Der frühere Premier von Japan, Abe Shinzo, ist tot! Der 67Jährige verstarb heute an den Schussverletzungen, die ihm gestern ein Attentäter während eines Wahlkampfauftrittes in der Präfektur Nara zufügte. Die Polizei verhaftete an Ort und Stelle den 41jährigen verdächtigen Angreifer, Tetsuya Yamagami, der in den 2000er Jahren drei Jahre lang Marinesoldat war. Abe war der am längsten dienende Premier, bevor er 2020 aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat.
Attentat bei Wahlkampf
Abe wurde gestern früh in der westlichen Stadt Nara während eines politischen Wahlkampf-Auftritts für die Regierungspartei LDP – vor den Oberhaus-Wahlen am Sonntag – angeschossen und erlag heute seinen schweren Verletzungen. Premier Fumio Kishida, der im Norden auf Wahlkampf-Tour war, flog umgehend nach Tokio zurück. Gegenüber Medien sprach er von einem „heimtückischen und barbarischen Angriff“. Diese Tat, die während eines Wahlkampfes stattfand, der die Grundlage einer Demokratie ist, sei unverzeihbar.
Schüsse aus selbst gebastelter Waffe
Das japanische Staatsfernsehen NHK filmt die dramatischen Szenen vor einem Bahnhof in Nara mit, wo Abe eine emotionale Ansprache hielt. Plötzlich knallte der erste Schuss, gefolgt von einem zweiten. Die Aufnahmen zeigen, wie Abe auf der Straße kollabierte und einige Sicherheitsleute auf ihn zuliefen. Man sieht, wie Abe sich an die Brust greift, sein Hemd blutverschmiert. Laut Berichten traf ihn ein Schuss links am Rücken, knapp an der Wirbelsäule vorbei und auf der rechten Seite des Genicks. Die Sicherheitsleute fixierten einen Mann im grauen Hemd auf dem Asphalt. Neben ihm sieht man eine offenbar selbst gebastelte Waffe am Boden liegen. Das Land hat eines der weltweit strengsten Waffengesetze. Über den Hintergrund des Attentats ist bisher nichts bekannt.
Kein Freund der Globalisten
Abe war der längst-dienende Premier Japans nach dem 2. Weltkrieg – von 2012 bis 2020 – als er aus gesundheitlichen Gründen aus dem Amt schied. Er litt seit seiner Jugend an einer chronisch-entzündlichen Darmkrankheit, die er mit entsprechender Behandlung stabil halten konnte. Anlässlich seines Rücktritts sagte er damals gegenüber Journalisten, dass es ihm „das Herz zerreißt“, viele seiner Ziele unvollendet zu lassen. Er sprach von seinem Versäumnis, das Problem der vor Jahren von Nordkorea entführten Japaner, einen territorialen Streit mit Russland und eine Überarbeitung der Japan von den USA diktierten Verfassung, die es Japan verbot ein eigenes Militär zu haben. Für die liberalen Globalisten war Abe ein „Ultranationalist“, tatsächlich vertrat er eine konservative Linie und hatte dabei das Wohl Japans im Auge. Die Beziehungen zu Korea und China waren traditionell angespannt.
Größtes Ziel: Eine unabhängige Verfassung
Abes größtes Ziel war eine neue Verfassung für Japan, in der das Land selbst über seine Verteidigung entscheiden konnte. Linke Kreise in Japan, samt zugehörigen Medien hintertrieben das mit allen Mitteln. Die öffentliche Meinung dazu wurde derart gespalten, dass Abe keinen klaren Rückhalt dafür bekam. Er schuf sich viele Feinde im Parlament. Abes Wunsch, nach einer stärkeren Militarisierung Japans war auch nicht im Interesse der USA, obwohl die Beziehungen nach außen hin als gut galten. In seinen Reden sprach Aber immer davon, aus Japan ein „normales und schönes Land“ zu machen, mit stärkerem Militär und einer stärkeren internationalen Rolle.
Jüngster Premier mit 52
Abe stammt aus altem japanischen Adel und er kommt aus einer renommierten Politikerfamilie. Sein Großvater, Nobusuke Kishi, war früher ebenfalls Premier. Als er 2006 erstmals Premier wurde, war er 52 Jahre alt, und damit der jüngste Regierungschef. Ein Jahr später endete seine Amtszeit aus Gesundheitsgründen. Er kehrt 2012 zurück und gewann sechs Parlamentswahlen.