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Höcke gegen Voigt – Was für ein peinliches Spektakel
Am Donnerstagabend kam es jetzt zum heiß erwarteten TV-Duell zwischen Björn Höcke und Mario Voigt. Trotz der hohen Erwartungen glich die Debatte mehr einer unprofessionellen Schulsprecherwahl als einem ernsthaften politischen Schlagabtausch – keiner konnte so recht glänzen.
von Henry Albrecht
Am Donnerstagabend trafen die Thüringer Spitzenpolitiker Björn Höcke (AfD) und Mario Voigt (CDU) im Duell auf WELT TV aufeinander. Im Vorfeld der Thüringer Landtagswahlen diesen Herbst zeigten Umfragen, dass die CDU bei rund 20 Prozent liegt, während die AfD sogar auf bis zu 31 Prozent kommt. Viele erwarteten ein Spektakel, was allerdings die Zuschauer bekamen, war an Peinlichkeit nicht zu überbieten. Keiner der beiden geht als Gewinner aus dem Duell, selbst die Moderatoren kann man als Verlierer betiteln.
Das Duell war gezeichnet von unprofessionellen Wortgefechten, die eher an eine Vorstellungsrunde einer Schulsprecherwahl erinnerte, als an eine Diskussion von zwei Berufspolitikern. Immer wieder mussten die Moderatoren Tatjana Ohm und Jan Philipp Burgard, die beiden Politikern unterbrechen – wenn sie es denn schafften. Sachliche Argumente waren lediglich ein Beiwerk in einer Masse von unsachlichen Seitenhieben. Eine Dynamik war kaum zu erkennen. Selbst die Kanzler-Trielle im Zuge des Bundestagswahlkampfes zwischen Scholz, Laschet und Baerbock im Spätsommer 2021 wirkten professioneller.
Höcke wirkte anfangs souverän, mit leichtem überheblichem Flair. Je weiter die Debatte fortschritt, verfiel Höckes anfängliche Souveränität in eine gewisse unsichere Trotzigkeit, die ihn durch den Abend begleitete. Voigt hingegen versuchte professionell zu wirken – das gelang ihm allerdings kaum, wenn nicht gar nicht. In oberlehrerhafter Manier versuchte der CDU-Politiker seinen Kontrahenten zu korrigieren. Der Versuch, sich als Staatsmann zu verkaufen, missglückte krachend.
Zwar schien es so, als hätten sich beide intensiv auf die Diskussion und auf ihren Gegner vorbereitet, doch die beiden ließen sich im Laufe des Abends so von ihrem Gegenüber provozieren, dass Emotionen die Überhand gewannen. Der Gipfel dieser Unprofessionalität war ein kurzer Streit der beiden über die Bezeichnung von Mettbrötchen, als Höcke zu einer Diskussion über das Lieferkettengesetz ansetze. Höcke verwendet dort sowohl den Ausdruck „gehackten Brötchen“ als auch „Mettbrötchen“, woraufhin Voigt ihn für „Mettbrötchen“ attackierte und erklärte belehrend: „In Thüringen heißt es Gehacktes!“. Höcke bestand darauf, dass er ja „gehacktes Brötchen“ gesagt habe, nur um sich dann von Voigt anhören zu lassen: „Ne, Sie haben Mett gesagt!“
Das Trauerspiel zog sich weiter, als Höcke Voigt mit den Worten „Halten Sie keine Monologe“, unterbrach. Auch Voigt versuchte, mit Sätzen wie „Sie müssen nicht nervös sein“, Höcke aus dem Konzept zu bringen. Die Diskussion war gezeichnet von Unterbrechungen dieser Art. Die Moderatoren schienen sichtlich irritiert und leicht überfordert, mit den beiden Hitzköpfen. Regelmäßig unterbrachen sie die Politiker, diese hörten nur mäßig.
