Vijay Jayaraj
Die indische Billigfluggesellschaft IndiGo machte kürzlich mit ihrer Rekordbestellung von Airbus-Passagierjets Schlagzeilen. Der Auftrag im Wert von schätzungsweise 50 Milliarden US-Dollar ist der größte Einzelauftrag in der Geschichte von Airbus.
Während die Bestellung von 500 Flugzeugen des Typs A320neo ein großer Coup für Airbus ist, wird sie als „Rückschlag“ für den Klimaschutz bezeichnet. Es ist erwähnenswert, dass Air India, eine weitere große Fluggesellschaft, vor kurzem 470 Flugzeuge im Gesamtwert von 70 Milliarden US-Dollar bei Airbus und Boeing bestellt hat, darunter 70 Twin-Aisle-Modelle.
Diese Aufträge von IndiGo und Air India über 970 neue Flugzeuge sind ein Zeichen für Indiens wachsende Wirtschaftskraft und die aufstrebende Mittelschicht. Der Luftverkehr ist eng mit dem Wirtschaftswachstum verbunden, und diese Aufträge werden dazu beitragen, die wachsende Nachfrage auf dem Subkontinent zu decken.
Die Bestellungen sind jedoch ein weiteres Beispiel dafür, dass sich aufstrebende Wirtschaftsmächte wie Indien und China offen gegen den globalen Klimawahnsinn und seine Forderungen nach einer Reduktion der Emissionen fossiler Brennstoffe stellen.
Luftfahrtindustrie und Emissionen
Die International Air Transport Association (IATA) hat sich zahlreiche Ziele gesetzt, um die Kohlenstoffemissionen bis 2050 zu reduzieren. Laut IATA wurde auf der 77. IATA-Jahreshauptversammlung am 4. Oktober 2021 in Boston, USA, eine Resolution verabschiedet, in der sich die IATA-Mitgliedsfluggesellschaften verpflichten, bis 2050 keine Kohlenstoffemissionen mehr aus ihrem Betrieb zu erzeugen.
Um dieses Ziel zu erreichen, ist eine erhebliche Reduktion der Emissionen erforderlich. Es ist unklar, ob der neue Flugzeugvertrag von IndiGo dazu beitragen wird, die Emissionsziele der IATA zu erreichen. Die A320neo ist zwar treibstoffeffizienter als ihre Vorgängermodelle, verursacht aber immer noch erhebliche Emissionen.
Nach Angaben von Airbus stößt die A320neo 20 % weniger CO₂ aus als ihr Vorgängermodell, die A320ceo. Das bedeutet aber immer noch, dass jede A320neo rund 100 Tonnen CO₂ pro Jahr ausstößt. Das sind rund 50.000 Tonnen neue Emissionen pro Jahr, die zusätzlich zu den Emissionen der bestehenden großen Flotte von IndiGo entstehen. Das ist deutlich mehr als Null – netto oder nicht.
Das Pariser Abkommen und Net Zero sind bedeutungslos
Zahlreiche Staats- und Regierungschefs haben sich ehrgeizige Ziele zur Verringerung der Treibhausgasemissionen gesetzt, von denen sie glauben, dass sie eine leichte Erwärmung des Klimas, die sie irrationalerweise für gefährlich halten, rückgängig machen werden. Das Pariser Abkommen beispielsweise sieht vor, dass die weltweiten Emissionen bis 2030 ihren Höhepunkt erreichen und bis 2050 auf ein nicht näher definiertes Netto-Nullniveau sinken sollen. Das Abkommen bietet weder eine vernünftige Möglichkeit, dieses Ziel zu erreichen, noch einen wissenschaftlich stichhaltigen Grund dafür.
Zu den Unterzeichnern des Pariser Abkommens gehören Indien und Frankreich, die Heimatländer der Flugzeugkäufer bzw. von Airbus.
Indien ist bereits der drittgrößte Treibhausgasemittent der Welt, und sein Luftfahrtsektor ist einer der am schnellsten wachsenden der Welt. Bei einer wachsenden Bevölkerung von bereits 1,4 Milliarden Menschen steht die Regierung unter Druck, den Bürgern erschwingliche Flugreisen zu ermöglichen. Daher ist es unwahrscheinlich, dass sie den Flugverkehr einschränken wird, selbst wenn solche Maßnahmen zur Verringerung der Emissionen notwendig wären.
Frankreich hat einen anderen Ansatz für das Problem des Klimawandels gewählt und verbietet Kurzstreckenflüge innerhalb des Landes, um die Emissionen zu senken. Das neue Gesetz verbietet Flüge, wenn eine Zugfahrt von 2,5 Stunden oder weniger möglich ist. Das Gesetz wurde von Umweltschützern mit gemischten Reaktionen aufgenommen, die sich darüber beschwerten, dass es nicht weit genug geht.
Nun hat Frankreich Airbus erlaubt, rekordverdächtige Aufträge von IndiGo und Airbus entgegenzunehmen. Es ist schwer zu verstehen, warum Frankreich seinen eigenen Bürgern das Fliegen verbietet, aber die Produktion von Flugzeugen für Kurzstreckenflüge in Indien zulässt.
Der Widerspruch, dass Frankreich – der Ort der Unterzeichnung des Pariser Abkommens – riesige Flugzeugbestellungen aus Ländern mit hohen Emissionen zulässt, verdeutlicht die anhaltende Realitätsferne der Net Zero-Befürworter. Die Entwicklungsländer werden sich auch weiterhin über die internationalen Klimaziele hinwegsetzen, da sie sich immer bewusster um wirtschaftliche Belange kümmern.
[Hervorhebung vom Übersetzer]
This commentary was first published at BizPac Review, June 23, 2023, and can be accessed here.
Vijay Jayaraj is a Research Associate at the CO2 Coalition, Arlington, Virginia. He holds a master’s degree in environmental sciences from the University of East Anglia, UK and resides in India
Link: https://wattsupwiththat.com/2023/06/27/indias-record-aircraft-orders-ignore-climate-goals/
Übersetzt von Christian Freuer für das EIKE