aufgegeben und scheint nun Ernst machen zu wollen.
Denn die venezolanische Führung unter Präsident Maduro will am 12. Dezember ein Referendum darüber abhalten lassen, ob das umstrittene Gebiet nun mit militärischer Gewalt annektiert werden soll oder nicht. Da brasilianische Geheimdienstinformationen davon ausgehen, dass venezolanische Truppen über das Territorium des größten südamerikanischen Landes in das Nachbarland eindringen könnten, wurde die Armee mobilisiert. Ein solcher Krieg wäre der erste militärische Grenzkonflikt seit dem Krieg zwischen Ecuador und Peru von 1995 bis 1999. Zudem könnte im Zuge von venezolanischen Grenzverletzungen Brasilia dazu gezwungen sein, sich ebenfalls militärisch in dem Konflikt zu engagieren und dem kleinen nördlichen Nachbarn zu Hilfe zu kommen.
Mit ein Grund für das Vorpreschen Venezuelas in der Sache ist auch der Umstand, dass die Regierung von Guyana die Errichtung von Militärbasen – mit US-Unterstützung – in der umstrittenen Region befürwortet. Für die sozialistische Regierung in Caracas ist dies ein nicht annehmbarer Affront, so dass man wohl nun Nägel mit Köpfen machen will. Immerhin wird das Land auch seit vielen Jahren von den Vereinigten Staaten sanktioniert.
Auf X verbreitete Videos verdeutlichen jedenfalls den Ernst der Lage. Auch wenn Brasilien inzwischen ebenfalls eine sozialistische Regierung hat und die diplomatischen Beziehungen zum nördlichen Nachbarland verbesserte, ist man nicht gewillt, die territoriale Integrität zu opfern und einen Angriff auf ein anderes Nachbarland unter Nutzung des eigenen Staatsgebietes zu tolerieren.