Horst D. Deckert

Lauterbach, ein Zwitter der Zwischenweltneurose

Lauterbach in seiner Paraderolle als „Medienliebling Fürchtemacher“ (Foto:Imago)

Auf die Frage, was Deutschlands regierender Dauerstörfall im Gesundheitsministerium, SPD-Eigenbrötler Karl Lauterbach, denn eigentlich darstellen soll, weiß vermutlich nur er selbst die Antwort (und überzeugt außer ihm selbst überzeugt diese auch keinen): Nach Eigendefinition KL soll er mal „Wissenschaftler“, dann wieder „Arzt“ sein. Gerne lässt er sich auch als „Epidemiologe” titulieren (was er nachweislich nicht ist und worauf auch seine Ex-Frau wiederholt öffentlich hinwies, als Lauterbach schon die Tour de Force durch alle deutschsprachigen Talkshows durchzutingeln begonnen hatte). Doch egal, wie man „Wissenschaftler“ oder „Arzt“ nun definiert: Lauterbach ist, jedenfalls nach gängigem Verständnis, weder das eine noch das andere.

Ein Arzt sitzt nicht 25 Jahre lang als Hinterbänkler seiner Partei in Ausschüssen (an denen er – einstigen Klagen seiner Abgeordnetenkollegen zufolge, er sei einer der „faulsten Abgeordneten” überhaupt – selten teilnahm) und fällt in dieser Zeit nicht, wenn überhaupt, allenfalls durch unappetitliche Lobbyarbeit bei Medikamentenstudien und Pharma-Aufträgen auf, während sich seine klinische Praxis auf Showtermine beim Impfen beschränkt oder aufs Herumlungern auf Ärztesymposien. Und ein „Wissenschaftler“ ist in der aktiven Forschung tätig – und verdient sein Geld nicht als durchalimentierter Volksvertreter, ohne je ein Labor von innen zu sehen.

Soziopath im Amt

Doch seit Corona-Zündung fragt da keiner mehr so genau nach; in der Krise punktet der am meisten, der den selbstheraufbeschworenen Dunstkreis des inszenatorischen Novums einer sogenannten Pandemie selbstbewusst durchschreitet und derart professionell im Nebel stochert, dass der Populus auch noch nach der zwanzigsten widerlegten Prognose und Fehleinschätzung wie gebannt an seinen Lippen hängt und sich einredet, Lauterbach sei ja nur deshalb unbeliebt, weil er „unbequeme Wahrheiten” ausspräche, jedoch „endlich mal ein Politiker mit Ahnung” sei und am Ende „fast immer Recht behalten” habe. Keine dieser drei Beurteilungen hält einer kritischen Überprüfung stand; im Gegenteil. Doch wo keiner mehr einen Plan hat, wird selbst der Hofnarr plötzlich zum allwissenden Prophet.

Und so wird auch jetzt, da die völlige Nichteignung dieses für jeden Dreikäsehoch als klar verhaltensauffällig ersichtlichen Soziopathen im Amt des Gesundheitsministers Tag für Tag mehr zum Vorschein kommt, so getan, als lägen die eigentlichen Qualitäten dieses Mannes ja woanders. Logisch: Wenn Lauterbach als Wissenschaftler Müll redet, dann soll es angeblich daran liegen, dass er ja eigentlich „Politiker“ sei. Wenn er dann im politischen Amt als Minister Scheiße baut – ob bei der überzähligen Bestellung von Impfstoff oder bei der eigenmächtigen Verkürzung des Genesenenstatus durch das RKI -, dann soll es auf einmal daran liegen, dass er ja „erst noch ins Amt hineinwachsen” müsse, weil er ja eigentlich Mediziner und „Experte“ sei.

Dunning-Kruger in der deutschen Politik

Genau so rechtfertigt sich Lauterbach neuerdings auch selbst: In der aktuellen „Zeit“ (unter dem ironiefreien Titel „Ein reiner Arzt!”) wehrt er sich gegen Kritik, ihm sei der Rollenwechsel vom Wissenschaftler zum Minister womöglich noch nicht gelungen: „Ich denke oft darüber nach, ob das in dieser Kombination klappen kann, ob mein wissenschaftlicher Hintergrund hilft und ob ich die politische Erfahrung habe, so ein Haus zu führen. Aber ich kenne das Haus seit 24 Jahren, seit ich 1998 Berater von Andrea Fischer war, dann viele Jahre bei Ulla Schmidt. Ich muss offen sagen: Wenn das nicht wäre, wäre dieser Sprung auf den fahrenden Zug nicht möglich gewesen.“ Er sei sogar zu der Überzeugung gelangt, so Lauterbach weiter, dass ihn gerade sein beruflicher Hintergrund schütze: „Mir stellt sich eher die Frage, wie man das hier überleben kann, wenn man den wissenschaftlichen Hintergrund nicht hat. Wenn in der Bundespressekonferenz Fragen zu Themen kommen, die verhetzbar sind, muss man wirklich im Stoff stehen, sonst geht man unter.

Soviel zum Thema Selbstwahrnehmung und Eigenreflexion: Lauterbach ist längst untergegangen. Zugleich ist er der bislang schlagendste Beweis für das Dunning-Kruger-Syndrom in der deutschen Spitzenpolitik: Ein angemaßter „Wissenschaftsexperte“ und Arzt, der von der Wissenschaft und vor allem Medizinkollegen mehrheitlich vermutlich weder als fachlich ebenbürtig noch von seiner quasi inexistenten Berufspraxis her ernstgenommen wird, hält sich selbst für qualifiziert, als oberster Gesundheitswächter und Lebensretter die Deutschen vor der Phantombedrohung eines Allerweltvirus schützen zu können  – und dazu das ganze Land im Würgegriff halten zu dürfen. Lauterbach behauptet angetreten zu sein, das Ende von Corona herbeizuführen. Richtig ist das exakte Gegenteil: Corona endet mit ihm. Je schneller dieser unselige Untergangsprediger – und all das, was er personifiziert – von der politischen und medialen Bildfläche verschwindet, umso schneller werden wir zu unserem geraubten Leben zurückfinden.

The post Lauterbach, ein Zwitter der Zwischenweltneurose first appeared on Ansage.

Ähnliche Nachrichten