Horst D. Deckert

Interview: Südtiroler Schützenkommandant über Ortsnamen, Gender und Ausländer

Vor 100 Jahre erklärte Italien die historischen Ortsnamen Südtirols für „amtlich ungültig“. Der Südtiroler Schützenbund machte mit einer Plakat-Aktion auf das Unrecht aufmerksam. Im Exklusiv-Interview mit AUF1.info spricht der Landeskommandant der Südtiroler Schützen nun über über ungültige Ortsnamen, Gender und kriminelle Ausländer.

Roland Seppi ist seit Juni 2022 der neue Landeskommandant des Südtiroler Schützenbundes. Der Traditionsverband hat sich dem Schutz der deutschen und ladinischen Volksgruppen in Südtirol verschrieben. Der Bund umfasst rund 5.000 aktive Schützen. Diese leben nicht nur bei Festen und Aufmärschen ihre Kultur, sondern setzen auch mit regelmäßigen Aktionen Zeichen.  

Mit einer solchen griff der Schützenbund Anfang April das Thema Ortsnamen auf. Wir berichteten. Vor genau 100 Jahren wurden die deutschen und ladinischen Ortsnamen Südtirols für amtlich ungültig erklärt. In mehreren Schritten erhielten die Südtiroler Ortschaften anschließend künstliche pseudo-italienische Namen.

An zahlreichen Bushaltestellen des Landes wurden deshalb Plakate angebracht. Diese zeigen ein fiktives Gespräch zwischen Walther von der Vogelweide und Dante Alighieri. Dargestellt im Stil einer Nachrichten-App. Alighieri entschuldigt sich darin für das Unrecht, das den Südtirolern angetan wurde. Als „Kulturnation“ dürfe man keine Namen fälschen. Walther bedankt sich für die Einsicht und fordert vom Dichter Taten. Zusätzlich posierten zahlreiche Schützen mit Bannern vor den Ortsschildern des Landes. Darauf zu lesen: „Dieser deutsche Name ist nicht amtlich“ sowie „Eine Kulturnation fälscht Namen“.

Über diese Aktion, das Thema Gender und kriminelle Ausländer hat AUF1.info exklusiv mit Landeskommandant Roland Seppi gesprochen:

Herr Landeskommandant, seit 100 Jahren sind in Südtirol nur die – größtenteils erfundenen – pseudoitalienischen Namen gültig. Mit Ihrer Aktion wollen Sie auf dieses Unrecht aufmerksam machen. Wie sind die bisherigen Reaktionen von Seiten des Volkes, der Medien und der Landespolitiker? 

Die Initiative wurde von allen bedeutenden Medien in Südtirol aufgegriffen.
Allein der neue innovative Zugang zu diesem Thema ist vielen positiv aufgefallen. Bisher war es immer die Anklage auf die Taten der Faschisten, jetzt ist es die Entschuldigung für die faschistischen Fehler durch den wichtigsten Vertreter der italienischen Kultur Dante Alighieri. Viele Menschen sind auf das Thema aufmerksam geworden. Viele hatten die Problematik entweder vergessen oder waren sich nicht bewusst, dass unsere historischen deutschen und ladinischen Namen keine amtliche Gültigkeit haben, also defacto gar nicht existieren. 

Nun könnte man erwidern, dass es doch egal sei, ob die deutschen Ortsnamen „amtlich gültig“ seien, so lange sie auf den Ortsschildern stehen würden. Was antworten Sie darauf? 

Nein, das ist es nicht. Es gibt viele Landstriche in Europa und darüber hinaus, in denen die Namen für Dörfer, Berge, Städte usw. von verschiedenen Kulturen im Laufe einer friedlichen Entwicklung entstanden sind. In Südtirol ist das anders. Hier wurde durch einen kriminellen politischen Akt versucht, die bestehende Kultur auszulöschen, um sie durch eine gefälschte zu ersetzen. 

