
Jetzt rächt es sich, dass die Brüsseler Eurokraten die russische Ölindustrie sanktioniert haben. Denn mit der Eskalation zwischen Israel und dem Iran, sowie der drohenden Blockade der Straße von Hormus wird vor allem Diesel deutlich teurer. Die Risikoaufschläge werden der europäischen Wirtschaft deutlich schaden.
Ölpreise sind eine Sache, Benzin- und Dieselpreise eine andere. Denn dort spielen auch die jeweiligen Raffineriekapazitäten und Logistikketten eine wichtige Rolle. Russland, welches lange Zeit viel Diesel in die Europäische Union geliefert hat, wurde aus ideologischen Gründen mit Sanktionen belegt. Europäische Händler kaufen den Diesel nun vor allem von indischen Raffinerien – und aus dem Nahen Osten. Doch da gibt es nun ein Problem.
Mit dem militärischen Schlagabtausch zwischen Israel und dem Iran und den wachsenden Problemen in der Straße von Hormus (Teheran droht mit Transitbeschränkungen, zudem wird das GPS in der Region gestört) kollabiert langsam aber sicher auch diese Logistikkette. Das Ergebnis sind vor allem Aufschläge für Diesel. In Europa stiegen diese dafür bereits zum fünften Mal in Folge – mittlerweile auf über 25 Dollar per Barrel gegenüber Rohöl.
Wenn man bedenkt, dass die EU-Staaten laut Bloomberg im letzten Jahr im Schnitt etwa 850.000 Barrel Diesel pro Tag alleine über die Straße von Hormus bezogen, wird deutlich, wie sehr eine Schließung der Meeresenge für den Tankerverkehr die europäische Wirtschaft treffen würde. Man könnte auch sagen, die Brüsseler Eurokraten haben sich aus ideologischer Sturheit selbst ins Knie geschossen. Mehr noch haben sie der europäischen Wirtschaft damit ein weiteres Ei gelegt. Denn diese leidet nun unter den steigenden Dieselpreisen. Und das nur, weil man seinen größten und zuverlässigsten Lieferanten – Russland – wegen der Ukraine-Exkursion bestrafen wollte.
Es zeigt sich immer deutlicher, dass die Europäer von Geopolitik und geopolitischen Zusammenhängen keine Ahnung haben. Man tauscht lediglich einige alte Abhängigkeiten (und bekannte Risiken) mit neuen – und damit auch mit weiteren, neuen Risiken, die man zu selten bei den ideologisch geprägten Entscheidungen berücksichtigt. Die Ökonomen müssen nun wohl ihre Kristallkugeln noch einmal befragen und die Wachstumsprognosen für die europäischen Volkswirtschaften weiter reduzieren.