Horst D. Deckert

Krude Verschwörungsmythen über die vermeintliche Umvolkung Neuseelands

Entgegen anders lautender Gerüchte finden sich bei Wikipedia auch zu gesellschaftspolitischen Themen hin und wieder noch interessante Informationsschnipsel. So konnte ich im englischsprachigen Artikel über die Einwanderung nach Neuseeland etwas berichtenswertes finden über die (vermutlich AfD-nahe) Partei „New Zealand First“, deren Parteichef Winston Peters vor 16 Jahren mit der „kruden Verschwörungstheorie“ auf sich aufmerksam machte. Er meinte damals, dass sollte die Einwanderungspolitik weitergehen, dann würden die indigenen Maori in 17 Jahren zahlenmäßig von Asiaten überholt werden. Man kann sich den Aufschrei ausmalen, nachdem Peters den Versuch unternahm, eine Minderheit gegen eine andere auszuspielen. Prompt widersprach ihm das Statistikamt des Landes. Heute lässt sich nachprüfen, wie weit Peters mit seiner Einschätzung daneben lag.

Das Statistikamt will es besser wissen

Im Abschnitt über die Public Opinion (Öffentliche Meinung) zur gegenwärtigen Einwanderungspolitik des Landes heißt es:

„‘Maori will be disturbed to know that in 17 years’ time they will be outnumbered by Asians in New Zealand‘ – an estimate disputed by Statistics New Zealand, the government’s statistics bureau.

„Bis in 17 Jahren werden die Maori ziemlich überrascht sein, wenn sie von Asiaten zahlenmäßig überholt werden – eine Schätzung, die von der staatlichen Statistikbehörde in Frage gestellt wurde.“

Peters legte daraufhin schnell nach und meinte, dass die Statistikbehörde in der Vergangenheit bereits die Wachstumsrate der asiatischen Bevölkerung im Land falsch eingeschätzt hatte, wie es im Text heißt. Drei Jahre danach legte sein Stellvertreter noch einmal nach und warnte, dass sollte das Land weiterhin „mit Asiaten geflutet werden“, dann würden sich Parallelgesellschaften bilden, die „zulasten der Integration gehen wird, was zu Spaltung, Spannungen und gegenseitigen Vorurteilen führen wird.“

Selbstverständlich wurden die Aussagen kontrovers aufgenommen und vom Establishment als ewiggestrig hingestellt. Allzu viele Anhänger kann die Partei entsprechend nicht auf sich vereinen. Sie dümpelt mit ihrem rechtspopulistischen Programm aktuell im Bereich von ein bis zwei Prozent.

Ein Mittelzentrum Abstand

Wie weit Peters daneben lag, lässt sich im englischsprachigen Eintrag für Neuseeland ablesen. Rechts im Kasten mit der Zusammenfassung sind die ethnischen Gruppen mit dem Stand von 2018 aufgeführt:

  • 71,8% European
  • 16,5% Māori
  • 15,3% Asian
  • 9,0% Pacific peoples
  • 1,5% ME/LA/African
  • 1,2% Other

Unschwer zu erkennen ist das enge Rennen zwischen Asiaten und Maori, wobei einige Einwohner mehrere ethnische Zugehörigkeiten angeben konnten, so dass in der Summe mehr als 100% herauskommen. Normalisiert man die Werte, dann ergibt sich für Maori ein Anteil von 14,3% und 13,3% auf eine Bevölkerung von aktuell insgesamt 5,13 Millionen Menschen. Zahlenmäßig leben in Neuseeland demnach noch 100.000 mehr Maori als Asiaten.

Gräbt man sich durch die offiziellen Zensusdaten, dann findet sich für das Jahr der Wert von 404.000 Asiaten, die damals in Neuseeland gelebt haben. Maori gab es damals 624.000, so dass die Differenz noch doppelt so groß war als heute. Nachfolgend stieg der Anteil an Maori zwar um 31%, gleichzeitig aber wuchs der Anteil an Asiaten um 91%.