Die Kernpunkte der Debatte
Die Diskussion eröffnete mit dem Thema der Europäischen Union. Höcke kritisierte die EU scharf und stellte sie als eine entfremdete Bürokratie dar: „Die Europäische Union ist vor allem als Globalisierungsagentur einzuschätzen, sie ist das Europa der Lobbyisten, der Bürokraten und der Großkonzerne.“ Er argumentierte weiter, dass die AfD eine grundlegend andere Vision von Europa anstrebe: „Das ist nicht das Europa, das die AfD will. Die AfD will einen neuen Bund europäischer Staaten.“
Voigt hingegen verteidigte die Europäische Union als eine schützende und fördernde Institution, die historisch für Wohlstand und Frieden in Europa gesorgt hat: „Die Europäische Union sei das Haus, ‚das uns immer geschützt hat‘.“ Er betonte die positiven Aspekte der EU-Mitgliedschaft: „Ich will, dass Europa und die EU lebt. Die Europäische Union hat immer ein Versprechen gehabt: Das war Wohlstand, das war Frieden, das war Freiheit, das war Sicherheit. Und das hat die Europäische Union eingelöst, dieses Versprechen.“
Ein weiteres Hauptthema war die Einwanderungspolitik. Höcke sprach über seine Ablehnung der aktuellen Einwanderungspolitik und sprach sich für eine deutlich restriktivere Migrationspolitik, insbesondere gegen Einwanderung aus dem islamischen Raum aus: „Der Islam hat einen Kulturraum, wo er sich auch entfalten kann, und da möchte ich ihm auch nicht reinreden. Aber dieser Kulturraum kann nicht Europa sein.“ Voigt hingegen forderte eine differenzierte Einwanderungspolitik und sprach sich für die Integration von Fachkräften aus: „Wir müssen klarer unterscheiden: Wen brauchen wir als Fachkräfte? Fachkräfte seien herzlich willkommen.“
Während des Duells wurden vor allem die unterschiedlichen Herangehensweisen an den Umgang mit Russland und die Unterstützung der Ukraine klar. Höcke äußerte sich kritisch über die aktuelle Politik der Waffenlieferungen an die Ukraine und meinte: „Wir müssen aufhören mit dem Schlachten“. Seiner Meinung nach soll Deutschland eine Vermittlerrolle einnehmen sollte. Höcke sieht Russland nicht als Aggressor, sondern als ein Land, das trotz der Invasion des Nachbarlandes ebenfalls nach Frieden strebt: „Russland ist ein bedrängtes Land. Und Russland will Frieden.“
Im Gegensatz dazu betonte Voigt die Notwendigkeit, die Ukraine in ihrer Verteidigungsfähigkeit zu stärken und gleichzeitig den diplomatischen Druck auf Russland zu erhöhen. Er argumentierte, dass es wichtig sei, für dauerhaften Frieden zu sorgen und die Konsequenzen eines möglichen russischen Sieges zu bedenken: „Deswegen ist es umso wichtiger, dass wir besonnen für dauerhaften Frieden uns einsetzen und die Ukraine verteidigungsfähig halten.“
Höcke kritisierte auch die deutsche Wirtschafts- und Sozialpolitik, insbesondere im Bereich der Entwicklungshilfe und der Steuerpolitik. Er sprach von unnötigen Ausgaben und forderte Kürzungen: „Da kann man massiv zusammenstreichen.“ Dabei spielte er auf die Verschwendung von deutschen Steuergeldern für grüne Projekte in aller Welt an. Voigt diskutierte auch über die Notwendigkeit, die Steuerpolitik zu reformieren und soziale Ungerechtigkeiten zu beseitigen: „Es regt die Leute wahnsinnig auf, dass wir die Ungerechtigkeit haben am Arbeitsmarkt.“
Gerade bezüglich nationaler Identität und Erinnerungskultur gab es dann nochmal deutliche Differenzen. Höcke sprach sich für eine positivere Darstellung der deutschen Geschichte aus: Deutschland müsse eine „positive Identität aufbauen“, sagt Höcke. Die AfD wolle die Lichtseiten der deutschen Geschichte in den „Fokus der Erinnerungspolitik rücken.“ Voigt hingegen betonte die Wichtigkeit einer ausgewogenen historischen Erinnerung und kritisierte Höcke für eine einseitige Sichtweise: „Ich bin Thüringer, das ist meine Heimat. Das ist unsere geschichtliche Identität, da können wir stolz drauf sein.“
Gewinner des Abends
Höcke sah sich in einem Drei-gegen-Einen-Kampf, die Moderatoren schien einen leichten Hang zu Voigt zu haben. Kein Wunder: Standen doch sowohl Voigt als auch WELT TV schon zuvor unter massivem Druck, nur weil man überhaupt der Debatte zugestimmt hat. Trotzdem hat Höcke es nicht geschafft, mit Überlegenheit zu punkten.
Der eigentlich leidenschaftliche Redner mutierte mitunter eher zu einem Schreihals. Die „Denkerpose“, die Höcke über den Abend verteilt immer wieder einnahm, half ihm dabei auch nicht. Er verlor sich in Ausflüchte. Voigt machte es nicht besser. Statt den Vorteil der Situation auszunutzen, verrannte er sich ebenfalls in nicht zündenden Provokationen und dem Versuch irgendwie oberlehrerhaft zu wirken: Frei nach dem Motto, dass alles rechtsradikal sei, was von Höcke kam. Höcke tat es ihm mit „Merkel-Provokationen“ gleich. Am Ende konnte keiner der beiden die Debatte für sich entschieden.
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