Horst D. Deckert

Laschet, ein Geschöpf der Untergangskanzlerin

(Ab-)geschlagen: Armin Laschet (Foto:dts)

Statt „Armin Laschet wird Kanzler“ jetzt „Verpiss dich, Armin„: Laschets Versuch, durch vorschnelle und nassforsche Ankündigungen noch am Wahlabend seinen durch nichts objektiv begründeten Anspruch der Regierungsbildung wie selbstverständlich vorwegzunehmen und damit durch „Pragmatismus“ eine Debatte über seine Rolle im historischen Wahldebakel der Union gar nicht erst aufkommen zu lassen, scheiterte nach nicht einmal 12 Stunden. Bei der CDU fliegen seit dem frühen Morgen die Fetzen, und allmählich dämmert der Partei, dass sie von einer Volkspartei zur politischen Randerscheinung, von einer einstigen Bastion zum Scherbenhaufen verkommen ist.

Noch einmal: die Hauptschuld für das Debakel trägt nicht Laschet, sondern Angela Merkel, und selbst der unbestreitbare Beitrag dieser dilettantischen rheinischen Frohnatur, der vielleicht zum Karnevalspräsidenten, aber nicht Bundeskanzler taugt, geht letztlich mit der unbefristeten Noch-Kanzlerin heim – denn all dies ist Teil ihrer desaströsen Nachlassregelung, die sie genauso verpfuscht hat wie dieses Land. Nach mir die Sintflut gilt bei Merkel für alles, was sie anpackt. Weder beim Parteivorsitz noch beim Kanzleramt baute sie einen Erben, einen Kronprinzen bzw. -prinzessin auf, sondern biss jeden mit Potential weg, so dass nur mehr die vierte Garnitur übrigblieb. Erst AKK, dann Laschet – man braucht sich über nichts mehr zu wundern. Mit der Lusche Laschet hat sie die die CDU komplett geschrottet.

Nach Merkel die Sintflut

Und deren Zukunft ist fürwahr alles andere als rosig. Der Politikwissenschaftler Oskar Niedermayer sieht nach der Bundestagswahl nun schwere Zeiten auf die Union zukommen: „Das schlechteste Ergebnis ihrer gesamten Geschichte ist für die CDU eine politische Kernschmelze„, sagte er zum „Handelsblatt„. Ihre Wählerbasis sei damit nunmehr zu gering, um noch den Volksparteianspruch aufrechterhalten zu können. „Eigentlich müsste das zu heftigen innerparteilichen Diskussionen über eine personelle und inhaltliche Neuaufstellung führen.“ Dass die CDU sich momentan hinter Laschet gestellt hat, zeigt für Niedermayer, dass dieser alles auf eine Karte setze, um die Chance auf die Kanzlerschaft aufrechtzuerhalten. „Sollte das gelingen, besteht die Gefahr, dass die Partei – wie schon 2017 – das Wahldesaster nicht aufarbeitet, was ihr mittelfristig deutlich schaden würde„, glaubt der Politologe.

Die historische Niederlage der Union führt Niedermayer darauf zurück, dass es Laschet nicht gelungen ist, die Stimmung in der Wahlbevölkerung zu drehen. „Laschet war in den Augen der Mehrheit der Wähler und der Unionsanhänger von Anfang an der falsche Kandidat und seine Beurteilung hat sich im Wahlkampf noch deutlich verschlechtert„, sagte er. Auch nach Einschätzung des Passauer Politikwissenschaftlers Heinrich Oberreuter hätte die Union CSU-Chef Markus Söder ins Rennen schicken sollen: „Mit der größeren kommunikativen Klarheit und stärkeren Ausstrahlung als Führungskraft wäre es mit Söder besser gelaufen„, sagte Oberreuter laut „dts“. Dies ist natürlich Augenwischerei: Auch ein Söder stünde, wie Laschet, für Opportunismus und Beliebigkeit – und ist alles andere als ein konservativer (geschweige denn wertkonservativer) Politiker. Das Problem der Union-Linksverschiebung und die frustrierte Wählerquittung für eine Corona-Politik voller Zumutungen hätten auch ihn ereilt.

Lusche Laschets Finale

Neben dem Chancenkiller der frappierenden, vollkommen Nichteignung des Kandidaten – die kein exklusives Unionsproblem war, siehe Baerbock und die Grünen –  Merkels Langzeitschaden trugen allerdings, das erkennen auch die politikwissenschaftlichen Experten an, auch massive Fehler der CDU-Zentrale im Konrad-Adenauer-Haus und eine fatale PR-/Öffentlichkeitsarbeit, vom Laschets Auftreten in den Flutgebieten bis zu seinen Straßeninterviews, bei. Oberreuter: „Katastrophal war die Inkompetenz des Parteiapparats.

Das von Laschet präsentierte „Zukunftsteam“ und sein „Sofortprogramm“ seien „erkennbare Notstandsmaßnahmen“ gewesen. Nun ist der Notstand erst recht da. Das ehrlichste für alle Beteiligten – und das beste für die Union – wäre, sich in Sack und Asche in Richtung Opposition zu begeben und Laschet zu entsorgen – erst in Düsseldorf, dann auf dem Altenteil. Ob Merkeldeutschland von einer Ampelkoalition oder Jamaika weiterregiert wird wie bisher, nimmt sich ohnehin nichts.

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