Stärker gewachsen ist lediglich die globale Lieblingseinwanderungsruppe der Araber, die sich zahlenmäßig verdoppelt haben. Am meisten gelitten in dem Zeitraum hat der Anteil Europäer, deren Gruppe zwar ebenfalls um 10% wuchs, die im Gesamtbild aufgrund der Bevölkerungszunahme jedoch um insgesamt 17% geschrumpft ist. Das allerdings ist bekanntlich wenig interessant, so lange die linke Elite weiterhin an der Macht ist.

Wie viele Asiaten lassen sich in vier Jahren einwandern?

Mit den Werten lässt sich über Peters krude Verschwörungstheorie urteilen, dass er damit bislang ziemlich daneben lag. Einhunderttausend Menschen sind in einem bevölkerungsarmen Land nicht wenig. Bedenkt man jedoch, dass die Werte schon wieder dreieinhalb Jahre alt sind und die Einwanderung munter weitergeht, könnte Peters Prognose tatsächlich doch noch zutreffen.

Bei den Statistiken im Einwanderungsartikel bei Wikipedia ist erfasst, wie viele Menschen in letzten sieben Jahren aus welchen Ländern nach Neuseeland eingewandert sind. Pro Jahr wären dies aus asiatischen Ländern jeweils mindestens:

  • Festland China >8.000
  • Philippinen >4.000
  • Südkorea >2.000
  • Japan >2.000
  • Vietnam >1.000
  • Singapur >1.000
  • Malaysia >1.000

Summa Summarum sind das über 19.000 Asiaten, die jährlich in Neuseeland anlanden. Theoretisch hinzuzählen müsste man hier noch Indien, von wo aus noch einmal über 8.000 Menschen nach Neuseeland kommen, sowie Sri Lanka mit 1.000 Einwanderern.

Fazit: Rollende Marginalisierung mit Bürgerkriegspotenzial

Je nach Rechnung und bei fortgesetzter Einwanderungspolitik – wovon man ausgehen kann – wird es bis 2022 auf etwa 76.000 bis 112.000 Asiaten hinauslaufen, die nach Neuseeland einwandern. Hinzu kommen weitere Einwanderer aus kleineren asiatischen Ländern, die in der Tabelle nicht verzeichnet sind.

Peters Prognose lässt sich damit als ziemlich punktgenau bezeichnen. Man könnte fast meinen, dass die neuseeländische Regierung die Marginalisierung der indigenen Maoribevölkerung betreibt. Dennoch – oder deswegen – ist zu vermuten, dass die neuseeländischen Medien wohl eher nicht darüber berichten werden, oder erst dann, wenn der Sack zu ist.

Denn ganz ohne Konsequenzen wird diese Umvolkung nicht vonstatten gehen können, da Maori seit langem mit eigenen Sitzen im Parlament vertreten sind. Aktuell sind für sie sieben von 120 Sitzen reserviert. Sollte sich die von Peters befürchtete Bildung von Parallelgesellschaften ausreichend tief in die Gesellschaft gegraben haben, ist nicht ausgeschlossen, dass auch andere Ethnien ihre eigenen Sitze im Parlament verlangen werden. Insbesondere Inder und Chinesen mit jeweils weit über 100.000 Einwohnern könnten bald schon ihre Ansprüche geltend machen wollen.

An Sri Lanka lässt sich ablesen, was dann im Schlimmstfall geschehen könnte – insbesondere falls auch die rapide wachsende Zahl der Muslime des Landes damit beginnen sollten, mit einer Stimme zu sprechen und sich die Ethnien nicht nur kulturell, sondern auch räumlich zu trennen beginnen. Alles, was es dann noch benötigt, wäre eine Partei mit einem Interesse an der Destabilisierung des Landes und das Abgleiten in die Katastrophe würde unweigerlich beginnen.

Quelle Titelbild

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