Horst D. Deckert

Land Oberösterreich: Überteuerte Familientherme erhitzt die Gemüter

Mehr Verärgerung als Entspannung verursacht bei Müttern und Vätern schon längere Zeit ein Badeaufenthalt in der Bad Schallerbacher Familientherme „Aquapulco“, die – wie man nun immer öfter hört – nicht nur heillos überlaufen, sondern auch viel zu teuer ist. 

„Die sehen mich dort nie wieder“ entrüstet sich eine Mutter mittleren Alters aus Buchkirchen bei Wels (Anm.: Name der Redaktion bekannt) über die horrenden Preise in der Schwimmwelt „Aquapulco“, die zur Euro-Thermen-Region gehört und damit im Besitz des Landes Oberösterreich ist.

Die Preise mögen vielleicht erklärbar sein, leistbar sind sie für unsereins eigentlich nicht, sagen nicht nur viele Oberösterreicher, sondern auch Gäste von außerhalb, die sich nach ihrem Aufenthalt im „Aquapulco“ wie Geschröpfte fühlen.

Vorm „Aquapulco“ weist noch nicht auf das große Gewusel im Inneren hin.

250 Euro für einen Badetag

Das ist auch das Empfinden jener Mutter aus Buchkirchen, die sich am Wochenende mit ihrem Kind einen schönen Tag im „Aquapulco“ machen wollte. Dazu hatte sie auch eine Freundin mit ihrem noch sehr kleinen Nachwuchs eingeladen.

Um es gleich vorweg zu nehmen: Den Tag haben die vier Leute im „Aquapulco“ verbracht, nur sehr schön war er nicht, sagt die Mutter, die für die Kosten des Badetages der vier Personen aufgekommen ist. „Im Endeffekt hat mich das Ganze 250 Euro gekostet, wovon der Eintritt für alle mit 145 Euro (!) zu Buche schlägt.“

Und wofür das alles? Um bei den Wasserrutschen und danach auch beim Essen Schlange zu stehen? An Liegepritschen hapert es sowieso. Familienfreundlich sei dies alles dort gerade nicht, wird moniert, weshalb dies für die Mutter aus Buchkirchen wohl der letzte Badetag im „Aquapulco“ war.

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Der Affenslogan „Beute zum Mitnehmen“ im Eingangsbereich soll die Kinder ansprechen, könnte aber auch der Leitsatz für den Badebetrieb sein.

Hohe Preise: Ein altbekannter Zustand

Den Betreibern dieses Bades scheinen die Auslastung und der Reibach, den sie damit machen, allemal wichtiger zu sein, als ein entspannter Badetag für ihre Gäste, wie auch auf Bewertungsplattformen im Internet laufend zu lesen ist.

Denn dieser Zustand im „Aquapulco“ ist schon ein altes Problem und dürfte mit den oft argumentierten höheren Strompreisen und gestiegenen Personalkosten oder gar dem Ukraine-Krieg nur wenig zu tun haben.

Heillos überfüllt: Liegen, Bars und Restaurants

Denn bereits am 23. August 2016 hatte sich eine „IreneM3008“ – ähnlich wie jetzt auch die Mutter aus Buchkirchen – auf der Plattform „Tripadviso“ über die katastrophalen Zustände im „Aquapulco“ beklagt, indem sie schrieb: Wir waren von Montag bis Freitag (im Thermenhotel „Paradiso“ – Anm. der Red.) auf Urlaub. Am letzten Tag machte ich etwas, was ich wirklich hasse! Ich stellte mich 10 Minuten vor Neun im Bademantelgang an, um Liegen zu reservieren, damit wir wenigstens am letzten Urlaubstag noch gemütlich relaxen können und nicht auf Plastiksesseln mitten im Gang sitzen müssen. Denn die Therme ist maßlos überfüllt und es gibt dort keinen eigenen Bereich für Hotelgäste, wie das in anderen Thermen in Österreich üblich ist.

Heillos überfüllt sind nach Angaben von „IreneM3008“ auch die „Swimm-up-Bars sowie die „Aquapulco“-Restaurants, in denen das Essen sehr teuer sei. Zudem ließe auch die Hygiene am Damen-WC zu wünschen übrig.

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An der Pforte zum „Badeparadies.“

„Familienbad! – Dass ich nicht lache!“

„Für mich war dies auf jeden Fall mein letzter Besuch“, betonte auch der Vater einer größeren Familie (fünf Personen) aus dem Innviertel auf eine AUF1.INFO-Nachfrage, als er mit Frau und Kindern gerade das „Aquapulco“ verließ und seinem Auto auf dem Parkplatz zustrebte. 

„Was hat der heutige Wirtschaftslandesrat Markus Achleitner (ÖVP) – als er noch Generaldirektor der OÖ Thermenholding war – mit dem Bad Schallerbacher ‚Aquapulco‘ als Familienbad angegeben“, reflektierte der Innviertler. Als er bei seinem Wagen angekommen war, sagte er noch süffisant: „Familienbad! – Dass ich nicht lache!“

Seinen Wagen hatte er zwischenzeitlich gestartet und schon halb im Anfahren rief er noch durch das geöffnete Autofenster hinaus: „Auf so ein Bad braucht sich das Land Oberösterreich wirklich nichts einzubilden.“

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Ein wichtiges Requisit im „Badeparadies“ – der Geldautomat. Die Geldmaschine im Foyer weist Besucher schon darauf hin, dass der Badetag teuer werden kann.
Fotos: Guggenbichler

Zum Autor: Kurt Guggenbichler war Mitbegründer und Chefredakteur des „Wochenblick“. Sein journalistisches Handwerk hat er bei der „Goslarschen Zeitung“ in Norddeutschland erlernt, wo er acht Jahre lang als Redakteur, Reporter und Kolumnist tätig war. Wieder zurück in seiner Heimat, arbeitete Guggenbichler in der Funktion eines Ressortleiters dann 25 Jahre lang für die „Oberösterreichischen Nachrichten“. Zum „Wochenblick“ wechselte er einige Zeit nach seiner Tätigkeit als Chefredakteur der Tageszeitung „Oberösterreichs Neue“ und für AUF1-Info ist Guggenbichler nun als Nachrichten-Redakteur, Kommentator und Reporter im Einsatz.

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