Horst D. Deckert

Impfen zwischen dem Bad im Meer und dem Altstadtspaziergang

Früher konnte es passieren, dass Urlauber nach feuchtfröhlichen Ferientagen in Spanien mit einem Tattoo nach Hause kamen. Heutzutage ist zu befürchten, dass sie mit einer Covid-Vollimpfung an ihren Heimatort zurückkehren. Der Impftourismus ist schon seit Monaten überall auf der Welt ein Thema. Jetzt ist auch Spanien auf den Zug aufgesprungen.

Die Mainstream-Medien liefern die wichtigen Infos dazu. Das Nachrichtenportal El Diario titelte: «Impfen am Urlaubsort: Das sind die Gemeinschaften, die dem Tourismus nicht schaden wollen.» Das Portal verkündete, dass die Autonomieregionen in der kommenden Woche darüber entscheiden wollen, ob sie Urlaubern aus anderen Gegenden Spaniens – oder sogar aus dem Ausland – die Injektion in ihren Gesundheitszentren anbieten wollen.

Der Koordinator des «Zentrums für Alarme und Gesundheitsnotfälle», Fernando Simón, dem der Ruf anhängt, dass er sich seit Beginn der Corona-«Pandemie» mit unqualifizierten Aussagen nicht immer im besten Licht gezeigt hat, erklärte am vergangenen Montag: «Wir arbeiten an einem Dokument über spezifische Ausnahmefälle.»

Simón sei nicht «auf diese Ausnahmen» eingegangen, liess El Diario wissen, aber mehrere Regionalpräsidenten hätten bereits die Führung übernommen und sich für die Impfung von Touristen ausgesprochen. Damit wollen die Politiker, laut El Diario, das Tempo der Impfungen beschleunigen, aber auch die Hochsaison ankurbeln, von der man sich erhofft, dass sie der Branche «Erholung» bringt.

Wann ausländische Urlauber wieder in grösserer Anzahl in Spanien einreisen dürfen, ist noch nicht bekannt, aber man muss davon ausgehen, dass dies mit der Implementierung des europäischen Covid-Passes einhergehen wird. Deshalb wird das Impfangebot am Urlaubsort vorerst vor allem für die nationalen Touristen gelten. Die beliebtesten Reiseziele der Spanier waren im Sommer 2020 die Kanarischen Inseln, Andalusien, Galicien und Katalonien.

Die Präsidenten einiger Autonomieregionen haben sich bereits zum Thema «Impfen am Urlaubsort» geäussert: Nach Angaben von El Diario habe sich Galicien am «überschwänglichsten» gezeigt. Dort wolle man gerne auch Ausländer impfen. Regierungschef Alberto Núñez Feijóo tat kund:

«In einem Land, das bis zu 85 Millionen Touristen empfangen will, sollte es genügend Impfstoffe geben, um sie denjenigen anzubieten, die nach Spanien kommen und nicht geimpft sind.»

Andere Regionen begeistern sich ebenfalls für die Idee, Urlaubern zwischen dem Bad im Meer und dem Spaziergang in der Altstadt Injektionen zu verabreichen, vor allem die zweite Dosis. Der Präsident von Kantabrien, Miguel Angel Revilla, kündigte an, dass seine Regierung bereit sei, die Türen der Gesundheitszentren für andere zu öffnen, solange es nicht «zum Nachteil der Einheimischen» sei.

Der andalusische Präsident, Juan Manuel Moreno Bonilla, lehnte sich noch weiter aus dem Fenster: Seine autonome Gemeinschaft sei ein «Land der Solidarität». Obwohl es eine «besondere Anstrengung» sein werde, die eine «besondere Logistik» erfordere.

Mit von der Partie wollen auch die Autonomieregionen Valencia, Castilla La-Mancha und die Balearen sein. Vorausgesetzt, das spanische Gesundheitsministerium liefere die Impfstoffe an. Die einzige Autonomieregion, die sich weigert, sich am Impftourismus zu beteiligen, ist bisher das Baskenland.

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