Auf den Plakaten sieht man ein fiktives Gespräch zwischen Walther von der Vogelweide und Dante Alighieri. Letzterer schreibt, er würde sich wieder melden. Wieso wurden gerade diese zwei Persönlichkeiten gewählt und darf man auf eine Fortsetzung gespannt sein? 

Diese zwei Persönlichkeiten wurden ausgesucht, um dieses Thema auf eine andere Ebene zu heben. Nicht der irdische Politiker, der zur Zeit an der Macht ist, ist die moralische Instanz, sondern zwei herausragende Persönlichkeiten aus dem deutschen und italienischen Kulturraum, denen niemand das Wasser reichen kann. Walter von der Vogelweide und Dante Alighieri stehen sozusagen über den Dingen. Auf ihre Frage zur Fortsetzung des Dialoges zwischen den beiden, kann ich versichern, dass es die nächsten Wochen immer wieder solche Gespräche geben wird in denen die zwei sich austauschen werden. Natürlich wird dies alles medial wirksam an die Öffentlichkeit gebracht. 

Wir leben in einer Zeit, in der sehr sensibel auf Namen und Worte reagiert wird. Denken wir nur an politisch korrekte Geschlechtsbezeichnungen. Offenbar gilt das aber nicht für historisch gewachsene Ortsnamen – oder zumindest nicht in Südtirol. Ist das kein Widerspruch? 

Jede Gesellschaft verändert sich. Das ist eine völlig normale Entwicklung. Die Frage ist nur, wie wird verändert! Mit Gewalt, im Einvernehmen und zum Vorteil der gesamten Gesellschaft usw. Bei der Genderpolitik habe ich den Eindruck, dass versucht wird, mit Druck auf die Gesellschaft einzuwirken. Große Nachrichtensender aus unserem Kulturraum maßen sich vielfach an, vernünftig Gewachsenes in Frage zu stellen und Neues unerprobtes zum Maß aller Dinge zu erheben. Ich gehe davon aus, dass die Genderbefürworter mit dieser Art ihr Ziel nicht erreichen werden. 

Der Schützenbund beschäftigt sich nicht nur mit der Ortsnamenfrage. Anfang des Jahres hat er in einer Aussendung etwa härtere Strafen für kriminelle Ausländer gefordert. Allesamt Punkte, die in einem von Italien unabhängigen Südtirol schneller und einfacher gelöst werden könnten. Wird es dahingehend künftig auch wieder Aktionen geben? 

Was der Schützenbund durch diese Aussendung vermitteln wollte ist, dass eine eigene für Südtirol maßgeschneiderte Regelung immer dazu beiträgt, Probleme vor Ort besser zu lösen. Es geht nicht an, dass unsere Landespolitik immer, wenn sie eine Hausglocke installieren möchte, zuerst Rom um Erlaubnis dafür bittet. Natürlich ist Italien mit seiner Korruption, mit seiner massiven Schuldenlast, mit seiner lahmenden Wirtschaft, mit seiner instabilen und unfähigen Politik, mit seiner Bevormundung gegenüber der österreichischen Minderheit, ein massiver Hemmschuh für unsere Entwicklung. Zweifelsfrei stünden wir ohne Italien wesentlich besser da. Eine der Hauptaufgaben des Südtiroler Schützenbundes ist an der Tiroler Landeseinheit zu arbeiten. Dazu wird es sicher wieder Aktionen geben. 
 

Zum Autor: Raphael Mayrhofer ist seit vielen Jahren für zahlreiche Alternativmedien tätig. Als Redakteur und Medienfachmann begleitete er den „Wochenblick“ ab seiner Gründung. Seinen Fokus legt der studierte Publizist dabei auf die Themenbereiche Souveränität, Identität, Nachhaltigkeit und Solidarität. Seit 2022 kümmert sich Mayrhofer als leitender Redakteur um das Format „Gesund AUF1“.

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